0300 - Sieben Dolche für den Teufel
Decke des umfunktionierten Weinkellers.
Da Vito Varese bereits mit dem Gesicht zur Nische hin stand, brauchte er sich nicht mehr umzudrehen und nur noch den Arm zwischen die Gitterstäbe zu stecken, um den Dolch mit der schwarzen Klinge aus dem Versteck zu holen.
Wenn er ihn oben nicht benötigte, legte er ihn immer an dieser Stelle. So war die kostbare Waffe vor Dieben sicher.
Er hielt den Dolch in der rechten Hand. Hart umklammerten die Finger den Griff. Ein Lächeln zuckte um seine Lippen, die Augen verengten sich für einen Moment, als er an genau das dachte, was er vorhatte. Würde es klappen? Es mußte einfach. Diese geheimnisvolle Waffe barg Rätsel in sich, die er unbedingt lösen wollte.
Er blieb neben der Leiche stehen. Wenn er den Kopf senkte, konnte er direkt in das wächserne Gesicht des Toten schauen, das vor einer Stunde noch einem Lebenden gehört hatte.
Vito Varese drehte seine Waffe so, daß er die Klinge ansehen konnte. Unter dem Mundschutz drang flüsternd seine Stimme hervor.
»Ich hoffe, daß du mich nicht im Stich läßt, mein Lieber! Zeig es allen. Zeig mir auch, daß du mehr kannst, als nur heilen. Hier liegt ein Toter. Er ist tatsächlich tot. Medizinische Hilfe kann ihn nicht mehr zum Leben erwecken, aber du kannst es bestimmt schaffen. Kehre deine Kräfte um, mache aus einem Toten einen Lebendigen, so wie du aus dem Kranken einen Gesunden machst. Befiehl der Leiche, daß sie aufsteht und davongeht, dann sind wir beide die Größten, dann haben wir es geschafft und brauchen uns von niemandem mehr etwas sagen zu lassen.«
Die letzten Worte waren immer hastiger hervorgestoßen worden.
Ein Beweis, wie sehr der Mann unter »Strom« stand. Die Erregung ließ sich auch nicht leugnen. Er mußte es einfach schaffen.
Sein Blick tastete den Körper ab, soweit es das Tuch zuließ. Er wußte nicht genau, wo er ansetzen sollte. Dabei ging er davon aus, daß er die Klinge in den toten Körper stoßen mußte, um etwas zu erreichen. Schließlich sollte sie ihre Magie entfalten, um das Blut des Toten zu verändern.
Dr. Vito Varese fixierte eine Stelle dicht über dem Herzen. Sehr genau schaute er hin, nahm die Hand noch einmal hoch und stach dann sicher und präzise zu. Ein Treffer!
Die schwarze Klinge drang in den Körper. Der Arzt drückte weiter, bis sie fast nicht mehr zu sehen war und löste seine Hand von dem Griff, damit er ihn anschauen konnte.
Er holte aus seiner Kitteltasche eine kleine Lampe, schaltete sie ein und richtete den Strahl haargenau auf das Messer und damit auf die Klinge.
Dort mußte sich zuerst etwas tun, wenn er überhaupt einen Erfolg verzeichnen konnte.
Die Arbeit hatte ihn nervlich mitgenommen. Auf seiner Stirn lag dick der Schweiß. Die Hände zitterten. Gewaltsam zwang er sich zur Ruhe und stierte auf den Griff.
Das Rot hatte die Intensität der Farbe beibehalten, da war nichts verändert worden. Dafür bewegten sich die Schlieren.
Nie hatte der Arzt dies so deutlich mitbekommen. Es war nicht nur ein Zucken der Schlieren, nein, sie liefen kreisförmig, wobei sie von innen her die Umrisse des Dolchs nachzeichneten.
Verrückt…
Er schaute wieder in das Gesicht der Leiche. Dieser Dolch konnte Menschen heilen! Würde er es auch schaffen, sie vom Tod wieder ins Leben zurückzuholen?
Eine quälende, bohrende Frage, die sich Dr. Varese stellte, und er schaute noch stärker und intensiver hin.
Um ihn herum lastete die Stille. Nur sein eigenes Atmen war zu hören. Die Lippen zitterten, Speichel rann aus seinem Mund, ohne daß er darauf achtete.
Dr. Varese spürte sehr genau die unheimlichen Vorgänge. Für ihn waren sie nicht sichtbar, sie wurden erst irgendwo geboren, aber sie würden sich zeigen.
Er sollte recht behalten. Mit der Leiche geschah etwas. Plötzlich richtete sich der Tote auf. Er setzte sich mit einem Ruck hin, und Varese mußte schnell zur Seite springen, sonst hätte ihn der Tote noch an der Stirn erwischt.
Vor Überraschung, Entsetzen und gleichzeitiger Freude drang ein erstickt klingender Laut aus seinem Mund.
Er hatte es geschafft. Nein, der Wunderdolch hatte es geschafft.
Aus dem Toten war ein Lebender geworden.
Der über seine Lippen tropfende Speichel fand seinen Weg am Kinn und rann unter dem Mundtuch hervor. Erst jetzt wischte der Arzt die Flüssigkeit weg.
Noch traute er sich nicht, näher an den Tisch heranzutreten. Er benötigte noch einige Sekunden, um sich mit den neuen Tatsachen richtig vertraut zu machen.
Dann ging er vor.
Er
Weitere Kostenlose Bücher