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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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muß, der sie zu mir bringt und Botengänge für mich erledigt. Er oder sie muß die Abtei kennen und mich überall hinführen können, wohin ich will.«
    »Bruder Rumanns Gehilfin, Schwester Necht, soll diese Aufgabe übernehmen«, sagte der Abt lächelnd und wandte sich an den beleibten Verwalter, der heftig nickte zum Zeichen seines Einverständnisses. »Was noch, Kusine?«
    »Ich brauche ein Zimmer, in dem ich meine Untersuchungen durchführen kann. Das Zimmer neben meinem im Gästehaus wäre gut dazu geeignet.«
    »Es gehört dir, solange du willst.«
    »Dafür sorge ich«, ergänzte Rumann, auf das Wohlwollen seines Abts bedacht.
    »Fangen wir also an.«
    »Gott segne eure Arbeit«, sagte der Abt feierlich. »Haltet mich auf dem laufenden.«
    Er verließ den Speisesaal, und Bruder Rumann lief atemlos hinter ihm her.
    Schwester Necht, Bruder Rumanns Gehilfin, war die schwerfällig wirkende Novizin, die Fidelma kurz nach ihrem Eintreffen in der Abtei gesehen hatte. Conghus hatte sie ersucht, sich um Schwester Eisten und die Kinder zu kümmern. Sie hatte ein frisches Gesicht und rötliches, fast kupferrotes lockiges Haar, das unter ihrer Haube hervorquoll. Ihre Schultern waren etwas zu breit und ihr Kinn zu kantig, als daß man sie hätte hübsch nennen können. Fidelma stellte fest, daß sie gern lächelte, aber leicht aus der Fassung zu bringen war. Sie schien jedoch willig und freute sich offensichtlich über eine Aufgabe, die aus dem Rahmen des streng geordneten Tagesablaufs fiel, der das Leben in der Gemeinschaft bestimmte.
    Ein wenig fühlte sich Schwester Necht offenbar von Schwester Fidelma eingeschüchtert. Offenkundig hatte man ihr erklärt, daß Fidelma die Schwester des Thronfolgers des Königreichs war, eine Kusine des Abts und durch eigenes Verdienst eine angesehene dálaigh an den Gerichten des Landes, die Urteile vor dem Großkönig und sogar auf Ersuchen des Heiligen Vaters im weit entfernten Rom gesprochen hatte. Fidelma verzieh ihr ihre Aufgeregtheit und ihre unterwürfige, übertriebene Bewunderung. Das würde sie mit zunehmendem Alter ablegen. Fidelma fand es traurig, daß Kinder so schnell erwachsen wurden. Wie hatte doch Publilius Syrus geschrieben? Wenn du in Unschuld leben willst, bewahre dir das Herz und das Gemüt, das du in deiner Kindheit besessen hast.
    Nachdem sie sich in dem Zimmer, in dem sie ihre erste Mahlzeit eingenommen hatten, eingerichtet hatten, schickte Fidelma Necht los, um den aistreóir Bruder Conghus zu holen.
    »Wir fangen vorn an«, erklärte sie Cass. »Conghus war der erste, der die Leiche des Ehrwürdigen Dacán entdeckte.«
    Cass war sich nicht sicher, welche Rolle er jetzt zu spielen hatte. Er besaß keine Ausbildung im Rechtswesen und war nie dabeigewesen, wenn ein dálaigh ein Verbrechen untersuchte. Also setzte er sich im Hintergrund in eine Ecke und überließ Fidelma den Platz am Tisch, auf dem eine Öllampe brannte.
    Kurz darauf erschien Schwester Necht etwas atemlos mit dem stämmigen Torhüter, Bruder Conghus.
    »Ich habe ihn geholt, Schwester«, sagte das Mädchen mit tiefer, fast männlich klingender Stimme, die ihr normaler Tonfall zu sein schien. »Wie du angeordnet hast.«
    Fidelma bemühte sich, ihr Lächeln zu verbergen, und winkte die Novizin zu einem Platz neben Cass.
    »Du kannst dort warten, Schwester Necht. Du sprichst nicht, wenn du nicht von mir angesprochen wirst, und verrätst keinem etwas von dem, was du in diesem Zimmer hörst. Dafür brauche ich deinen heiligen Eid, wenn du mir weiter helfen willst.«
    Die Novizin schwor sofort den Eid und setzte sich.
    Dann wandte sich Fidelma Bruder Conghus zu, der wartend an der Tür stand.
    »Komm herein, schließ die Tür und setz dich, Bruder«, sagte sie mit Bestimmtheit.
    Der Torhüter tat, wie ihm geheißen.
    »Womit kann ich helfen, Schwester?« erkundigte er sich.
    »Ich muß dir ein paar Fragen stellen. Als erstes möchte ich wissen, ob dir bekannt ist, welchem Zweck mein Besuch hier dient?«
    Conghus zuckte die Achseln: »Wer weiß das nicht?«
    »Gut. Kommen wir zurück auf den Tag, an dem der Ehrwürdige Dacán starb. Wie ich hörte, warst du der erste, der die Leiche entdeckte?«
    Die Erinnerung verursachte ihm offenbar Unbehagen.
    »Das stimmt.«
    »Beschreibe bitte die näheren Umstände.«
    »Dacán war ein Mensch mit festen Gewohnheiten. In den zwei Monaten, die er hier wohnte, hatte ich bemerkt, daß er sich den Tag streng einteilte. Man konnte fast die Uhr nach ihm stellen.«
    Er

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