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030 - Bei den drei Eichen

030 - Bei den drei Eichen

Titel: 030 - Bei den drei Eichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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in Goldaming hierbleiben. Evans kommt, der walisische Evangelist - es wird sehr interessant werden. Ich werde übrigens auch eine Ansprache halten.«
    »Sie?«
    Bob Stein nickte, und sein breites Gesicht wurde ungemein feierlich. »Jawohl, ich werde sprechen. Weiß Gott, was ich sagen werde! Doch zur rechten Zeit werden schon die rechten Worte aus meinem Mund strömen ... Hallo, John!«
    John Mandle steuerte den Rollstuhl selbst auf den Rasen und nickte dem Freund mürrisch zu.
    »Ein Erweckungsmeeting, hörte ich Sie sagen ...? Ihre Stimme ist leise wie Engelsgeflüster, Bob.«
    »Ja, nächste Woche in Goldaming. Kommen Sie mit, John, werden Sie bei uns Ihren Rheumatismus los.«
    Mandle knurrte etwas Häßliches über Gesundbeten im allgemeinen und über den walisischen Evangelisten im besonderen.
    Der herrliche Frühsommertag hielt alle bis zum letzten Augenblick im Freien. Ein wenig scheu hatte sich auch Molly in den Kreis geschoben und sogar einige Bemerkungen gewagt, ohne dafür von ihrem groben Stiefvater gerügt zu werden. Wahrscheinlich verdankte sie diese Nachsicht der Gegenwart von Lexington Smith; doch fürchtete sie schon jetzt die sarkastischen Bemerkungen, die unbedingt folgen würden, sobald sie mit dem Tyrannen wieder allein war.
    »Denkt man nicht unwillkürlich an die ›Drei Musketiere ‹ , Miss Templeton?« fragte Lex. »Wie sie über ihre schmutzige Arbeit in verflossenen Tagen sprechen, wie sie schwelgen bei dem Gedanken an all die armen Teufel, die sie ins Zuchthaus oder an den Galgen gebracht haben ...«
    »Bei den meisten hatten wir Pech«, unterbrach ihn Socrates. »Aber Fehler sind in der Erinnerung interessanter als Erfolge, Lex. In reiferen Jahren wirst du mehr als genug davon zu erzählen haben!«
    »Vielen Dank für das Kompliment«, erwiderte Lexington höflich und wandte sich wieder Molly zu.
    »Ihr Bruder muß ein genialer Mensch sein«, flüsterte sie. »Was für ungewöhnliche Augen!«
    »Eigentlich findet man meine Augen ungewöhnlich«, tuschelte er übermütig zurück und fuhr dann ernster fort: »Soc ist wirklich ein ganz besonderer Mann. Ich bin immer wieder erstaunt über sein überragendes Können. Er hat mir übrigens erzählt, daß Ihr Vater ...«
    »Stiefvater«, verbesserte sie ruhig.
    »Verzeihung, daß Ihr Stiefvater und Mr. Stein die größten Strategen waren, die je in Scotland Yard gearbeitet haben. Soc sagte, daß sie so große Erfolge hatten, weil sie jeden Feldzugsplan bis in die letzten Einzelheiten vorbereitet hätten.«
    Die Gesellschaft blieb im Garten, bis der Gong zum Dinner rief, das einen recht angeregten Verlauf nahm. Bob Stein gehörte zu jenem Menschentyp, der jede Unterhaltung an sich reißt. Er verfügte über einen unerschöpflichen Reichtum an Geschichtchen, und sogar Mandle lächelte, wenn auch etwas säuerlich, ein- oder zweimal.
    Hernach rollte Lexington den Krankenstuhl ins Wohnzimmer an den Bridgetisch, doch zur Freude des jungen Mannes weigerte sich Stein zu spielen, mit der Begründung, daß Kartenspiel eine der leichtfertigen Zerstreuungen sei, die er künftig zu meiden gedenke.
    »Bob«, höhnte Mandle, »Sie werden scheinheilig auf Ihre alten Tage!«
    Aber der Hüne beharrte auf seinem Vorsatz.
    Als er sich eine Stunde später verabschiedet hatte, erörterte John Mandle diese neue Entwicklung seines Freundes mit großer Schärfe.
    »Sensationslust, das ist Bobs schwache Seite!« nörgelte er, an einer kalten Zigarre kauend. »Seine einzige schlechte Charaktereigenschaft, die ich ihm oft genug auszutreiben versucht habe. Sensation um jeden Preis! Sogar ruinieren würde er sich, wenn man ihm nur Beifall klatschte!«
    »Vielleicht ist er aber aus Überzeugung religiös geworden«, meinte Socrates. »So etwas kommt vor.«
    Mandle lächelte verächtlich.
    »Nicht bei ihm!«
    »Hat er inzwischen geheiratet?«
    »Nein.« Mandle blickte zu dem Tisch, wo das junge Mädchen mit Lexington plauderte. »Allerdings hat er gewisse Pläne.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Socrates ruhig.
    Doch auch Lexington hatte die letzten Sätze aufgefangen. Verdutzt fragte er das Mädchen leise: »Gilt das Ihnen?«
    Molly nickte.
    »Und ...?«
    »Ich habe ihn ganz gern, aber« - sie zuckte die Achseln -»natürlich nicht in dieser Art. Seine Absicht ist hoffnungslos lächerlich. Das habe ich ihm auch gesagt.«
    »Und wie denkt Ihr Stiefvater darüber?«
    Es dauerte eine Weile, ehe ihre Antwort kam.
    »Ich glaube, er hat alles Interesse daran verloren, als ihm klar

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