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030 - Die Teufelshexe

030 - Die Teufelshexe

Titel: 030 - Die Teufelshexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Beamtin hatte sie, so hoffte sie, schon unschädlich gemacht. Und der zweiten würde sie sich auch entledigen.
    Kitty aber sah den Dolch auf sich zukommen und steppte hinter eine der Säulen neben der Haustür.
    Gleichzeitig bellte ihr dritter Schuß auf.
    »Aufstehen«, befahl sie. »Martha, kannst du zum Auto ’rüberkriechen und die Dienststelle über Funk verständigen?«
    »Will’s versuchen«, ächzte Martha mit zusammengebissenen Zähnen. Sie hatte den Dolch aus ihrem Oberschenkel herausgezogen. »Jetzt blutet die Wunde wie verrückt.«
    Yola Dominique hatte an diesen beiden Mädchen im Grunde kein Interesse. Für sie war es nur wichtig, das Kind zu finden. Paul Staneks Enkelin hatte sie bei einer Hinrichtung beobachtet. Es war wie eine fixe Idee von der Frau, daß sie zuerst das Kind finden mußte.
    Blitzschnell wollte die Mörderin sich nach dem Dolch bücken, der vor Kittys Füßen lag, doch Kitty hatte aufgepaßt. Sie trat nach dem Dolch und beförderte ihn in ein Gebüsch.
    »Keine Tricks«, sagte Kitty scharf. »Stehen Sie endlich auf.«
    Yola Dominique hatte unter der Kaltblütigkeit sofort die Unsicherheit der jungen Beamtin gespürt. Auch hatte das Mädchen — obwohl es doch sicher Schießen gelernt hatte — bisher immer danebengeschossen.
    Darauf baute Yola Dominique ihren Fluchtplan.
    »Ich bin eine harmlose Bettlerin«, kreischte sie plötzlich. »Wollte vor dem Unwetter nur Schutz in diesem Haus suchen.«
    »Schutz, wie?« fragte Kitty. »Sind Sie vielleicht Messerwerferin im Zirkus?« Ihre Stimme zitterte, aber sie klang nicht spöttisch.
    »Ist das vielleicht eine Art, alte Frauen zu behandeln?« rief die Hexe jammernd aus.
    Es gelang ihr wirklich, Kitty für Sekunden abzulenken. Auch warf Kitty einen Blick zu Martha hinüber, die offenbar große Schwierigkeiten und Schmerzen hatte, um sich vorwärts zu bewegen.
    Yola Dominique sprang mit einem großen Satz nach vorn und befand sich jetzt im Garten, wo der Lichtkegel der Außenlaterne sie nicht mehr traf. Sofort lief die Frau weiter. »Stehenbleiben...!« gellte Kittys Stimme hinter ihr her. »Sofort stehenbleiben, sonst schieße ich.«
    »Schieß doch...!« keuchte Martha. »Sie entkommt uns sonst«
    Kitty versuchte, die Fliehende zu erkennen, kniff ihr rechtes Auge zusammen, zielte... und drückte ab.
    Sie ließ die Waffe sinken. »Wenn ich sie nun tödlich getroffen habe?« stammelte sie und ließ die Waffe sinken.
    »Du mußtest schießen... Pst, hörst du was?«
    Sie lauschten beide angestrengt.
    »Nein.«
    »Schau nach. Nimm meine Waffe, da sind noch alle sechs Schuß drin, Kitty...«
    Mit Marthas Revolver stürmte Kitty in die Dunkelheit hinein. Sie stolperte über den ungepflegten Rasen. Die Gartentür stand offen. Kitty sah sich um.
    Nein, von der Frau war keine Spur mehr zu entdecken. Der Regen rauschte jetzt gleichmäßig, und es war unmöglich, herauszufinden, ob sich Schritte entfernten.
    Vielleicht hockte sie auch in irgendeiner Hecke und hielt wieder einen wurfbereiten Dolch in ihren Händen?
    Unruhig blickte sich Kitty um, doch die Frau war tatsächlich verschwunden.
    Tapfer geworden, suchte sie nun systematisch den Garten ab.
    Sie versperrte die Gartentür und kehrte langsam zu Martha zurück. Unter Martha hatte sich eine große Blutlache gebildet.
    »Verflucht, die Sache ist schiefgegangen!« schimpfte Kitty. »Ich rufe jetzt über Funk die Dienststelle. Meine Güte, Kriminalrat Baltram wird vielleicht toben — ich hör’ ihn schon in Gedanken.«
    »Verständige lieber Ecktal«, bat Martha schwach. »Der ist nicht ganz so ein Scheusal wie Baltram. Und er soll auch einen Krankenwagen für mich schicken.«
    ***
    Die Hexe verfiel in langsamere Gangart. Nein, das Mädchen folgte ihr nicht. Keiner kann so gut im Dunkeln sehen wie ich, dachte sie.
    Diese dumme Person war ihr nicht gewachsen. Sie wäre längst tot, wenn sie nicht den Revolver eingesetzt hätte.
    Im Weitergehen merkte Yola Dominique, wie ihre linke Schulter schmerzte. Auch rann ihr eine warme Flüssigkeit über den ausgemergelten Leib. Die Kriminalbeamtin hatte also das letztenmal doch nicht danebengezielt. Ein paar Zentimeter tiefer, dann wäre die Kugel ins Herz gegangen.
    Nach einer Weile blieb Yola Dominique stehen und schloß die Augen. Ihr Körper schwankte.
    Sie konzentrierte sich auf das Kind und Bernhardis Tochter. Ihre hellseherische Fähigkeit war in voller Aktion. Ganz deutlich wußte sie, daß sich die beiden nicht mehr in dem alten Haus befanden.

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