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03 - Winnetou III

03 - Winnetou III

Titel: 03 - Winnetou III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als Signal.“
    Fünf Minuten später sahen wir einander nicht mehr. Ich ritt, in stilles Sinnen versunken, in der mir vorgezeichneten Richtung hin. Die Hufverhüllung meines Pferdes verhinderte es am schnellen Lauf, daher stieg ich, als ich vielleicht fünf englische Meilen zurückgelegt hatte, ab und nahm die Lappen weg. Sie hatten ja nur den Zweck gehabt, unsere Spuren in der nächsten Umgebung der Lanzenzeichen unbemerkbar zu machen.
    Jetzt konnte der Mustang wieder ausgreifen. Die Prärie wurde nach und nach ebener und zeigte hier und da ein kleines Nuß- oder Wildkirschengesträuch, und noch stand die Sonne einige Grade über dem westlichen Horizont, so bemerkte ich im Süden eine Linie, welche sich beinahe genau von West nach Ost hinzog.
    Sollte sie das Gleis der bezeichneten Bahn bedeuten? Jedenfalls. Ich hielt auf sie zu und fand meine Erwartung nicht getäuscht. Die Bahn, deren Schienen auf einem beinahe mannshohen Damm lagen, lag vor mir.
    Ein eigentümliches Gefühl erfaßte mich, dunkel zwar, doch auch verständlich. Auf meinem jetzigen Halt trat ich seit langer Zeit wieder in Beziehung zu der Zivilisation. Ich brauchte beim Nahen eines Zuges nur ein Zeichen zu geben, um einsteigen und nach West oder Ost davondampfen zu können.
    Nachdem ich mein Pferd an den Lasso gepflockt hatte, suchte ich unter den Büschen nach Dürrholz für ein Lagerfeuer. Einer der Sträucher stand hart an der Böschung des Bahndammes. Ich bückte mich, um einiges Geäst zu nehmen, und gewahrte zu meinem Erstaunen einen Hammer, welcher da am Boden lag. Er konnte sich erst seit kurzer Zeit hier befinden, denn seine Kopfbahn war außerordentlich blank, also erst kürzlich noch in Gebrauch gewesen, und auch weder seine Backen, noch seine Haube oder seine Pinne zeigten eine Spur von demjenigen Rost, der sich sicher angesetzt hätte, wenn das Werkzeug nur einige Tage lang der Feuchtigkeit des nächtlichen Taues ausgesetzt gewesen wäre. Es mußten sich heut oder höchstens gestern Leute hier befunden haben.
    Ich untersuchte zunächst die mir zugekehrte Seite des Dammes, fand aber nichts Auffälliges; dann stieg ich hinauf und suchte wieder lange Zeit erfolglos. Da aber bemerkte ich einen dichten Büschel duftenden, kurzlockigen Grammagrases, welches mir wegen seiner hiesigen Seltenheit auffiel. Wahrhaftig, es hatte ein Fuß darauf gestanden! Die Spur war noch neu, höchstens zwei Stunden alt; die vom Sohlenrand bloß umgebogenen Halme hatten sich bereits wieder erhoben, während der von der inneren Fußfläche niedergedrückte Teil des Büschels noch genau die Fersen- und Zehenbreite zeigte. Die Spur war durch einen indianischen Mokassin verursacht worden. Sollten Indianer in der Nähe sein? In welche Beziehung konnte ich sie dann zu dem Hammer bringen? Tragen nicht auch Weiße indianische Mokassins, und konnte nicht auch ein die Bahn revidierender Railroader sich dieser bequemen Art von Schuhwerk bedient haben? Trotzdem war es mir, als dürfe ich mich durch keinerlei Vermutung zu beruhigen suchen. Gewißheit war hier die Hauptsache.
    Allerdings mußte ich mir sagen, daß eine Untersuchung der Strecke höchst gefährlich sei. An den beiden Seiten des Bahndammes hin konnte hinter jedem Busch ein Feind lauern, und auf dem Damm selbst war ich auf eine weite Entfernung hin zu bemerken. Unter anderen Verhältnissen hätte ich wegen des Hammers wenig Unruhe empfunden und die Nachforschung ohne Zögern begonnen; jetzt aber, da ich die Ogellallahs in der Gegend wußte, war selbst bei der geringsten Kleinigkeit die größte Vorsicht nötig. Ich hing die Büchse über und nahm nur den Revolver zur Hand. Mich von Busch zu Busch schleichend, pirschte ich mich eine weite Strecke vorwärts – ohne Erfolg. Ich kehrte auf der anderen Seite zurück – auch vergeblich. Diese Untersuchung hatte sich nach Westen von der Stelle erstreckt, an welcher mein Pferd weidete. Ich setzte sie nach Osten hin fort, anfangs mit derselben Erfolglosigkeit. Jetzt wollte ich in vorsichtig gebückter Stellung über das Bahngleis hinüber. Auf Händen und Füßen kriechend, bewegte ich mich quer über die Schienen. Da war es mir, als ob ich eine Feuchtigkeit, ein eigentümliches Knirschen und Nachgeben des Sandes bemerkte; auch fiel es mir auf, daß grad hier der Sand eine kreisähnliche Figur bildete, welche den Anschein hatte, als sei er zu irgend einem Zweck hierher gestreut worden. Ich scharrte mit den Fingern ein und – ich gestehe es – ich erschrak; meine

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