0300 - Sieben Dolche für den Teufel
herangeschoben, auf dem Mandra seinen Platz fand. Er hatte sich nicht verändert. Noch immer war er ein Bild von Mann. Allerdings trug er keinen Turban, wie wir es eigentlich von ihm kannten. Europäisch war er gekleidet. Sein Anzug war leicht gemustert und changierte in einem Graublau. Das Hemd saß ebenso korrekt wie die schmale Krawatte, und die Haut zeigte noch immer diesen braunen Urlaubston, auf den wir Europäer oft so neidisch sind.
»Wie geht es Johnny?« fragte er und erinnerte damit an den Fall des Teufelskindes.
»Gut.«
»Keine Schwierigkeiten mehr?«
»Einiges ist passiert«, erwiderte ich und berichtete ihm davon, was die Conollys alles durchgemacht hatten. Inzwischen brachte Glenda den Kaffee. Mandra bedankte sich mit einem Lächeln. Er trank in sehr kleinen Schlucken, weil er ihn genießen wollte.
Natürlich waren wir neugierig, wollten aber nicht vorgreifen und warteten ab, bis Mandra von allein berichtete.
Ich fasse kurz zusammen. Von seinem Diener hatte der Inder bei der Rückkehr nur noch Asche vorgefunden. Und dieser Aschenrest lag genau vor einem geöffneten Schrein, in dem Mandra Korab seine Dolche aufbewahrt hatte. Nun waren sie verschwunden, der Schrein leer. Auch die Wächterin der Dolche, eine Giftschlange, war nicht mehr da und das in dem Schrein liegende Schwert ebenfalls nicht.
Obwohl im Palast des Inders viel Personal wohnte, hatte niemand etwas von einem Einbruch bemerkt. Sämtliche Sicherheitssperren waren ausgeschaltet und überwunden worden.
Da hakte es bei mir ein. »Welcher Mensch kann sich so gut bei dir auskennen?«
»Niemand.«
»Du meinst also, daß ein Mensch die Sicherheitsanlagen nicht überwinden kann?«
»Nicht bevor er sie genau geprüft hat.«
»Und das ist nicht geschehen.«
»Nein. So etwas kann man nicht in einem Tag schaffen. Dazu benötigt man Zeit und genaue Kenntnisse.«
»Du wüßtest keinen, der diese Kenntnisse besitzt?«
»Stimmt.«
»Aber du hast einen Verdacht?«
Mandra Korab nickte. »Ich kann diesen Verdacht nur allgemein äußern«, erwiderte er. »Es muß sich um einen Dämon gehandelt haben. Um einen mächtigen, ein Helfer wäre kaum in mein Haus hereingekommen.«
»Wer könnte es denn sein?« fragte Suko.
Mandra drehte sich auf seinem Stuhl, damit er Suko anschauen konnte. »Ich habe keine Ahnung, ob es Dämonen meiner oder eurer Mythologie waren.«
»Vielleicht hat Wischnu sich die Waffen wieder zurückgeholt«, vermutete ich.
»Weshalb sollte er?«
»Um sich gegen seine Feinde zu stellen.« Ich hatte bewußt den Namen des obersten Gottes Wischnu erwähnt, denn der Legende nach sollte er die Dolche aus den Armen sterbender Dämonen geformt haben, die den beiden Götzen Kali und Schiwa dienten. Mit den Dolchen hatte er starke Feinde getötet, und als er die Waffen nicht mehr brauchte, legte er sie in ein altes Grabmal zu zwei Göttinnen, wo sie von Mandra Korab gefunden wurden. Das zur Geschichte der Dolche. Und jetzt waren sie verschwunden.
»Es muß ein anderer gewesen sein«, erklärte Mandra mit bestimmter Stimme. »Ich habe nämlich nachgeforscht und bin zunächst auf keinen Hinweis gestoßen.«
Das Wort zunächst machte mich stutzig. »Aber du weißt trotzdem etwas«, sagte ich.
»Ja, ich glaube zumindest.« Der Inder senkte seine Stimme.
»John und Suko, ihr kennt mich und wißt genau, daß ich zwar keine magischen Fähigkeiten in dem Sinne besitze, doch die alten Geheimnisse meines Landes zum Teil kenne. Ich habe mich mit meinen Freunden in einem einsamen Bergkloster zusammengesetzt, und dort berieten wir gemeinsam. Wir führten eine Beschwörung durch, die man nur sehr selten auf sich nehmen kann, denn sie endet mit dem Tod eines Menschen. Einer der Mönche stellte sich zur Verfügung, übergab seinen Körper dem Bösen, starb, und wir bekamen von ihm, dem Toten, Informationen. Es stellte sich heraus, daß die Dolche in verschiedene Hände gelangt sind. Es gibt also nicht nur einen Besitzer, sondern sieben. Und die müssen wir auftreiben, um die Dolche wieder zurückzuholen.«
»Ist das alles?« fragte ich.
»Ja.«
Suko winkte ab. »Kleinigkeit«, sagte er, und ein jeder hörte den Spott aus seiner Stimme.
Ich hatte eine Frage. »Wann ist das alles passiert, Mandra? Doch nicht gestern?«
»Nein, vor einigen Wochen.«
»Und weshalb sagst du uns erst jetzt Bescheid?«
»Weil ich selbst nachforschen wollte.«
Das verstanden wir. Uns wäre es ähnlich ergangen.
»Sieben Besitzer«, faßte Suko zusammen. »Hast
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