03 - Schatten Krieger
wirkten kraftvoll und konzentriert, aber Tashil sah, dass er körperlich fast am Ende war. Er war schlammverkrustet, sein Körper von Narben überzogen, und er schien sich einen Arm gebrochen zu haben, der schief wieder zusammengewachsen war.
»Ich werde niemals dein Schoßhündchen sein«, knurrte Qothan. »Wir dienen deinesgleichen nicht, wir zerstören es.«
»Sieh an, aber dein Freund hier kniet vor mir, oder nicht?« Bureng zerrte an den Roben, die Calabos trug. »Willst du mit ansehen, wie sein Blut den Fluss tränkt, oder möchtest du ihn begleiten, wenn er im Abgrund seines Verstandes versinkt und besessen wird?« Bei diesen Worten bückte er sich, verdrehte den Hals und schaute in Calabos' Gesicht. Dann hob er mit einem Ruck den Kopf und starrte Qothan böse an. »Was nutzt Euch das?«, fragte Sounek gelassen. »Tötet ihn, und nichts wird uns abhalten, Vergeltung zu üben, lasst ihn frei, ergebt Euch, und wir … kümmern uns um Euch.«
Bureng lachte verächtlich. »Kümmern, ja? Vielleicht wollt ihr mich ja in einen eisernen Käfig stecken, hm? Ihr seid erbärmliche Narren, allesamt! Nein, wenn ich zu meiner wahren Größe aufsteige, werde ich mich um euch kümmern. Und zwar besser, als sich der arme Rikken am Ende um mich gekümmert hat. Immerhin hat er mir genug Kraft gegeben, um auszuhalten und abzuwarten … Heda, halt!«
Qothan hatte einen Schritt auf ihn zu gemacht, blieb aber stehen, als der Dolch sich an Calabos' Hals presste und eine feine Linie darüber zog, aus der Blut tropfte.
»Zeit für den letzten Schlag, denke ich«, erklärte Bureng. »Zeit, dass ein neuer Schattenkönig sich erhebt.« Schnell und gelassen nahm er den Dolch von Calabos' Hals, hob ihn an und … schnitt sich selbst die Kehle durch.
Dardan stieß einen Fluch aus, und Tashil schrie überrascht und entsetzt auf. Als Bureng auf die Knie sank und sein Blut über seinen Körper sprudelte, rückte Calabos einige Schritte von ihm ab und schüttelte den Kopf, als Qothan ihn weiter wegziehen wollte. Bureng grinste, als seine Augen sich verdrehten, bis nur noch das Weiße zu sehen war. Dann sank er hintenüber. Einen Moment lang schien alles wie eingefroren, und dann sah Tashil genau das, was sie befürchtet hatte. Ein Phantom züngelte aus der Leiche.
»Calabos, bring dich in Sicherheit!«, rief sie. »Qothan, packt ihn, fliegt mit ihm weg …!«
»Nein!«, widersprach Calabos. »Es muss hier enden, hier und jetzt, und nur ich weiß, was getan werden muss.« Schon, aber hast du auch die Kraft dazu?, dachte sie, als sie die Erschöpfung in seinem Gesicht sah, die dunklen Ringe unter den Augen und das Zucken eines Muskels auf seiner Wange.
Doch Calabos holte nur tief Luft und stand auf, als das Phantom sich von Burengs Leichnam losriss und zu ihm schwebte. Rauchige Tentakel zuckten zu seinem Gesicht, während es immer näher kam. Als das erste Tentakel die Haut über seinem Auge berührte, ruckte Calabos' Kopf unmerklich zurück, aber er wich nicht aus. Stattdessen wartete er, bis mehrere der widerlichen Tentakel auf seiner Haut klebten, bevor er seine Hand hob und sie direkt vor den Kern des Phantoms hielt. Einen Moment glaubte Tashil, es würde weiterschweben und die Hand umhüllen und danach sein Gesicht, aber stattdessen hielt es inne. Calabos' Blick war unerbittlich, und nach einem Moment lief ein helles Zucken durch das Innerste des Phantoms. Es zog seine Tentakel zurück. Dann schob Calabos es langsam immer weiter vor sich her, bis er über dem Leichnam des Piraten stand. Er drängte es nach unten in die Brust des Kapitäns..
»Stirb!«, sagte er und richtete sich wieder auf.
Der Leichnam zuckte, die Brust holte Luft, und die Arme bewegten sich ruckartig, ebenso die Beine und Füße. Dann richtete der Tote sich ungelenk auf. Die verdrehten Augen blinzelten, und ein furchtbares Grinsen verzerrte den Mund, doch das dauerte nur einen Moment. Eine schlaffe Hand griff nach oben und betastete die klaffende Wunde im Hals. Ein Ausdruck unaussprechlichen Grauens zeigte sich auf dem entstellten Antlitz, bevor der Leichnam erzitterte und auf den Rücken fiel. Sein letzter Atemzug war ein leises, Grauen erregendes Keuchen. Calabos lächelte und lehnte sich an den blanken Fels der Schluchtwand, rutschte dann daran herunter und hockte sich hin. Tashil und die anderen wateten hastig durch den Kala, und Qothan ging zu ihm und setzte sich neben ihn.
»Ich bin hier«, erklärte Calabos mit der bedächtigen Genauigkeit vollkommener
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