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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jedenfalls ihm gehörte.
    Als er wieder eingestiegen war und der Zug sich in Bewegung gesetzt hatte, beobachtete er sein bisheriges Schweigen, und erst als wir am Nachmittag in Cheyenne am Fuß des Black Hills hielten, fragte er:
    „Geht Ihr von hier aus vielleicht mit der Colorado-Bahn nach Denver zu, Sir?“
    „Nein“, antwortete ich.
    „Well, so bleiben wir Nachbarn.“
    „Fahrt Ihr sehr weit mit der Pacific?“ fragte ich ihn.
    „Hm! Ja und nein – wie es mir einfällt. Und Ihr?“
    „Ich möchte am liebsten nach Ogden City.“
    „Ah! Ihr wollt die Mormonen-Stadt sehen?“
    „Ein weniges, und dann hinauf nach den Windriverbergen und den Tretons.“
    Er musterte mich mit einem sehr ungläubigen Blick und meinte:
    „Da hinauf? Das bringt nur ein sehr kühner Westmann fertig. Habt Ihr Gesellschaft?“
    „Nein.“
    Jetzt blickten mich seine kleinen Äuglein förmlich belustigt an, und er fragte:
    „Allein? Hinauf nach den drei Tretons? Mitten unter die Sioux und grauen Bären! Pshaw! Habt Ihr vielleicht einmal gehört, was ein Sioux oder ein grauer Bär zu bedeuten hat?“
    „Ich denke!“
    „Ah! Hm! Darf ich fragen, was Ihr seid, Sir?“
    „Ich bin Writer.“
    „Writer? Schriftsteller? So! Ihr macht also Bücher?“
    „Ja.“
    Jetzt lachte er am ganzen Gesicht. Es gab ihm, ganz so wie früher dem kleinen Sans-ear, gewaltigen Spaß, daß ein Schriftsteller den Gedanken gefaßt hatte, ganz allein und nur auf sich selbst angewiesen, den gefährlichsten Teil des Felsengebirges aufzusuchen.
    „Schön!“ sagte er kichernd. „So wollt Ihr wohl über die drei Tretons ein Buch schreiben, mein werter Master?“
    „Vielleicht!“
    „Und Ihr habt wohl einmal ein Buch gesehen, in welchem ein Indianer oder ein Bär abgebildet war?“
    „Versteht sich“, antwortete ich sehr ernsthaft.
    „Und nun glaubt Ihr, daß Ihr da mitmachen könnt?“
    „Allerdings.“
    „Und Ihr habt wohl gar auch eine Flinte mit, die da in Eure Decke eingewickelt ist!“
    „Ja.“
    „So will ich Euch einen guten Rat geben, Sir! Steigt schleunigst aus und macht, daß Ihr wieder nach Hause kommt! Ihr seid zwar ein langer, starker Kerl, aber Ihr seht mir gar nicht aus, als ob Ihr ein Eichhorn schießen könntet, viel weniger einen Bären. Das Lesen hat Euch den Kopf vernebelt. Es wäre jammerschade um Euer junges Leben, wenn Euch beim Anblick eines Wildkätzchens der Schlag rühren sollte! Ihr habt gewiß einmal den Cooper gelesen?“
    „Ja.“
    „Dachte es mir! Habt vielleicht auch von berühmten Präriemännern gehört!“
    „Ja“, antwortete ich abermals im bescheidensten Ton.
    „Von Winnetou, von Old Firehand, von Old Shatterhand, von dem dicken Walker oder von dem langen Hilbers?“
    „Von allen“, nickte ich.
    Das dicke Männchen ahnte gar nicht, daß er mir wenigstens ebensoviel Spaß machte, wie ich ihm.
    „Ja“, meinte er, „solche Bücher und Geschichten sind gefährlich, denn sie stecken an. Das klingt so schön und leicht, aber Master, nehmt mir's nicht übel, Ihr dauert mich! Dieser Winnetou ist ein Apachen-Häuptling, der mit tausend Teufeln kämpfen würde; dieser Old Firehand schießt Euch jede einzelne Mücke aus dem Schwarm heraus, und Old Shatterhand hat noch niemals einen Fehlschuß getan und schlägt die stärkste Rothaut mit einem einzigen Hieb zu Brei. Wenn einer von diesem Kerls sagt, daß er hinauf will zu den drei Tretons, so ist das zwar immer noch ein ganz gewaltiges Wagnis, aber man denkt doch, daß er es bestehen kann; aber Ihr – ein Büchermacher? Pshaw! Wo habt Ihr denn Euer Pferd?“
    „Ich habe keins.“
    Jetzt konnte er sich nicht länger halten; er platzte mit einem lauten Gelächter heraus:
    „Hihihihi, kein Pferd, und hinauf nach den drei Tretons! Sein Ihr verrückt, Sir?“
    „Ich glaube nicht. Wenn ich jetzt noch kein Pferd habe, so werde ich mir doch eins kaufen oder fangen.“
    „Ah! Wo denn?“
    „Da, wo es paßt.“
    „Ihr, Ihr selbst wollt es Euch fangen?“
    „Ja.“
    „Das ist lustig, Sir! Ihr habt zwar einen Lasso da um Eure Schultern gewickelt, aber damit fangt Ihr keine Fliege, viel weniger einen wilden Mustang!“
    „Warum?“
    „Warum? Na, weil Ihr das seid, was man da drüben im alten Land einen Sonntagsjäger nennt!“
    „Und warum haltet Ihr mich für einen solchen!“
    „Das ist doch einfach! Weil alles an Euch so nett und sauber ist. Seht Euch einmal einen tüchtigen Waldläufer an, und vergleicht ihn mit Euch! Eure hohen Reitstiefel sind neu und,

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