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03 - Schatten Krieger

03 - Schatten Krieger

Titel: 03 - Schatten Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zu lange zögern.
    Calabos atmete tief ein und lachte dann. Er schaute hinauf in die Dämmerung und auf die gewaltigen Pfeiler, die in ihren Höhen verschwanden. Dann streifte sein Blick das Thronpodest und die fahle, hohe Mauer des Weißen Gefängnisses. Entschlossen trat er in die finstere Umarmung und kniff dabei die Augen fest zusammen. Der Schacht, der bis zum Ursprung des Brunn-Quell führte, ähnelte einem Flaschenhals. Seine strahlenden, smaragdgrünen, engen Wände weiteten sich zu einer dämmrigen, grauen Kaverne. Aus der Mitte ihres flachen Bodens stieg der gleißende Strom des Brunn-Quell in einer zitternden Säule aus Macht empor, die für gewöhnliche Augen zu hell war. Ondene stand einige Meter entfernt und bewachte den verdrossenen General der Dämmerung, während der geisterhafte Tauric sorgfältig den Brunn-Quell untersuchte.
    »Ihr könnt nicht gewinnen«, knurrte der General der Dämmerung. »Die Essenz meines Gebieters ist über das ganze Nachtreich verstreut. Es spielt keine Rolle, wenn ihr ihn hierher schafft und das vernichtet, was ihr gefangen habt, denn er wird sich wieder erheben.«
    »Das sagst du«, erwiderte Ondene. »Aber da du nichts zu sagen hast, was ich hören will, verschwendest du nur deinen Atem.«
    »Bedauerlicherweise spricht er die Wahrheit«, erklärte Tauric.
    Bestürzt drehte sich Ondene zu ihm um und schützte seine Augen vor dem Gleißen des Brunn-Quell, doch bevor er sprechen konnte, trat ein Neuankömmling aus dem Schacht und kletterte die groben Quader hinunter, welche zu dem Boden hinabführten. Es war Calabos in der schimmernden Rüstung eines Schwarzen Ritters. Er trug ein Langschwert in einer Scheide über dem Rücken. Ondene wurde von einer Woge von Freude und Erleichterung ergriffen, doch sein Lächeln erstarb, als er Calabos' erschöpfte und gepeinigte Miene sah und die kaum verhüllte Furcht in seinen Augen.
    Calabos taumelte auf den Brunn-Quell zu, blinzelte und wandte sich dann davon ab.
    »Befreit mich von ihm!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Sofort! Ich befehle es Euch!« Während Ondene zusah, verschwamm seine gepanzerte Gestalt, und ein aschfarbener Nebel stieg um ihn herum auf, der sich zu einer größeren, geisterhaften Gestalt verdichtete. Sie wurde dunkler und verbarg Calabos, und Ondene bemerkte, dass sich in dieser dichten Schwärze auch andere Formen bewegten, wogende Figuren, die Calabos' Antlitz trugen.
    Noch während der erschreckte Ondene das verarbeitete, trat Calabos aus dieser bedrohlichen Gestalt. Er schien sich fast mit Gewalt den Weg hinaus zu bahnen. Zitternd und keuchend, mit leichenblassem Gesicht, stolperte er einige Schritte weiter, bevor er zu Boden sank. Ondene war schon an seiner Seite.
    »Ich hätte es fast… nicht bis hierher geschafft«, keuchte Calabos. »Seine vergifteten Gedanken strömten wie ein verseuchter Fluss durch meinen Geist. Jeder Schritt war ein Kampf gegen wildes Begehren und verlockende Illusionen, trotz der Hilfe meiner Phantome.« Er verzog das Gesicht. »Ich war kurz davor, mich zu ergeben und die Dunkelheit willkommen zu heißen …«
    »Mein Gebieter wird euch alle umschließen«, sagte der General der Dämmerung mit verzerrter Stimme. »Seht! Seine göttliche Essenz wird sich gegen euch minderwertige Kreaturen erheben … Werft diese Fesseln ab, Großer Schatten, und zermalmt unsere Feinde!«
    Konturlose Schatten wanden sich um die große Gestalt, und während Ondene und Calabos zusahen, wurden Ausschnitte eines entstellten Gesichts sichtbar. Die Gestalt machte einen Schritt in Richtung Brunn-Quell, dann einen zweiten, und dann stimmten die Phantome mit Calabos' Gesicht ein dröhnendes Lied an. Der Große Schatten blieb stehen, aber sein Hass war in der dämmrigen Kaverne beinahe fühlbar wie ein unsichtbarer, erstickender Hauch des Todes.
    Bald sind all unsere Kräfte erschöpft,
sang eines der Phantome.
Du musst entscheiden, was getan werden muss, und zwar bald.
    Calabos schüttelte den Kopf. »Da seine Essenz an das Nachtreich gebunden ist, kann er nicht vernichtet werden. Also würde vermutlich dieser Ort und alles in ihm zerstört werden, wenn wir ihn vernichten.« Er schaute Ondene an. »Was bleibt uns zu tun? Und wer ist Euer Gefährte?«
    Der geisterhafte Tauric schwebte zu ihnen und lächelte.
    »Sei gegrüßt, Calabos, Poet und Magier. Wir haben einen langen Weg zurückgelegt, du und ich.« Calabos starrte ihn einen Moment an und lachte dann leise. »Also hat die Schlummernde

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