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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Sie waren vor ihr geflohen, wahrscheinlich durch die Hintertür.
    Aber wo waren sie?
    Die Frau kniete sich nieder und preßte das Ohr fest auf den nassen Boden.
    Das hatte sie im Innern Afrikas von den Schwarzen gelernt. Sie konnte sogar genau bestimmen, wie viele Menschenschritte sich entfernten oder näherten.
    Sie vernahm zwei Paar Schritte, die in südliche Richtung eilten. Im Süden war die Stadt. Die beiden mußten die ersten Häuser der Stadt schon erreicht haben.
    Wo werden sie Zuflucht suchen? fragte sich die Frau. Bei der Polizei?
    Ein Heulen entrann sich ihrer Brust. Nur das nicht. Bei der Polizei war es schwierig für sie, an die beiden heranzukommen. ’Nein, sie hoffte, sie würden nicht zur Polizei laufen.
    Langsam ging sie weiter in südlicher Richtung. Ganz fest konzentrierte sie sich auf die blonde Frau, die Tochter des Professors. Und sie befahl Diana, einen anderen Unterschlupf als die Polizeistation zu suchen.
    Ob aber ihr Befehl kilometerweit entfernt bei Diana Bernhardi angekommen war, wußte sie nicht zu sagen.
    Bei manchen Menschen versagte ihre Fähigkeit. Bei dem Kind, bei den Kriminalbeamtinnen...
    Würde die Tochter des Professors wenigstens ihren geheimen Ruf empfangen und danach handeln?
    ***
    »Kannst du noch, Gundel?« rief Diana besorgt. Das Kind zeigte keine Re-aktion, doch es lief gleichmäßig im selben Tempo neben Diana her. »Ich glaube, wir können langsamer gehen«, schlug Diana vor und mußte das Kind förmlich zwingen, das Tempo zu mindern. »Wir sind jetzt in einem Wohngebiet, Gundel. Warte, wir gehen zum nächsten Polizeirevier, und dort sind wir in Sicherheit...«
    Gundel ging jetzt sehr schnell neben ihr her, den Kopf gesenkt, doch sie schien froh zu sein, daß Diana ihre Hand noch festhielt.
    Diana hatte keine Ahnung, wie spät es war. Es waren keine Leute mehr auf den Straßen. Also war es Nacht. Der Himmel war schon seit Stunden finster. Und ihre Armbanduhr war stehengeblieben.
    Diana hatte plötzlich das Gefühl, durch eine tote Stadt zu gehen. Hinter keinem Fenster brannte mehr Licht. Der Asphalt war wie leergefegt. Er schimmerte naß im Schein der fernen Blitze.
    Auch der Sturm hatte nachgelassen.
    Immer wieder drehte sich Diana um, als ob die unheimliche Frau hinter ihnen gehen könnte.
    Gundel zerrte an ihrer Hand. Sie zog sie weiter. Wir müssen von der Straße weg, dachte Diana, eher kommt die Kleine nicht zur Ruhe. Aber wohin sollen wir?
    Plötzlich — wie durch Zauberei — hatte Diana ihr Vorhaben, bei der Polizei Schutz zu suchen — vergessen. Sie suchte irgendeinen Winkel in einem Haus, wo sie sich mit Gundel verbergen konnte.
    Diana war auf einmal überzeugt davon, daß die Frau ihnen gefolgt war. Sie überlegte sich nicht, warum die Frau des Kindes habhaft werden wollte. Dianas Instinkt warnte und schickte ständig Alarmsignale aus.
    Wenn ich das lebend überstehe, dachte Diana, wird man mich ins Irrenhaus einliefern müssen.
    Dann sahen sie ein hell erleuchtetes Schaufenster. Unwillkürlich zog sie Gundel auf den Laden zu. Sie blieb wie vom Blitz getroffen stehen, als sie erkannte, daß es sich um ein Beerdigungsinstitut handelte.
    Hell beschienen von drei kleinen Scheinwerfern, stand ein Sarg aus Eiche, kunstvoll geschnitzt und gebeizt, im Schaufenster. Ein goldener Leuchter mit fünf schlanken weißen Kerzen stand darauf. Über das Fußende des Sarges war eine wertvolle Spitzendecke gebreitet.
    Auf einem Mahagonischild stand in goldenen Lettern:
    Wir begleiten Ihre Lieben auf ihrer Reise ins ewige Reich.
    Diana drehte sich um und suchte die Umgebung ab. Hatte sich dort hinter der Litfaßsäule nicht etwas bewegt? Und dort drüben neben dem parkenden Auto... Ja, ein Schatten war da...! Der Schatten der unheimlichen Frau?
    Diana begann zu zittern. Jetzt übernahm Gundel die Führung. Sie zog Diana weg vom hellen Schaufenster.
    Plötzlich standen sie vor einer dunklen Einfahrt.
    Diana riß Gundel in die Einfahrt und lauschte. Waren da nicht Schritte zu hören? Kamen sie näher?
    Sie stolperte mit Gundel weiter auf einen kleinen Hof. Nur die Umrisse eines Fahrzeugs konnte sie erkennen und ihm schnell mit dem Kind ausweichen.
    Es roch nach Tannenzweigen.
    Vorsichtig tastete sie sich mit Gundel weiter. Sie wunderte sich, daß das Kind so willenlos mitging und nicht streikte. Nur die Angst vermochte offenbar das Kind vorwärts: zu treiben. Sicherlich fühlte sich Gundel sehr elend. Diese Aufregungen waren ja schon für einen Erwachsenen kaum erträglich

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