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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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LED-Monitor ist in grün das Wort OFFEN zu lesen.
    Schon so schnell? Dante steht auf und zieht Chloe mit hoch. Dann schiebt er sie in eine Ecke. »Geh in Deckung«, zischt er. »Ich werde nicht erlauben, dass sie dir etwas tun.«
    »Gut.« Chloe riecht nun nach Angst.
    Während Chloe in die Hocke geht und Orem an die Brust drückt, tritt Dante vor sie. Die Tür öffnet sich, und Dante knurrt. Drei Männer in schwarzen Anzügen – böse, furchtbare Männer wie Papa Prejean und all die anderen Arschlöcher, die so oft die Treppe in den Keller herunterkommen – verteilen sich in der weißen Gummizelle.
    Hunger, Begierde und Verlangen flammen in Dante auf. Ihre pochenden Herzen ziehen ihn an. Ihr schweißiger Hopfengeruch lässt ihn schwanken. Alle drei stürzen zugleich auf ihn zu. Dante lässt sich fallen, wirbelt herum, versucht, sie mit den Fingernägeln zu verletzen. Blut spritzt ihm ins Gesicht. Jemand gibt ein gurgelndes Geräusch von sich. Einem anderen gelingt es, hinter Dante zu kommen. Dante bewegt sich übernatürlich schnell. Er schlägt um sich, tritt, beißt, wirbelt herum.
    Blutgeruch steigt ihm in die Nase. Er kann sich ihm nicht entziehen. Er sinkt auf die Knie und schlägt seine Zähne in weiches Fleisch. Blut pumpt ihm in den Mund – süßer als Lakritze, berauschender als heimlich getrunkener Whisky. Er kriegt nicht genug davon. Er trinkt, bis nichts mehr übrig ist.
    Noch immer kniend sieht er sich um. Alle drei bösen Männer liegen auf dem blutbefleckten Boden. Er wirbelt herum, wischt sich den Mund ab und streckt die Hand nach Chloe aus. Doch sie ist nicht mehr in der Ecke. Seine Hand fasst ins Leere.
    Stattdessen liegt sie auf dem Boden – in einer riesigen Blutlache. Sie ist so blass, dass ihre Sommersprossen verschwunden zu sein scheinen. Wie weggewischt. Ihre himmelblauen Augen stehen offen und wirken leer wie die einer Puppe. Ihre Haare umgeben sie in nassen Strähnen wie ein Heiligenschein – nass vom Blut aus ihrem aufgerissenen Hals.
    Orem liegt außerhalb der Reichweite ihrer Finger. Chloes Blut färbt den schwarz-weißen Plüsch des Orcas rötlich braun.
    Dante sieht auf seine blutig-klebrigen Hände. Das Blut unter seinen scharfen Nägeln gehört nicht nur den bösen Männern – und das Blut, das er so gierig getrunken, das ihm ein solches High gegeben hat? Er vermag den Gedanken nicht zu Ende zu denken. Wieder erfasst ihn dieses Gefühl, dreht ihm die Eingeweide um. Sein Hals brennt wie Feuer, sein Magen verkrampft sich.
    Er kriecht zu Chloe. Ihr warmes Blut dringt durch die Knie seiner Jeans und vermischt sich mit dem an seinen Händen.
    Dante nimmt Chloe in die Arme und drückt sie an sich. Er vergräbt sein Gesicht in ihrem Haar. Doch er riecht nur noch Blut, verführerisch und metallisch. Er hat ihren Wohlgeruch nach Erdbeeren, Seife und Babyshampoo verloren. Verzagt schließt er die brennenden Augen. Es schnürt ihm den Hals zu.
    Chloe, seine Prinzessin, sein Schwesterchen, sein Herzblut.
    Für immer und ewig.
    Dante schaukelt auf Knien vor und zurück, Chloe noch immer in seinen Armen. Er flüstert ihr sinnlose Worte ins Haar, während er nach dem richtigen sucht, nach dem Zauberwort, jenem, das sie wieder zum Leben erweckt und das stumme Herz erneut zum Schlagen bringt.
    Er schaukelt noch immer sachte vor und zurück, als sie kom men, ihn zu holen.

13
    NICHT SO PRAKTISCH
    Washington, D. C. · 25. März
    »Sie sind spät dran«, sagte Celeste Underwood, als sich ihr Assistent ihr gegenüber in ihre Nische im Applebee’s setzte. »Ich hoffe, Sie haben eine gute Ausrede.«
    »Tut mir leid, Ma’am«, erwiderte der Außendienstagent der Schattenabteilung, Richard Purcell. Regentropfen glitzerten noch auf seinem dunklen Trenchcoat und in seinem honigblonden Haar. »Der Verkehr war eine Katastrophe.« Er legte seine ge schmackvolle dunkle Aktenmappe neben sich auf die Plastikbank.
    »Ihre Ausrede ist das auch«, antwortete Underwood und stippte ein Stückchen Hühnerfleisch in ein Schälchen mit einer Mischung aus Limettensaft und Cayennepfeffer, die neben ihrem Teller stand.
    Purcell sah sie an. Er wirkte einfühlsam. »Ich habe es schon gehört«, flüsterte er beinahe zu leise, wenn man den Lärmpegel in dem Restaurant bedachte – klapperndes Geschirr, Dutzende von Gesprächen an den Nachbartischen, die immer wieder von Gelächter und Kindergeschrei durchzogen wurden. Der Lärm war auch der Grund gewesen, warum Underwood dieses Lokal ausgesucht hatte. Hier brauchte man

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