0302 - Im Hinterhof des Teufels
Geschichte keine große Bedeutung bei. Außerdem hielten sie es für einen echten Unfall. Ich war mir meiner Sache allerdings zu dem Zeitpunkt nicht ganz sicher.«
»Was war in der Tasche?«
»Ich weiß es nicht«, bedauerte Bob Hawkins. »Das Schloß der Tasche war versiegelt, und ich fühlte mich nicht befugt, das Siegel zu lösen.«
»Wo ist die Tasche jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Ich war diese Nacht noch lange im Büro meines Bruders. Ich wollte wissen, wo ich diesen Al Smith finden konnte. Ich wollte den letzten Auftrag meines Bruders möglichst schnell erledigen. Ich vermutete, daß ich in den Unterlagen im Büro meines Bruders etwas finden würde, was mir einen Hinweis auf diesen Al Smith geben würde. Ich fand nichts.«
Die Geschichte kam mir sehr verworren vor. Bei diesem Al Smith schien es sich um einen Klienten des toten Privatdetektivs zu handeln. Der Name mußte also in der Kundenkartei zu finden sein. »Nichts?« fragte ich meinen Besucher.
»Absolut nichts«, bestätigte er. »Ich habe alles durchsucht. Kundenkartei, Korrespondenz, sogar die Bankauszüge, denn selbst wenn es ein Kunde war, der in der Kartei von meinem Bruder nicht genannt worden war, dann hatte er doch sicherlich eine Anzahlung auf das Honorar gezahlt, oder Spesen. Aber ich fand den Namen nicht.«
»Wieviel Angestellte hatte Ihr Bruder?«
»Er machte alles allein. Es war nur eine kleine Detektei, aber mein Bruder kam auf seine Kosten, und es machte ihm Spaß. Als ich nach Hause kam, es war so gegen drei Uhr nachts, fand ich meine Wohnungstür offen. Die Wohnung war durchsucht worden. Der Tresor in meinem Arbeitszimmer war offen. Die Tasche, die ich dort eingeschlossen hatte, war verschwunden. Nur dieser Zettel lag dort.«
Er holte seine Brieftasche heraus und wollte ihr einen kleinen Bogen Papier entnehmen.
»Halt!« sagte ich schnell. »Bitte nicht anfassen. Vielleicht können wir Fingerabdrücke darauf feststellen.«
Ich stand auf, zog das weiße Seidentuch aus der äußeren Brusttasche meiner Jacke, faßte damit vorsichtig den Zettel an einer Ecke an und zog ihn langsam aus der Brieftasche meines Besuchers
»Haben Sie den Zettel schon berührt?« fragte ich Bob Hawkins und überflog die roten Druckbuchstaben. Hawkins nickte.
»Vielleicht können wir doch noch etwas feststellen.«
»Sie werden sich also um die Geschichte kümmern?« fragte Bob Hawkins hoffnungsvoll.
»Wir werden uns um die schwarze Tasche kümmern, Mister Hawkins«, sagte ich. »Und um diesen Al Smith. Aber Sie müssen vorsichtig sein. Ihr Bruder ist schon wegen dieser Geschichte gestorben. Daran läßt Ihre Schilderung gar keinen Zweifel mehr. Es ist also gefährlich, die Tasche zu besitzen. Sie sollten einige Tage verreisen. Sie haben doch jetzt Urlaub. Hinterlassen Sie uns aber Ihre Adresse.«
***
»Wer war der Mann?« fragte sie noch einmal.
Erwartungsvoll schaute Miß Dickson in die Runde. Aber die Köpfe ihrer 23 Schüler blieben gesenkt. Wie verabredet starrten alle Jungen intensiv auf die Tischplatte.
»Also, das ist mir doch noch nie passiert!« ereiferte sich die ältliche Lehrerin ehrlich entrüstet. »Noch in der vorletzten Stunde habe ich euch von ihm erzählt. Und jetzt wißt ihr schon den Namen nicht mehr. Hat denn keiner von euch aufgepaßt?«
Miß Dickson konnte sehr unangenehm werden, das hatten die Jungen schon öfters in den zwei Jahren feststellen können, seit Miß Dickson in dieser Klasse unterrichtete.
In diesem Augenblick wurde an die Tür geklopft. Dreimal. Bei der Stille, die in der Klasse herrschte, war es nicht zu überhören. Miß Dickson drehte sich um und befahl einem Jungen, der gleich neben der Türe saß:
»Edgar, schau einmal nach, wer geklopft hat!«
Der Junge schoß wie ein Wiesel zur Tür, öffnete sie und tuschelte mit jemandem, den Miß Dickson nicht sehen konnte. Dann schloß er die Tür wieder und verkündete laut:
»Da ist ’ne Krankenschwester, die will Sie sprechen!«
Die Lehrerin verließ für einen Augenblick das Klassenzimmer, wobei sie allerdings die Tür einen Spalt offen ließ.
Nur die Jungen, die ganz in der Nähe der Türe saßen, hörten ein aufgeregtes Murmeln.
Kurz darauf kam die Lehrerin zurück. »Komm einmal her, Frank Smith.«
Der Junge stand auf.
Miß Dickson strich ihm sanft über das blonde Haar und sagte: »Mein armer Kleiner. Dein Vater ist verunglückt und liegt im Krankenhaus. Du mußt jetzt ein tapferer, kleiner Junge sein. Dein Vater möchte dich gern sehen. Hier,
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