03 - Nur ein einziger Biss
sich die Tür hinter ihr öffnete und Styx den Raum betrat.
»Hier bitte, Dasher«, murmelte sie und goss das Wasser gleichmäßig über die Erde. »Nein, nein, ich habe dich nicht vergessen, Dancer. Sei nicht ungeduldig, Vixen. Du kommst gleich dran.«
»Was zum Teufel tut Ihr da?«, wollte eine tiefe Männerstimme plötzlich von ihr wissen.
Darcy brauchte sich nicht umzudrehen. Nur ein einziger
der vielen, vielen Männern, denen sie schon begegnet war, war imstande, sie nur durch den Klang seiner Stimme so sehnsuchtsvoll erbeben zu lassen.
»Ich versuche diese armen Pflanzen zu retten, die Sie vernachlässigt haben!« Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Sehen Sie doch bloß mal, wie sie die Köpfe hängen lassen. Sie sollten sich schämen! Wenn Sie ein lebendiges Wesen in Ihr Haus holen, haben Sie auch die Pflicht, anständig dafür zu sorgen.«
Es folgte eine lange Pause. »Ihr redet mit Pflanzen?«, fragte er endlich.
»Natürlich.« Darcy drehte sich um, und ihr stockte bei seinem Anblick der Atem. Es war einfach nicht fair, dass ein Mann so ungemein gut aussah! Hastig wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Pflanzen zu. »Auch sie fühlen sich einsam, genau wie Menschen. Oder, Rudolf?«
»Rudolf?«
Darcy hob eine Schulter. »Na ja, ich kenne ja die Namen nicht, die Sie ihnen gegeben haben. Zu dieser Jahreszeit schien es mir passend zu sein, sie nach den Rentieren des Weihnachtsmanns zu benennen. Sie wissen schon: Rentiere, Weihnachtsmann, Christbaum, Geschenke?«
Darcy zuckte überrascht zusammen, als der Mann plötzlich neben ihr kniete. Sie hatte keinen Ton gehört. War er so lautlos, oder konnte er einfach wie von Zauberhand überall verschwinden und an jedem beliebigen Platz wieder auftauchen?
Der Vampir, der anscheinend nicht gemerkt hatte, dass er sie gerade zu Tode erschreckt hatte, sah sie mit einem neugierigen Ausdruck an. »Ich nehme an, das ist irgendeine menschliche Tradition? Die Menschen scheinen davon einen unerschöpflichen Vorrat zu haben.«
»Feiern Vampire denn nicht Weihnachten?«
»Wenn jemand ewig existiert, scheint der Drang, mit eigenartigen Ritualen an den Ablauf des Jahres zu erinnern, etwas ermüdend.«
Darcys Unbehagen löste sich allmählich in Luft auf. Es war seltsam, aber wenn er in ihrer Nähe war, schien sie zu vergessen, dass er eine gefährliche Kreatur war, die sie gefangen hielt. Vielleicht lag es daran, dass sie weiterhin überwältigt war von dem Bedürfnis, ihm diesen hautengen Pullover vom Leib zu reißen und mit ihren Lippen über seine glatte, bronzefarbene Haut zu wandern? Ja, das war es wohl.
»An Weihnachten geht es nicht darum, an den Ablauf des Jahres zu erinnern«, protestierte sie, wobei sie mit den Fingern zärtlich über Rudolfs Blätter streichelte.
»Nein?«
»Es geht um die Botschaft des Heiligen Abends. Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.« Sie senkte die Wimpern, um die Einsamkeit zu verbergen, die sie in ihrem Innern versteckte. »Es geht um Liebe und Freundschaft und … Familie.«
Schlanke bronzefarbene Finger umschlossen plötzlich ihre Hand. Seine Haut war kühl, aber trotzdem loderte in Darcy eine Hitze auf, die direkt in ihre Magengrube schoss.
»Wenn es ein so besonderes Fest ist, weshalb macht es Euch dann traurig?«, murmelte Styx sanft.
Sie erstarrte, da sie sich unangenehm durchschaut fühlte. »Wieso denken Sie, dass es mich traurig macht?«
Er beugte sich zu ihr, die dunklen Augen seltsam hypnotisierend. »Ich kann Eure Traurigkeit spüren. Sie umarmt Euch wie eine alte Freundin.«
Darcy schluckte schwer. Sie verlor sich in diesem unwiderstehlichen Blick. In dem sanften Streicheln seines Daumens über die Innenseite ihres Handgelenks. Es war so unglaublich lange her, dass jemand sie mit einer solchen Vertrautheit berührt hatte. »Was meinen Sie damit, Sie können es spüren?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
»Ich bin ein Meistervampir.«
»Ist das eine Art Gedankenleser?«
»Nein, aber ich kann sehr tiefe Emotionen spüren, wenn ich Euch berühre.«
Darcy wand sich unbehaglich. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass er ihre Gefühle erahnen konnte. Nicht, wenn ein Teil dieser Gefühle von der spürbaren Begierde geprägt war, sich an diese harte Brust zu kuscheln und sich an diesen perfekten männlichen Gesichtszügen entlangzuküssen.
Er hob seine freie Hand, um damit ihr Kinn zu umfassen. »Sag mir, weshalb du traurig bist, Darcy.«
»Ich vermute, jeder, der zu dieser Zeit des Jahres
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