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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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hielt inne und dachte nach.
    »Zu meinen Pflichten als Torhüter gehört auch das Läuten der Glocken zu den festgelegten Stunden und zu den Gottesdiensten. Die Morgenglocke läutet den Tag ein, dann folgt das jentaculum , die erste Mahlzeit. Weil wir eine große Gemeinschaft sind und unser Speisesaal nicht alle faßt, essen wir in drei Durchgängen. Dacán aß immer im mittleren Durchgang, wie ich auch. So kann ich meiner Pflicht zum Läuten nachkommen. Nach dem dritten Durchgang des jentaculum läute ich zur Terz, mit der die Arbeit beginnt.«
    »Ich verstehe«, sagte Fidelma, als der Torhüter sie fragend ansah, ob sie ihm folgen könne.
    »Nun, an diesem bestimmten Morgen vor zwei Wochen, am Luan-Tag, erschien Dacán nicht an seinem Platz zum Frühmahl. Ich fragte nach, denn es war ungewöhnlich, daß er eine Mahlzeit versäumte. Nämlich …«
    »Du hast schon erklärt, wie streng er seine Gewohnheiten einhielt«, unterbrach ihn Fidelma rasch.
    Conghus blinzelte und nickte.
    »Ach ja. Also ich erfuhr, daß er auch nicht im ersten Durchgang gewesen war. Nachdem ich gegessen hatte, trieb mich die Neugier, im Gästehaus nach ihm zu sehen.«
    »Wo lag sein Zimmer?«
    »Im Erdgeschoß.« Conghus wollte sich erheben. »Ich kann es dir gleich zeigen …«
    Fidelma winkte ihn auf seinen Platz zurück.
    »Etwas später. Machen wir weiter. Du begabst dich also auf die Suche nach Dacán?«
    »Ja. Viel mehr ist nicht zu sagen. Ich ging zu seinem Zimmer und rief nach ihm. Ich erhielt keine Antwort. Also öffnete ich die Tür …«
    »Wenn keine Antwort kam, mußtest du doch annehmen, daß der Ehrwürdige Dacán nicht in seinem Zimmer war?« unterbrach ihn Fidelma. »Was veranlaßte dich, die Tür zu öffnen?«
    Conghus runzelte die Stirn.
    »Na … na, ich sah unter der Tür ein Licht flackern. Der Gang ist dunkel, deshalb fällt einem jeder Lichtschein auf. Ich dachte, wenn Dacán eine Kerze hatte brennen lassen, dann sollte ich sie löschen. Sparsamkeit gehört auch zur Regel des heiligen Fachtna«, fügte er salbungsvoll hinzu.
    »Ich verstehe. Du sahst also ein Licht und dann …?«
    »Ich ging hinein.«
    »Woher kam das Licht?«
    »Von einer Öllampe, die noch brannte.«
    »Weiter«, drängte Fidelma, als Conghus zögerte.
    »Dacán lag tot auf seinem Bett. Das ist alles.«
    Fidelma unterdrückte einen ärgerlichen Seufzer.
    »Stell dir vor, Bruder Conghus«, sagte sie geduldig, »du stehst noch einmal auf der Türschwelle. Beschreibe mir, was du siehst.«
    Conghus schien nachzudenken.
    »Das Zimmer wurde von der Öllampe erhellt, die auf einem kleinen Tisch neben dem Bett stand. Dacán war vollständig angekleidet. Er lag auf dem Rücken. Das erste, was mir auffiel, war, daß er an Händen und Füßen gefesselt war …«
    »Mit Schnüren?«
    Conghus schüttelte den Kopf.
    »Mit Tuchstreifen, blauroten Streifen von einem Leinentuch. Einen solchen Streifen hatte er auch im Mund. Der diente wohl als Knebel. Dann sah ich Blutflecke auf seiner ganzen Brust. Da begriff ich, daß er getötet worden war.«
    »Nun gut. Jetzt erzähle mir, ob es irgendwo ein Messer gab – das Messer, mit dem ihm die Wunden beigebracht wurden?«
    »Ich habe keins gesehen.«
    »Wurde später eins gefunden?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Wie sah Dacáns Gesicht aus?«
    »Wie bitte?« fragte Conghus verblüfft.
    »War sein Gesicht ruhig und gelassen? Standen die Augen offen oder waren sie geschlossen? Wie sah er aus?«
    »Ruhig, würde ich sagen. Weder Furcht noch Schmerz zeichneten sich in seinen Zügen ab, wenn du das meinst.«
    »Genau das meine ich«, antwortete Fidelma. »Dir war also klar, daß Dacán getötet worden war. Fiel dir sonst noch etwas in dem Zimmer auf? War es durchwühlt worden? War es wie immer? Wenn Dacán so streng in seinen Gewohnheiten war, deutet das darauf hin, daß er auf peinliche Sauberkeit achtete.«
    »Das Zimmer war unverändert, so weit ich mich erinnern kann. Du hast natürlich recht, Dacáns Ordnungsliebe war bekannt. Doch darüber kann dir Schwester Necht mehr erzählen.«
    Fidelma vernahm ein Rascheln, drehte sich um und bedeutete der Novizin zu schweigen.
    »So.« Fidelma sah wieder Conghus an. »Langsam gewinnen wir ein Bild. Also weiter. Als dir klar wurde, daß Dacán getötet worden war, was tatest du da?«
    »Ich ging sofort zum Abt. Ich berichtete ihm, was ich entdeckt hatte. Er ließ Bruder Tóla, unseren Unterarzt, holen, der die Leiche untersuchte und bestätigte, was ich schon wußte. Dann

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