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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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vor Dacáns Ermordung, als der Abt dir ausdrücklich auftrug, besonders über ihn zu wachen? Er sagte nicht, warum? Er sagte nicht, daß er einen Grund habe, für Dacáns Sicherheit zu fürchten?«
    »Es ist so, wie ich dir erzählt habe, Schwester.«
    Fidelma stand so plötzlich auf, daß alle vor Überraschung zusammenzuckten.
    »Nun gut. Gehen wir jetzt hinunter, damit du mir das Zimmer zeigen kannst, das Dacán bewohnte.«
    Conghus erhob sich leicht verwirrt. Er führte sie aus dem Zimmer, den Gang entlang und die Treppe hinunter. Cass und Schwester Necht folgten dicht hinter Fidelma. Necht strahlte vor Begeisterung und Erregung, während Cass ratlos dreinschaute.
    Conghus blieb vor einer Tür im Erdgeschoß des Gästehauses stehen, am anderen Ende des Ganges, auf dem auch Schwester Eisten und die Kinder untergebracht waren.
    »Bewohnt gegenwärtig jemand das Zimmer?« fragte Fidelma, als Conghus die Hand auf die Türklinke legte.
    Conghus zögerte einen Moment.
    »Nein, Schwester. Es ist seit dem Tode Dacáns leer geblieben. Auf Befehl des Abts sind sogar seine persönlichen Sachen darin nicht angerührt worden. Ich glaube, die Abgesandten von Dacáns Bruder, Abt Noé von Fearna, haben ihre Rückgabe gefordert.«
    »Warum sind sie dann noch hier?« schaltete sich Cass ein. Er sprach zum erstenmal, seit Conghus befragt wurde.
    Conghus sah ihn an, etwas überrascht von seiner unerwarteten Einmischung.
    »Ich nehme an, weil der Abt entschieden hat, daß nichts angerührt werden darf, bis die dálaigh eingetroffen und die Untersuchung abgeschlossen ist.«
    Conghus öffnete die Tür und wollte in den dunklen Raum eintreten, doch Fidelma hielt ihn zurück.
    »Gib mir eine Öllampe.«
    »Es steht eine neben dem Bett, die kann ich anzünden.«
    »Nein«, beharrte Fidelma. »Ich will nichts berühren oder bewegen, falls das nicht schon jemand getan hat. Schwester Necht, reich mir die Öllampe dort hinter dir.«
    Die junge Novizin hob rasch die Lampe vom Haken an der Wand.
    Fidelma nahm sie, hielt sie hoch, trat ins Zimmer und sah sich um.
    Das Zimmer war beinahe so, wie sie es sich vorgestellt hatte.
    In einer Ecke befand sich das Bett, ein Holzgestell mit einem Strohsack und Decken. Daneben stand ein kleiner Tisch mit einer Öllampe darauf. Auf dem Boden darunter lag ein Paar abgetragener Sandalen. An einer Reihe von Haken hingen drei ziemlich große Ledertaschen. Auf einem anderen Tisch am Fuße des Bettes lagen ein paar wachsbeschichtete hölzerne Schreibtäfelchen und ein graib , ein spitzer Griffel aus Metall. Daneben war ein kleiner Stapel Pergamentblätter aufgeschichtet, und ein Kuhhorn, das offensichtlich als adircín diente, als Behälter für dubh , aus Kohle hergestellte Tinte, fehlte auch nicht. Ferner sah Fidelma dort ein paar Krähenfedern und ein kleines Messer zum Anspitzen. Fidelma begriff, daß Dacán, wie die meisten Schreiber, sich Notizen auf Wachstäfelchen machte und sie später auf Pergamentblätter übertrug, die man zu einem Buch binden konnte.
    Sie zögerte einen Augenblick, um sicherzugehen, daß sie nichts übersehen hatte. Dann trat sie an den Tisch und nahm die Wachstäfelchen genauer in Augenschein. Sie waren leer, ihre Oberfläche war wieder geglättet worden, stellte sie enttäuscht fest.
    Sie wandte sich an Conghus.
    »Ich nehme an, du hast nicht bemerkt, ob die Tafeln leer oder beschrieben waren, als du Dacáns Leiche entdecktest?«
    Conghus schüttelte verneinend den Kopf.
    Fidelma seufzte und prüfte die Pergamentblätter. Auch sie waren unbeschrieben.
    Auf den Decken, die noch immer unordentlich auf dem Bett lagen, waren dunkle Flecken. Man brauchte nicht viel Scharfsinn, um sie als getrocknetes Blut zu erkennen. Sie besah sich die Haken an der Wand und untersuchte den Inhalt der an ihnen hängenden Ledertaschen. Sie enthielten Wäsche zum Wechseln, einen Mantel, einige Hemden und weitere Kleidungsstücke, ferner Rasierzeug und andere Toilettenartikel.
    Nun ließ sich Fidelma zur Überraschung der Zusehenden auf die Knie nieder und untersuchte, die Öllampe in der Hand, sorgsam den Fußboden.
    Er war von einer feinen Staubschicht überzogen. Bruder Conghus hatte anscheinend recht, wenn er sagte, daß seit dem Mord niemand mehr das Zimmer betreten hatte. Plötzlich langte Fidelma unter das Bett und holte etwas hervor, einen achtzehn Zoll langen Espenholzstab mit Einkerbungen. Er war so unauffällig, daß man ihn leicht übersehen konnte.
    Sie hörte, wie jemand erschrocken tief Luft

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