0304 - Maskenball der Monster
herumläuft.«
Ich schwieg. Soviel Brutalität widerte mich an.
Dann war die Tür offen.
Innerhalb weniger Sekunden mußte ich die Szene »verdauen«.
Sie erschreckte mich zutiefst.
Zunächst sah ich den toten Mann. Er war von Ratten umgebracht worden, die sich im Zimmer aufhielten und die Beine der Gäste umwirbelten. Eine Frau lag am Boden. Ihr Kleid stand auf dem Rücken offen. Mit dem Oberkörper befand sie sich im von der Decke nach unten fallenden Lichtkreis. Das Gesicht war unnatürlich bleich.
Ebenso wie das des Vampirs, der vor unserem Schützling Erna Lengerich stand und von ihr wissen wollte, wer den für ihn so wichtigen Dolch besaß.
»Es ist ein Chinese!«
Er konnte es nicht glauben.
Einen Lidschlag später mischte sich der Typ ein, der meinen Freund Suko bewachte. »Und wir, Baron von Tirano, haben diesen verdammten Chinesen gefangen…«
Für den Blutsauger mußte es die Überraschung seines untoten Daseins gewesen sein. Er blieb für einen Moment steif stehen, dann schnellte er herum und schaute uns an.
Mich streifte nur ein kurzer Blick, auf Suko hakte er sich fest.
»Du bist ein Chinese!«
»Das sieht man«, erwiderte der Inspektor kalt.
»Und du hast den Dolch?«
»Nein, wieso?« Eiskalt bluffte Suko.
Er würde seine Trümpfe bis zum Schluß ausreizen.
»Er lügt!« mischte sich Sukos Bewacher ein. Bevor der Inspektor noch reagieren konnte, wischten von der Seite her eine Hand und ein Arm an ihm vorbei.
Es wäre Wahnsinn gewesen, wenn sich Suko jetzt falsch bewegt hätte.
Deshalb mußte er tatenlos mit ansehen, wie ihm der Kerl den Dolch aus dem Gürtel riß.
»Da ist er!« rief er, hielt den Dolch für einen Moment hoch und lachte laut.
»Gib ihn her!« brüllte der Baron.
»Natürlich, Chef!«
Bevor sich von Tirano versah, flog der Dolch bereits auf ihn zu.
Er war so geworfen worden, daß der Blutsauger ihn auch auffangen konnte.
Blitzschnell schnappte er zu. Der rote Griff verschwand in seiner Faust.
Er hielt die Waffe triumphierend hoch.
»Ja!« lachte er laut. »Ja, das ist er! Endlich kann ich in Indien die Rattenkönigin befreien. Ich werde sie in ihrem Tempel besuchen und dort alles vorbereiten. Ich habe gelernt, mit den Ratten umzugehen. Wir werden ein tolles Paar abgeben, das kann ich euch schwören.« Er funkelte uns an.
Ich sah den Haß und las auch die Gier in seinen Augen. Wenn ich jetzt an mein Kreuz gekommen wäre, hätte ich es ihm entgegengeschleudert und es wäre aus mit ihm gewesen.
Leider war das nicht möglich.
Der Vampir drehte sich im Kreis. »Die Party, liebe Freunde, ist hiermit aufgelöst. Ihr könnt nach Hause gehen, aber wir werden wieder voneinander hören, das verspreche ich euch. Bestimmt auch durch sie.«
Er deutete auf die am Boden liegende Frau. »Denn sie trägt meinen Keim in sich. Sie kann auch meinen Platz im Sarg einnehmen und das Schloß hier bewachen, bis ich irgendwann zurückkehre.«
»Und was machen wir mit den dreien hier?« fragte einer der beiden Leibwächter.
»Ich schenke sie euch. Wartet, bis die Gäste weg sind. Dann schießt sie nieder und überlaßt sie meinen Freunden, den Ratten!«
»Wird gemacht!«
Erst sterben, danach ein Fraß für die Ratten werden! Ein verdammt schlimmes Ende, das man sich für uns ausgesucht hatte.
»Schafft Platz!« hörten wir hinter uns die Stimmen.
Wir gingen vor. Man dirigierte uns nach rechts, damit wir dorthin gehen konnten, wo einige Sessel standen und wir uns auch nicht mehr im Wege befanden.
Der Vampir-Baron hatte die Party aufgelöst. Das nahmen die Gäste wörtlich.
Als erster allerdings verschwand von Tirano. Wir hörten noch sein Lachen aus dem Nebenraum und ballten in ohnmächtiger Wut die Hände.
Er entwischte uns, und wir konnten nichts tun, aber auch gar nichts dagegen tun.
Sehr schnell leerte sich das saalartige Zimmer.
Nicht einmal eine Minute später waren nur noch Suko, Dr. Heiermann, die drei Killer, die Vampirin, Erna Lengerich und ich anwesend.
Und natürlich die Ratten.
Jemand hämmerte zum Schluß die Tür zu. Es klang wie ein Kanonenschuß.
Die beiden Pistolenträger bewegten sich lautlos wie Schatten.
Selbst die Ratten griffen nicht ein, obwohl ich es mir gewünscht hätte, aber sie hielten sich zurück. Wahrscheinlich hatte man ihnen den entsprechenden Befehl gegeben.
Etwa ein Dutzend sahen wir. Die Hälfte davon hatte es sich auf den Sesseln und Sofas bequem gemacht.
Von dort beobachteten sie nur.
»Stell dich zu ihnen!« Der Kerl mit dem
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