0300 - Sieben Dolche für den Teufel
Pfote brechen?« fragte er.
»Nein, nein, entschuldigen Sie!« Mandra ließ die Hand los. Er schaute in die Runde. »Soll ich noch einmal alles wiederholen?«
»Nicht nötig«, erwiderte Sir James. »Ich hörte mit!« Er schaute mich an. »Sie wollen also nach Italien in ein Sanatorium?«
»Das hatte ich vor.«
»Als Patient?«
Ich schaute meinen Chef an. »Wäre gar nicht schlecht, wenn wir als Patienten gehen würden. Was meinst du, Mandra?«
»Einverstanden.«
»Und ich?« fragte Suko.
Ich grinste. »Du gehst als Koch. Und bringst chinesisches Flair auf die Nudeln…«
***
Sein Lieblingsplatz war der Leichenkeller geworden!
Er lag unter dem Trakt des Sanatoriums, das einmal ein großer Weinkeller gewesen war, wie überhaupt der übrige Berg als Paradies für den Weinfreund gegolten hatte, bis das große Unwetter kam. In mehreren Nächten waren die Rebstöcke buchstäblich weggefetzt worden. Der sintflutartige Regen hatte den Boden zerstört und als wahre Schlammlawinen zu Tal geschafft. Hier konnte kein Wein mehr angebaut werden, und der kostbare Chianti Classico wuchs jetzt in besser geschützten Lagen und auf sonnigeren Hängen.
Auf dem Berg aber hatte ein Konzern ein Sanatorium errichtet.
Daß der Konzern von der Mafia geleitet wurde, störte in Italien kaum jemanden. Man war so etwas gewohnt, und die Mafia sorgte auch dafür, daß neben normalen Gästen sich auch ihre Mitglieder dort ausruhen und die entsprechende Entspannung finden konnten.
Lange genug hatte man nach einer geeigneten Kapazität gesucht, die so ein Sanatorium leiten konnte. Man war schließlich auf den Arzt Dr. Varese gekommen.
Vito Varese stammte aus Palermo, war der Mafia treu ergeben und besaß hervorragende Zeugnisse. Zudem hatte die Mafia sein Studium finanziert, und er mußte sich dankbar erweisen.
Einem Ruf an eine amerikanische Uni hatte er absagen müssen.
Zudem ging es ihm als Klinikchef besser. Man ließ ihn schalten und walten, solange er nur für die Verletzten und Rekonvaleszenten sorgte, die man ihm regelmäßig schickte.
Über zwei Jahre arbeitete er normal! Bis zu dem Zeitpunkt, als es ihn erwischte. Da war etwas geschehen, das er bisher noch immer nicht fassen und begreifen konnte. Es war in einer stockdunklen Nacht gewesen. Er hatte sich in Siena mit einem Mädchen vergnügt gehabt, befand sich auf der Heimfahrt, als er plötzlich in ein helles Licht hineinraste, das sich in dem Augenblick verdunkelte, als es ihn schluckte, Das Licht hatte Vito Varese in eine andere Dimension gezogen. Und in dieser Dimension hatte man ihm etwas gesagt und einen Gegenstand überreicht.
Einen Dolch.
Die Waffe besaß eine schwarze Klinge und einen roten Griff, in dessen Innern ein seltsames Schlierenmuster sich in ständiger Bewegung befand.
Diesen Dolch, so hatte man ihm mitgeteilt, sollte er hüten wie seinen Augapfel, denn er würde ihm die Macht bringen. Was andere Ärzte nicht schafften, würde ihm damit gelingen. Dabei sollte er keine Fragen stellen und mit keinem über die Erfolge reden, vor allen Dingen nicht darüber, wie sie zustandegekommen waren.
Vito Varese versprach dies und war von nun an Besitzer eines wundersamen »Heilmessers«.
In den ersten Tagen hatte er sich nicht getraut, den Dolch einzusetzen. Er hatte ihn nur angestarrt, und dann war es zu dieser Notoperation gekommen.
Allein hatte er sich den Schwerkranken vorgenommen, der normalerweise nicht mehr zu retten gewesen wäre.
Der Dolch schaffte es. Vito Varese strich mit der Klinge nur über die lange Wunde, und schon schloß sie sich. Der Patient konnte als geheilt entlassen werden.
Vito Varese hatte »Blut geleckt«. Er versuchte es ein zweites Mal.
Wieder hatte er Erfolg. Ein dritter, vierter und fünfter Versuch gelangen hundertprozentig, und der Arzt kam sich vor wie ein kleiner Herrgott.
Allerdings hielt er sich an sein Versprechen. Er redete mit keinem darüber, aber das taten die Patienten.
Sie waren über ihre Heilung ebenso verwundert und auch erfreut, so daß es nicht lange dauerte, bis Reporter aufmerksam wurden. Vor allen Dingen waren es einschlägige Blätter, die sich auf diese seltsamen Heilungen stürzten. Es gelang einem Reporter, bis zu Vito Varese vorzudringen und ihm ein Interview praktisch abzuluchsen. Das erschien auch. Die Patienten hatten schon zuviel geredet, über den Dolch war gesprochen worden, und Vito Varese konnte es nicht abstreiten. Er zeigte den Dolch. Allerdings nicht so, daß man ihn hätte genau sehen
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