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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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auf und schiebt Chloe in einer einzigen fließenden Bewegung hinter sich.
    »Bleib da«, zischt er.
    »Gut.«
    Die Tür geht auf, und eine Frau tritt ein. Ein herzliches Lächeln umspielt ihre Lippen und lässt ihre mandelförmigen blauen Augen leuchten. Kurzes blondes Haar umrahmt ihr hübsches, blasses Gesicht. In ihren Ohrläppchen blitzt es golden. Ihr Duft durchweht den Raum: Zimt, Gewürznelken und Eis.
    Doch sie riecht auch noch nach etwas anderem, etwas, das Dante nicht benennen kann, das er nur von seiner eigenen Haut kennt. Es ist erdig und eisig, wie gefrorener Boden.
    Dieser Duft wispert: Ich bin wie du.
    Die Tür schlägt hinter ihr zu. Das Schloss piept erneut, und dann steht auf dem LED-Monitor wieder VERRIEGELT .
    In Dantes Bewusstsein zuckt Schmerz auf. Er hebt die Hand, um seine Augen zu schützen, da die Lichter im Raum plötzlich noch greller zu sein scheinen. Wieder hat er das Gefühl, diese Situation schon einmal erlebt zu haben.
    »Hallo … Dante«, sagt die Frau, wobei die Pause, die sie macht, wirkt, als wollte sie ihn bei einem anderen Namen nennen. Sie bleibt unter dem Stahlhaken stehen. Über ihrem dunkelblauen Rock und einer blassrosa Bluse trägt sie einen weißen Arztkittel. »Erinnerst du dich an mich?«
    Dante schüttelt den Kopf. »Sollte ich?«
    Licht funkelt in den Augen der Frau auf, als spiegle sich der Mond auf dem Wasser. Er hat das Gefühl, ihre Augen würden selbst im Dunkeln wie die einer Katze funkeln, die ein Lichtstrahl trifft. Wie seine. Neugier und Nervosität erfassen ihn.
    »Ist höchstwahrscheinlich das Beste, wenn du dich nicht erinnern kannst«, sagt sie. »Ich bin Johanna.«
    Ganz weit hinten in Dantes Erinnerungsvermögen beginnt etwas zu dämmern. Er sieht ein Bild vor seinem inneren Auge: Johanna – mit blutverschmiertem Arztkittel – beugt sich über ihn und streicht ihm die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen, hell, himmelblau und gierig, starren ihn an. Ihre Nasenflügel beben, als rieche sie etwas Wunderbares.
    Mein schöner Junge. Es wird nicht so wehtun, wenn du dich nicht dagegen wehrst.
    Dante fixiert Johanna.
    »Ah«, sagt sie. »Jetzt erinnerst du dich doch.«
    Doch die Erinnerung verschwindet wie ein kurzer Blick zurück in einen schlechten Traum. Es scheint fast, als wäre das, woran er sich erinnert, nie geschehen, nie wahr gewesen. Dante blinzelt. Sein Kopf schmerzt, als trommle eine Faust mit Schlagring auf sein linkes Auge ein. Er versucht, sich daran zu erinnern, woran er soeben gedacht hat, vermag es aber nicht.
    War es etwas, was die Frau gesagt hat? Wie war nochmal ihr Name? Johanna? Es läuft ihm kalt den Rücken hinunter.
    Johanna legt den Kopf schief und versucht, hinter Dante zu blicken. »Hallo, Chloe.«
    Chloe hält vor Schreck die Luft an. Doch sie verhält sich still und bleibt dicht bei Dante. Die Finger hat sie unter seinen Gürtel geschoben. Dante schiebt sich zur Seite, damit Johanna Chloe nicht ansehen kann.
    »Lassen Sie sie in Ruhe«, sagt er. »Sie hat nichts mit alldem zu tun. Was wollen Sie?«
    »Nichts. Ich bin hier, um dir zu helfen«, antwortet Johanna. »Papa Prejean glaubt, es sei an der Zeit, dass Chloe ihr Geld auf einer Matratze unten im Keller verdient, so wie du das tust.«
    Dante bewegt sich übernatürlich schnell.
    Er hört, wie Chloe hinter ihm erstaunt aufschreit, als er sich von ihrem Griff um seinen Gürtel löst und sie zurücklässt. Einen Moment lang sieht er ihre bestürzten himmelblauen Augen, ehe er den Kopf in Johannas Leibesmitte rammt und sie gegen die Wand schleudert. Ihr Hinterkopf knallt gegen die gepolsterte Wand. In ihm tobt ein Feuer, das sein ganzes Leben erfasst hat.
    »Tais-toi«, zischt er. »Halten Sie den Mund! Sie muss diesen Dreck nicht hören! Sie ist noch ein Kind!«
    »Du auch, Dante«, flüstert Johanna. »Nur ein Kind.« Zärtlich legt sie die Hand auf sein Gesicht. »Mein schönes, kleines Nachtgeschöpf.«
    »Ich bin kein Kind.« Dante zuckt zurück, als sie ihn berührt. Ihre Worte hallen in ihm wider. »Mein schönes, kleines Nachtgeschöpf« – doch er glaubt, sie in einer anderen, maskulinen Stimme zu hören. Plötzlich erinnert er sich an einen Namen: Dr. Wells. Dann verliert sich der Name wieder. Dante starrt die Frau an, während es in seinem Schädel quälend hämmert.
    »Warum ist dieser Fi’ de garce Papa Prejean nicht hier, um mit mir zu reden?«
    Johanna richtet sich auf. Lässig fährt sie sich mit den Fingern durch das hellblonde Haar und streicht ihren weißen

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