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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gewandtheit arbeitete er sich an dem knorrigen Stamm empor, wobei ihm der schräge Wuchs des Baumes zustatten kam. Jemand anders war vor ihm hochgeklettert . . . erst kürzlich; an mehreren Stellen war die Rinde abgeschürft und die Kratzer einer genagelten Sohle erkennbar. Ohne Mühe erreichte Soc den Ast, auf dem der Ermordete lag. Lexington, der den Bruder beobachtete, sah, daß er der Leiche jedoch wenig oder gar keine Aufmerksamkeit schenkte mit Ausnahme der Füße, die er länger prüfend betrachtete. Mehr hingegen schienen ihn die oberen Äste zu interessieren, zu denen er nach Art der Kurzsichtigen hinaufspähte - eine reine Angewohnheit von ihm, denn Socrates Smith besaß vorzügliche Augen.
    Kurz darauf kletterte er wieder abwärts und sprang mit einem Satz auf den Boden.
    »Ja!« stieß er befriedigt hervor.
    »Was heißt ›ja‹?« wollte sein Bruder wissen, da Socrates offenbar etwas, was er zu sehen erwartete, auch gesehen hatte. Doch statt eine Erklärung zu geben, stellte Soc eine Gegenfrage:
    »Hast du etwas entdeckt?«
    Lex händigte ihm stumm eine Patronenhülse aus.
    »Kaliber 35. Ich sah bereits an der Wunde, daß es ein Nickelmantelgeschoß gewesen ist. Noch etwas?«
    »Nein«, murmelte der Jüngere, während sein Blick scheu das weiße Gesicht streifte, das mit glasigen Augen auf sie herabstarrte. »Ist es nicht entsetzlich?«
    »Es ist entsetzlich«, meinte Socrates ruhig, »trotzdem aber im höchsten Grade interessant.«
    Lexington Smith war noch nicht abgehärtet genug, um das Verbrechen auch als mehr oder minder kunstvolle Leistung betrachten zu können. Für ihn war die stille, reglose Gestalt die seines Gastgebers, eines Mannes, mit dem er sich noch am Abend zuvor unterhalten hatte. Plötzlich kam ihm Molly in den Sinn. Welch ein schrecklicher Schlag für sie . . .!
    »Soc, nach meiner Meinung waren es mehrere Täter, die ins Haus eingedrungen sind, während wir schliefen.«
    »Wie viele glaubst du?«
    »Wenigstens drei. Sie müssen ihn aus seinem Bett fortgeschleppt haben - und dennoch hörten wir gar nichts . . . Denkst du, daß sie ihn betäubt haben?«
    »Ich denke allerlei«, wich Socrates aus. »Erzähle mir erst einmal, wie du dir die Sache vorstellst.«
    Lexington überlegte ein Weilchen.
    »Er muß erbitterte Feinde gehabt haben. Wie du selbst gesagt hast, lebte er in ständiger Angst und erwartete offenbar einen Überfall dieser Art. Nachdem die Mörder sich Zutritt zu seinem Schlafzimmer verschafft hatten, betäubten sie ihn entweder oder sie brachten ihn durch Drohungen zum Schweigen, um ihn dann an diesen Fleck zu schleppen und zu erschießen.«
    Socrates schüttelte den Kopf.
    »Und warum haben sie ihn nicht schon im Haus ermordet? Wenn sie ihn betäuben konnten, warum vergifteten sie ihn dann nicht gleich? Warum sollten sie sich der Mühe unterziehen, ihn fast eine Meile fortzuschleppen? Etwa des Vergnügens halber, ihn hier in Muße erschießen zu können? Nein, mein Junge, mit deiner Theorie hapert's!«
    »Aber sie müssen ihn doch hergetragen haben«, beharrte der Jüngere. »Der arme Handle konnte ja seine Beine nicht gebrauchen . . . Denkst du auch an die Morsebotschaft?«
    »Die habe ich nicht vergessen. Und jetzt, Lex, geh nach Haus und ruf die Polizei an. Ich werde hierbleiben.«
    Der Zufall wollte es, daß Lexington den Weg nicht zu machen brauchte. Als er vom Pfad auf den Hauptweg einbog, war der erste Mensch, den er erblickte, ein Polizeibeamter, der gemächlich auf seinem Fahrrad bergab fuhr. Lexington hielt ihn an und berichtete von dem grausigen Fund.
    »Ermordet?« wiederholte der Mann ungläubig, während er sein Rad an einen Baum lehnte. »Mein Inspektor muß jeden Augenblick hier durchkommen. Das erspart mir die Meldung.«
    Fünf Minuten später kletterte sein Vorgesetzter aus einem winzigen Auto, und zu dritt wanderten sie zum Schauplatz der Tragödie zurück.
    Socrates Smith war verschwunden, doch hörten sie ihn in dem dichten Buschwerk, das den Pfad auf der linken Seite begrenzte, herumkriechen. Nach einer Weile erschien er mit einem Paar Gummischuhen, die er behutsam niederlegte.
    »Eine schlimme Sache, Mr. Smith«, begann respektvoll der Beamte, dem Lexington unterwegs mitgeteilt hatte, wen er an der Mordstelle treffen werde. »Warum hat man Mr. Mandle wohl angebunden?«
    »Er ist gar nicht angebunden, wie Sie sich überzeugen können. Der Strick wurde über den Körper geworfen und legte sich dann durch den eigenen Schwung um ihn herum. Von unten

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