Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
er Winnetou und fuhr erschrocken zurück. „Ein Indsman! Alle guten Geister!“
    „Fürchtet Euch nicht, Sir!“ sagte ich. „Wir suchen Mr. Ohlers, den Zahlmeister.“
    „Der bin ich“, antwortete er mit einem furchtsamen Blick hinter seiner großen Stahlbrille hervor.
    „Eigentlich gilt unser Besuch dem Colonel Rudge; da dieser aber nicht anwesend ist und Ihr seine Stelle vertretet, Sir, so erlaubt, daß wir Euch unser Anliegen mitteilen.“
    „Redet!“ sagte er mit einem sehnsüchtigen Blick nach der Tür.
    „Der Colonel ist einer Schar von Railtroublern nach?“
    „Ja.“
    „Wie viele Leute hat er mit?“
    „Müßt Ihr das wissen?“
    „Nun, notwendig ist es nicht. Wie viele Männer habt Ihr noch hier?“
    „Müßt Ihr das auch wissen?“
    Während dieser Frage rückte er immer mehr zur Seite.
    „Jetzt noch nicht, eigentlich“, antwortete ich. „Wann ist der Oberst fort?“
    „Müßt Ihr auch dieses wissen?“ fragte er immer ängstlicher.
    „Nun, ich werde Euch erklären warum – – –“
    Ich hielt inne, denn ich hatte niemand mehr, zu dem ich sprechen konnte. Der kleine Master Ohlers war nämlich mit einigen ganz unbeschreiblichen Angstsprüngen an uns vorüber und zum Eingang hinausgeflogen. Im nächsten Augenblick warf er die Tür zu; die langen Eisenstangen klirrten; der Riegel in dem mächtigen Vorlegeschloß schrillte – wir waren gefangen.
    Ich drehte mich um und blickte die beiden Gefährten an. Der ernste Winnetou zeigte seine prachtvollen Elfenbeinzähne; der dicke Fred zog ein Gesicht, als ob er Zucker und Alaun verschluckt hätte, und ich – lachte laut und herzlich auf über die nette Überraschung.
    „Gefangen, aber nicht Isolierhaft!“ rief Walker. „Das Männchen hält uns für Spitzbuben!“
    Draußen erscholl der laute Ton einer Signalpfeife, und als ich an die schießschartenartige Fensteröffnung trat, sah ich die draußen beschäftigten Arbeiter zum Tor hereinspringen, welches sogleich geschlossen wurde. Ich zählte sechzehn Mann. Sie standen mit dem Zahlmeister draußen an der Umfassungsmauer und schienen ihre Instruktionen zu erhalten; dann zerstreuten sie sich in die einzelnen Blockhütten, jedenfalls, um ihre Gewehre zu holen.
    „Die Exekution wird bald beginnen“, meldete ich den andern. „Was tun wir bis dahin?“
    „Wir stecken uns eine Zigarre an“, meinte Fred.
    Er langte nach einem geöffneten Zigarrenkistchen, welches auf einem der Ballen stand, nahm eine Zigarre heraus und brannte sie an. Ich folgte seinem Beispiel; Winnetou aber tat es nicht.
    Bald darauf wurde die Tür vorsichtig geöffnet, und die dünne Stimme des Zahlmeisters ermahnte uns bereits von draußen:
    „Schießt nicht, ihr Halunken, sonst erschießen wir euch!“
    Er trat an der Spitze seiner Leute ein, welche mit bereit gehaltenen Gewehren an der Tür postiert blieben, während er sich hinter ein mächtiges Faß stellte und von diesem verschanzten Lager aus uns drohend seine lange Vogelflinte zeigte.
    „Wer seid ihr?“ fragte er mit zuversichtlicher Stimme, da er sich unter dem Schutz seiner Leute und des Fasses für unangreifbar hielt.
    „Dummheit!“ lachte Walker. „Vorhin nanntet Ihr uns Halunken, und jetzt fragt Ihr uns, wer wir sind. Geht hinter Eurem Faß hervor, dann werden wir mit Euch reden!“
    „Fällt mir nicht ein! Also, wer seid ihr?“
    „Präriejäger.“
    Da Walker die Antworten übernehmen zu wollen schien, so verhielt ich mich schweigend.
    Der Zahlmeister fragte weiter:
    „Wie ist euer Name?“
    „Tut nichts zur Sache!“
    „Also renitent! Ich werde euch noch die Zunge lösen; darauf könnt ihr euch verlassen! Was wollt ihr hier in Echo-Cañon?“
    „Euch warnen.“
    „Warnen? Ah! Vor wem?“
    „Vor den Indsmen und Railtroublers, welche Echo-Cañon überfallen wollen.“
    „Pshaw, macht euch nicht lächerlich! Ihr gehört zu den Railtroublers und wollt uns überlisten. Aber da kommt ihr an die Rechten!“ Und sich an seine Leute wendend, befahl er: „Nehmt sie gefangen und bindet sie!“
    „Wartet noch ein Weilchen!“ meinte Fred.
    Er langte in die Tasche. Ich ahnte, daß er sein Legitimationszeichen als Detektiv vorzeigen wolle, und sagte zu ihm:
    „Das ist nicht notwendig, Fred. Laßt das Ding stecken! Wir wollen doch einmal sehen, ob siebzehn Railroader es wagen werden, drei richtige Westmänner anzugreifen. Wer nur einen Finger gegen uns zuckt, der ist eine Leiche.“
    Ich machte die grimmigste Miene, die mir möglich war, warf die

Weitere Kostenlose Bücher