Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Tod scheint Sie - wenn ich mich so ausdrücken darf, Mr. Jetheroe - nicht gerade zu erschüttern.«
    Jetheroe lehnte sich in seinen Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.
    »Ich bin nicht so leicht zu erschüttern, zumal es mich nicht überrascht, daß Mr. Mandle ermordet worden ist.«
    »Und warum überrascht es Sie nicht?« fragte Socrates mit dem Anflug eines Lächelns um seine dünnen Lippen.
    »Tja . . . Mandle gehörte wohl kaum zu den liebenswerten Menschen. Molly zum Beispiel behandelte er geradezu schändlich, was allerdings nicht zur Sache gehört . . . Als ehemaliger Kriminalinspektor muß er eine Menge Feinde gehabt haben, um so mehr, als er ein harter, skrupelloser Bursche war, dem genau wie seinem Freund Stein jedes Mittel recht und billig war, um irgendeinen armen Teufel, der ihm in die Fänge geriet, zu überführen.«
    »Sie scheinen sehr viel über Mr. Mandle zu wissen, Mr. Jetheroe?«
    Der alte Herr zuckte die Schultern.
    »Man hört allerlei ... Er erfreute sich seinerzeit ja eines großen Rufes - wie Sie auch, Mr. Smith.«
    »Hat er Ihnen jemals ein Unrecht zugefügt?« Wieder spielte das feine Lächeln um Socs Mund.
    »Wie hätte er das fertigbringen sollen . . .! Ich habe lange Jahre im Ausland verbracht, und so tauchte er erst vor kurzer Zeit in meinem Gesichtskreis auf.«
    Trotz seiner gleichgültigen Miene arbeitete Socrates' Verstand mit rasender Geschwindigkeit. Gemächlich steckte er die Hand in die Tasche, holte ein Buch hervor und begann darin zu schreiben.
    »Ich möchte mir ein paar Notizen machen. Obwohl ich nicht mehr offiziell zu Scotland Yard gehöre, dürfte meine Anwesenheit an Ort und Stelle doch dazu führen, daß man mich mit dem Fall betraut.«
    »Wo wurde Mandle erschossen?« brach Jetheroe diese Erklärung ab.
    »Woher wissen Sie, daß er erschossen wurde?« kam blitzschnell Smiths Gegenfrage. Für einen Augenblick war Jetheroe verlegen.
    »Ich weiß gar nichts, ich vermute nur - und zwar aus folgendem Grund. Als ich letzte Nacht gegen drei Uhr bei meinen Korrekturen saß - ich habe einen Artikel für den ›Scientific Englishman‹ geschrieben, hier liegen die Druckfahnen -, hörte ich plötzlich einen Schuß, und zwar vom Tal her. Wir nennen diese kleine Senke in etwa dreihundert Metern Entfernung vom Haus nämlich Tal, obschon sie den Namen kaum verdient. Wahrscheinlich erhielt sie ihn wegen der Quelle, die sich in der Regenperiode zu einem Flüßchen entwickelt.
    »Hörten Sie nur einen einzigen Schuß?«
    »Nur einen«, versetzte Jetheroe. »Ich kümmerte mich weder darum, noch maß ich ihm irgendeine Bedeutung bei, weil ich glaubte, daß es ein Wilddieb war. Erst als Sie mir von John Mandles Ermordung erzählt haben, fiel mir der Schuß wieder ein.«
    »Hm . . .« Socs Augen glitten über ein Tischchen, auf dem Teegeschirr und eine Platte mit Buttertoast standen, von dem noch eine Scheibe übriggeblieben war. Er legte sein Notizbuch auf seine Knie und schrieb drei Worte.
    »Kennen Sie diese Person?« fragte er und reichte dem Hausherrn das Buch.
    Jetheroe runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und gab Soc das Büchlein zurück.
    »Nein, wie kommen Sie darauf?«
    »Es fuhr mir nur so durch den Kopf«, meinte Socrates und stand auf. »Sie sind also ganz sicher, daß Sie Miss Templeton in der vergangenen Nacht nicht gesehen haben?«
    »Ganz sicher. Das letzte Mal . . .«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Socrates Smith hatte sich zu dem großen Papierkorb, der unter dem Schreibtisch stand, hinabgebeugt und holte etwas daraus hervor.
    »Wollen Sie mir bitte erklären, Mr. Jetheroe, auf welche Weise dies in den Korb geriet?«
    In dem Damenschuh, den sein Bruder hochhielt, erkannte Lexington verblüfft das Gegenstück zu jenem, den sie im Morast entdeckt hatten.

6
    Nur eine Sekunde zuckte es in Jetheroes unbeweglichem Gesicht.
    »Der Schuh gehört Miss Templeton, und ich will Ihnen auch erklären, wie er hierher gelangte. An einem regnerischen Abend kam sie hier mit einem einzigen Schuh an; den anderen hatte sie unterwegs im Morast verloren und im Dunkeln nicht wiedergefunden. So gab ich ihr für den Heimweg ein altes Paar meiner Haushälterin. Dieser Schuh hier stand tagelang in meinem Arbeitszimmer herum, bis ich ihn endlich gestern abend in den Papierkorb warf, da ich nicht glaube, daß der andere noch einmal zum Vorschein kommt.«
    Lexington atmete erleichtert auf. Die Erzählung klang glaubwürdig. Leider aber beging Jetheroe den Fehler, sie

Weitere Kostenlose Bücher