03 - Schatten Krieger
schrägen Winkel im Boden einschlug. Calabos landete unmittelbar neben einer Säule des Kreuzgangs, und noch während er sich abrollte, fühlte er den gigantischen Aufprall und hörte das ohrenbetäubende Krachen. Der Turm zerbrach, und sein gewaltiges Gewicht ließ Mauertrümmer wie Geschosse in alle Richtungen fliegen. Calabos kroch auf Händen und Füßen hinter die Säule, das Schwert der Vereinten Mächte noch in der Hand, während um ihn herum Trümmer in die Wände einschlugen. Ein großes Trümmerstück wirbelte um seine eigene Achse und zermalmte eine Säule neben ihm zu einem Haufen Schutt. Schließlich ebbte das Dröhnen ab. Die folgende Stille wurde nur von dem leisen Klacken kleinerer Bruchstücke gestört, bis auch sie zur Ruhe kamen.
Und von Schritten.
Calabos erhob sich aus seiner kauernden Haltung, drehte sich um und trat aus dem Schatten des Kreuzgangs hinaus. Die Reste des umgestürzten Turmes lagen mitten in der Arena in einem Trümmerberg, auf den sich eine feine Staubwolke legte. Vom Großen Schatten war nichts zu sehen, doch stattdessen standen fünf andere Gestalten dort, deren Namen er nur zu gut kannte.
»Sieh an, unser Bruder«, erklärte Thraelor mit einem trägen, boshaften Grinsen.
»Unser verlorener Bruder«, sagte Kodel und betrachtete Calabos nachdenklich.
»Unser verräterischer Bruder«, zischte Ystregul, der Schwarze Priester, finster.
»Unser zaudernder Bruder«, knurrte Grazaan.
»Unser feindlicher Bruder«, erklärte Byrnak. »Gekommen, um Throne zu stürzen und Kronen zu zerbrechen, sich gegen uns zu wenden und am Ende unweigerlich zu scheitern. Gestehe die Vergeblichkeit deiner Absichten ein, Bruder, und geselle dich zu uns.«
Calabos starrte in das Gesicht, das seinem so sehr glich, und betrachtete dann die anderen. Die fünf Schattenkönige standen in einem Halbkreis vor ihm, alle in verzierte Rüstungen gekleidet, die offenbar aus einem glänzenden, fremdartigen Metall angefertigt waren. Jede schillerte in einer anderen Farbe. Gold, Purpur, Jade, Bernstein und Blau. Und jeder Schattenkönig war mit einer langstieligen, doppelschneidigen Streitaxt bewaffnet.
Calabos lachte und schüttelte den Kopf, während er sich mit seinen Phantomen beriet.
»Also möchtest du diese Farce fortsetzen«, erklärte er schließlieh. »Diesen Maskenball unter den Schatten. Vergib mir, aber ich habe kein Interesse, an deiner kleinen Inszenierung teilzunehmen. Nehmt eure Masken ab und zeigt mir eure Gesichter. Oder seid ihr wirklich das Große Nichts?«
Die Schattenkönige schüttelten ihrerseits die Köpfe und sagten wie aus einem Mund: »Die Anmaßung eines Wurms.« Plötzlich sprangen sie vor. Calabos wich zurück, weil er dachte, sie wollten sich auf ihn stürzen, doch stattdessen trafen sie einige Meter vor ihm aufeinander. Ihre Gestalten verdunkelten sich, glitten ineinander und schmolzen zu einer einzigen, hünenhaften Gestalt zusammen, die in taumelnde Schatten gehüllt war.
Du wirst verschlungen,
donnerte der Große Schatten.
Und das Verschlingen deines Körpers wird das Nachtreich stärken.
Wieder nahm Calabos die durchdringenden Warnungen der Phantome in ihm wahr und warf sich zur Seite, als etwas aus dem Boden der Arena emporschoss. Zuerst hielt er es für einen groben Pfeiler, der so dick war wie ein Mann, doch dann wand es sich und bog sich zu ihm herab. In der augenlosen Fratze klaffte ein schwarzes Maul. Wie eine groteske Schlange aus Stein wand es sich in seine Richtung und zwang ihn, wegzulaufen. Das Gelächter des Großen Schatten dröhnte über den Kampfplatz, als ein zweites dieser Wesen aus dem mit Trümmern übersäten Boden wuchs, dann ein drittes und ein viertes. Sie verfolgten ihn. Die Dämmerung im Kreuzgang konnte ihn nicht vor seinen Verfolgern retten, und während er ihren zuschnappenden Mäulern auswich, wurde ihm klar, dass er jetzt allmählich Gegenmaßnahmen ergreifen musste.
Es ist so weit,
sagte er zu den Phantomen in seinem Verstand.
Seid ihr bereit?
Ja, Calabos, aber wir benötigen etwas von dir, um den Sieg zu erringen.
Was?
Das Muster der Waffe des Geistes ist in deinen Gedanken verankert. Übergib es uns, dann werden wir diesen Gott für dich zerstören.
Er zögerte nur wenige Augenblicke, in denen er einer zustoßenden Steinschlange auswich und ihr einen Hieb mit dem Schwert der Vereinten Mächte versetzte. Es prallte klirrend von dem Stein ab.
Das Muster gehört euch,
sagte er.
Geht!
Als er es ihnen übergab, verschwammen seine Sinne,
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