Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0303 - Im Labyrinth desTodes

Titel: 0303 - Im Labyrinth desTodes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
später setzte die MISC sanft wie ein fallendes Blatt innerhalb der strahlenden Kreisfläche des Felds Luna-II-B auf.
    Roi schaltete den Antrieb ab und blickte auf die Bildschirme der Außenoptik.
    Backbords ragten die zerrissenen Wälle der Kraterruine Hipparch silberweiß in den schwarzen Taghimmel, die Schatten waren kurz und scharf abgegrenzt; es war Mondmittag an dieser Stelle der Oberfläche. Durch ein kaum wahrnehmbares Flimmern verriet sich der weitgespannte Schutzschirm eines Abwehrforts; die eigentlichen Verteidigungsanlagen befanden sich unter der Oberfläche.
    An Steuerbord zeigten die Bildschirme eine ganz andere Szenerie.
    Roi zählte achtundzwanzig halbkreisförmig angeordnete Kuppelbauten; die Projektorbunker für Zugstrahlen und Situationsschutzschirme. Innerhalb der von ihnen eingeschlossenen Flache standen mehrere dickbauchige Transportschiffe der Imperiumsflotte, über ihre düster glänzenden, metallenen Leiber ragte der Koloß eines nagelneuen Ultraschlachtschiffes rund tausend Meter hinaus. Das Schiff stammte anscheinend aus der Fertigung der Luna-Werften und wartete darauf, von der Übernahmekommission freigegeben und an seinen Bestimmungsort überführt zu werden.
    Roi lächelte unwillkürlich angesichts des spiegelglatten Raumhafenbelags. Er entsann sich noch gut seines ersten Mondfluges; damals war er sechs Jahre alt gewesen und hatte davon geträumt, Militärkommissar von Luna zu werden. Der völlig ungeschützte und dennoch glatte Boden des Besucherhafens hatte ihn veranlaßt, sich an Onkel Reginald zu wenden, der mit ihm anläßlich seines sechsten Geburtstages zum Mond geflogen war, da Vater und Mutter einen unaufschiebbaren Staatsbesuch auf Plophos absolvieren mußten. Auf die Frage, wie es käme, daß die Start- und Landefläche trotz des beständigen Meteorregens absolut unversehrt bliebe, hatte sein Patenonkel lachend entgegnet, daß die lunare Meteorgefahr nichts weiter sei als das Relikt jener Schauergeschichten, die im 20. Jahrhundert teilweise veröffentlicht worden waren.
    In Wirklichkeit, so erklärte er, sei die Meteorgefahr auf Luna nur um ein geringes größer als auf der Erde, denn obwohl die durchschnittliche lunare Atmosphärendichte nur ein Zehntausendstel der irdischen betrüge, so läge die Dichte in einer Höhe von achtzig Kilometern bereits gleich mit der irdischen in der gleichen Höhe; und weiter hinaus nehme die Dichte im Vergleich zu der der Erdatmosphäre sogar zu!
    Er hatte es zuerst nicht glauben wollen, sondern für einen der zahlreichen Scherze Onkel Reginalds gehalten, aber der Reiseleiter erzählte später das gleiche. Ein wenig wehmütig erinnerte er sich an diese Zeiten, in denen er noch ein Kind gewesen war, für das alle neuen Erfahrungen gleichsam Schritte in eine Welt der Wunder gewesen waren. Heute kannte er Hunderte von Planeten, Monden und Sonnen, hatte Millionen Lichtjahre zurückgelegt und fühlte sich am wohlsten zwischen den zahllosen Sternen des Weltraums. Aber Wunder gab es für ihn nicht mehr - und die letzten Illusionen zerflatterten eine nach der anderen.
    Ein Prallfeldgleiter schoß quer über den Platz auf die MISC zu und hielt lautlos vor der Bodenschleuse des Beiboots.
    Roi Danton schloß den Helm seines Raumanzugs und verließ die Kanzel.
    Zwei in Rot und Schwarz gekleidete Offiziere des Lunaren Sicherheitsdienstes erwarteten ihn im Gleiter. Der eine der Leutnants salutierte knapp und sagte: „Der Großadministrator erwartet Sie im Auswertungssektor Nathans, Sir." Roi pfiff bedeutsam durch die Zähne. „Merci, Messieurs! Ich bin bereit."
     
    *
     
    Von Nathan, dem lunaren Riesenroboter, einem gigantischen positronisch-inpotronischen Gehirn, war nicht viel zu sehen, als der Subexpreß in die hell erleuchtete Bahnhofshalle einfuhr.
    Dennoch wußte Roi aus früheren Erzählungen seines Vaters, daß er sich bereits mitten im Hirn des Solaren Imperiums befand. In einer komplizierten Maschine, die schneller, präziser und vielseitiger arbeiten konnte als ein menschliches Gehirn, der aber doch das Wesentliche fehlte: eigenes Bewußtsein und die Fähigkeit schöpferischen Denkens.
    Mit Unterstützung der Posbi-Wissenschaftler hätte man Nathan beides in gewissen Grenzen vermitteln können, aber der Mensch beanspruchte diese beiden Eigenschaften für sich - nicht aus Überheblichkeit, sondern aus der Einsicht heraus, daß es für ihn der Anfang vom Ende gewesen wäre, wenn er sich alle geistigen Arbeiten von Maschinen abnehmen ließe. Man

Weitere Kostenlose Bücher