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03 - Tod im Skriptorium

03 - Tod im Skriptorium

Titel: 03 - Tod im Skriptorium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ungefähr zehn Meilen östlich von hier nahe einer Gezeitenbucht. Aber warum willst du dorthin? Was hoffst du dort zu erfahren?«
    »Ach, Cass!« murmelte Fidelma, »wenn ich das wüßte, brauchte ich nicht hinzureiten!«
    Cass zuckte hilflos die Achseln, folgte Fidelma aber wie immer.
    Wie Cass gesagt hatte, waren es nicht mehr als zehn Meilen quer über eine breite Landzunge. Das Waisenhaus lag an den schlammigen Ufern einer weiten Gezeitenbucht, in die sich aus den nördlichen Bergen gemächlich ein Fluß ergoß. Sie durchquerten den Fluß an einer schmalen Furt und näherten sich einer Art Bauernhof, der von einem Holzzaun umgeben war. Ein breitschultriger Mann trat ihnen am Tor entgegen. Er trug die Kleidung eines Waldarbeiters, doch Fidelma bemerkte das Kruzifix, das an seinem muskulösen Hals hing.
    » Bene vobis , meine Freunde«, rief er ihnen zu, als sie ihre Pferde zügelten. Er hatte eine laute gutmütige Baritonstimme, die zu seinem fröhlichen Gesicht paßte.
    »Und dir Gesundheit«, erwiderte Fidelma. »Bist du Bruder Molua?«
    »Eigentlich heiße ich Lugaid nach Lugaid Loígde, dem Ahnherrn der Corco Loígde. Aber das ist ein so berühmter Name, Schwester, und deshalb ziehe ich seine bescheidenere Verkleinerungsform vor. Molua paßt besser zu mir. Womit kann ich euch dienen?«
    Fidelma glitt von ihrem Pferd und stellte sich und Cass vor.
    »Solche hochstehenden Besucher haben wir nicht oft«, sagte der große Mann. »Eine Anwältin bei Gericht und ein Krieger aus der Elite des Königs von Cashel. Kommt, ich bringe eure Pferde in den Stall, und dann gestattet ihr mir vielleicht, euch die Gastfreundschaft meines Hauses anzubieten?«
    Fidelma hatte nichts dagegen. Sie betrachtete den Bauernhof mit Interesse. Mehrere Kinder spielten in der Nähe eines kleinen Bethauses. Eine ältere Nonne saß unter einem Baum mit einem halben Dutzend Kinder um sich herum. Sie spielte auf einer kleinen hölzernen Rohrflöte, einer cuisech , und sie spielte gut, fand Fidelma. Sie schien den Kindern verschiedene Lieder beizubringen.
    Bruder Molua kam zurück.
    »Dies ist ein friedlicher Ort, Bruder«, bemerkte Fidelma beifällig.
    »Ich bin zufrieden hier, Schwester«, stimmte ihr Molua lächelnd zu. »Kommt mit. Aíbnat!«
    Eine schlichte Frau mit rundem Gesicht trat in die Tür eines der Häuser. Sie hatte ähnlich offene, gutmütige Züge wie Molua.
    »Aíbnat, wir haben Gäste. Dies ist meine Frau, Aíbnat.«
    »Ich habe gehört, daß ihr beide aus Ros Ailithir kommt«, begrüßte sie die Frau. »Untersucht ihr nicht den Tod von Dacán?«
    Fidelma nickte bejahend.
    »Zum Reden ist noch genug Zeit, wenn unsere Gäste gegessen haben, Aíbnat«, tadelte sie Molua und geleitete sie alle ins Haus. Sie betraten einen Raum, in dem ein Herd mollige Wärme verbreitete. Auf dem Herd standen Kessel, aus denen es herrlich duftete. Molua lud sie ein, am Tisch Platz zu nehmen, und holte einen Krug und mehrere Tonbecher.
    »Darf ich euch etwas von meinem cuirm anbieten, um die Kälte abzuwehren? Ich destilliere ihn selbst«, fügte er stolz hinzu.
    Cass stimmte bereitwillig zu, während sich Fidelma in der Küche umsah.
    »Für wie viele Leute kocht ihr hier?« fragte sie beim Anblick der vielen Töpfe.
    Die Antwort kam von Aíbnat.
    »Im Augenblick haben wir hier zwanzig Kinder unter vierzehn Jahren, Schwester. Und wir sind vier Erwachsene, die für sie sorgen. Mein Mann, ich selbst und zwei andere Glaubensschwestern.«
    Molua schenkte ein, und sie tranken den scharfen, doch angenehm schmeckenden Schnaps mit Genuß.
    »Wie lange gibt es dieses Waisenhaus schon?« fragte Cass.
    »Seit vor zwei Jahren die Gelbe Pest zum erstenmal ihre Opfer forderte. In manchen Gemeinden wurden ganze Familien ausgelöscht, und niemand war mehr da, der sich um die übriggebliebenen Kinder kümmerte«, erklärte Aíbnat. »Damals erbat mein Mann von Abt Brocc in Ros Ailithir die Erlaubnis, seinen kleinen Bauernhof in eine Zufluchtsstätte für die Waisen umzuwandeln.«
    »Ihr habt anscheinend großen Erfolg damit«, lobte Fidelma.
    »Möchtet ihr nun essen nach der Reise?« lud sie Molua ein.
    »Wir haben wirklich Hunger«, gab Cass zu, denn sie hatten seit dem Morgen nichts gegessen.
    »Aber es sind noch mehrere Stunden bis zum Abendessen«, wandte Fidelma ein und warf Cass einen tadelnden Blick zu.
    »Das macht doch nichts«, lächelte Aíbnat. »Ein Teller mit kaltem Dachsfleisch oder … Mir fällt ein, ich habe da noch einen Fleischpudding,

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