03 - Nur ein einziger Biss
drückte, das er ihr mitgebracht hatte. »Hier.«
»Was ist das?«, fragte sie mit deutlichem Misstrauen.
Seine Lippen zuckten. »Nichts Gefährlicheres als Saft.«
Sie nahm vorsichtig einen Schluck und war erleichtert, als sie den süßen Geschmack von Orangen erkannte. »Das ist frischer Saft. Hast du den selbst ausgepresst?«
»Weshalb bist du so überrascht? Es ist nicht so, als sei ich zu überhaupt nichts zu gebrauchen.«
Darcy leerte das Glas, bevor sie es beiseite stellte und ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann zuwandte, der über ihr aufragte. »Ich kann mir bloß nicht vorstellen, wofür ein Vampir sich mit Nahrungszubereitung auskennen sollte. Es ist ja nicht so, als würdet ihr eine Menge Zeit in der Küche verbringen.«
»Nein, wir beziehen unsere Kraft nicht aus normaler Nahrung.« Eine Hitze, die Darcy allmählich wiederzuerkennen begann, loderte in seinen dunklen Augen, als er vorsichtig mit seinen Fingern über ihren Hals wanderte. Er hob die Brauen, da ihr Gesicht ganz plötzlich rot anlief. »Du errötest.«
Warum auch nicht? Sie hatte soeben den Orgasmus
ihres Lebens in den Armen eines vollkommen Fremden erlebt. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihm erlaubt hatte, ihr Blut zu trinken, als kenne sie keinerlei Hemmungen. Sie war nicht prüde, aber sie war auch keine Nutte. Und das hier war weitaus mehr als nur nuttenhaft. Es war … supernuttenhaft.
»Natürlich erröte ich«, murmelte sie und zog sich die Decke bis zum Kinn hoch.
Er runzelte leicht die Stirn. »Was zwischen uns geschehen ist, bringt dich in Verlegenheit?«
Sie seufzte. »Hör mal, ich weiß nicht, was für eine Art Frau du üblicherweise abschleppst, wenn du einen kleinen Snack willst, aber ich … gebe mich sonst nicht einfach solchen Dingen mit jemandem hin, den ich gerade erst getroffen habe.Vor allem nicht, wenn dieser Jemand zufällig ein Vampir ist, der mich entführt hat.«
Das schöne bronzefarbene Gesicht nahm wieder den distanzierten Ausdruck an. Darcy fing an zu begreifen, dass Styx diesen Gesichtsausdruck als Abwehrmechanismus benutzte. Ohne Zweifel würde einer ihrer zahlreichen Psychiater, die sie im Lauf der Jahre gehabt hatte, es als »Abblocken« charakterisieren.
»Ich schleppe überhaupt keine Frauen ab. Es ist wesentlich bequemer, mir das, was ich brauche, von der Blutbank zu holen.« In Styx’ Stimme war eine gewisse Schärfe zu hören, fast so, als sei es ihr gelungen, ihn zu kränken. Was wirklich albern war. War es überhaupt möglich, die Gefühle eines Vampirs zu verletzen?
»Aber es ist keine Schande, eine solche Intimität miteinander zu teilen. Zwischen uns gab es vom ersten Augenblick an eine Anziehung.«
»Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir uns
fremd sind und dass du mich gegen meinen Willen festhältst.«
Styx schnaubte ungeduldig und umfasste ihr Kinn mit der Hand, um sie dazu zu bringen, seinem glitzernden Blick zu begegnen. »Heute Nacht lief mir Salvatore über den Weg, mein Engel. Er ist ein gefährlicher Rassewolf und will dich unbedingt in seiner Gewalt haben. Wenn ich dich freiließe, würde er dich zweifelsohne zu seiner Gefangenen machen.«
Er berührte ihr Gesicht und allein diese Berührung ließ eine erneute heiße Woge der Erregung durch Darcys Körper laufen. Sie musste sich selbst davon abhalten, mit der Hand nach Styx’ wundervollem Haar zu greifen und seinen Zopf zu lösen. Ihr Leben war vielleicht in Gefahr, und alles, woran sie denken konnte, war diese Testosteronbombe von Vampir!
»Ich bin nicht völlig hilflos«, murmelte sie.
»Vielleicht nicht, aber du kannst es nicht mit einem Werwolf aufnehmen, der über so viel Kraft verfügt wie er.«
»Wäre es denn so viel anders, seine Gefangene zu sein, als deine?«
Dieses Mal war sein scharfes Fauchen eindeutig. Falls sie ihn nicht verletzt haben sollte, dann hatte sie es wenigstens geschafft, ihn zu beleidigen.
»Ich habe dir kein Leid zugefügt«, entgegnete er steif. »Ganz im Gegenteil habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um dir jeden möglichen Komfort zu bieten.«
Trotz ihrer absurden Schuldgefühle weigerte sich Darcy, Reue zu empfinden. Sie war ja schließlich das Opfer hier, oder nicht? »Ja, und während ich hier in diesem
Komfort lebe, verliere ich meine Jobs, meine Miete ist überfällig, und meine Pflanzen sterben!«, warf sie ihm vor und entzog sich seinem Griff. »Ich habe vielleicht kein großartiges Leben, aber es ist meins, und Sie zerstören es mir.«
Er konnte sich
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