0306 - Die Träne des Teufels
wir selbst nicht auf die Lösung des Rätsels gekommen waren, sollte uns der Computer helfen. Vielleicht hatte er irgend etwas eingespeichert, das auf die Träne des Teufels hinwies.
Flug und Landung verliefen ohne Zwischenfälle. Sanft setzte der große Metallvogel auf und rollte allmählich aus.
Der Fahrer hatte uns souverän am Gepäckband aufgespürt: »Sir James ist leider in einer Konferenz«, erklärte er uns. »Er hätte gern mit Ihnen gesprochen.«
»Das erledigen wir dann später«, sagte ich.
Der Wagen bot uns allen Platz. Auf der Schnellstraße ging es in Richtung City. Wir hatten Glück, denn der Verkehr hielt sich in Grenzen. So kamen wir zügig voran, blieben auch in der Stadt nicht im Verkehr stecken und erreichten ohne Schwierigkeiten die Victoria Street, wo sich meine Arbeitsstelle befindet, das Gebäude von New Scotland Yard.
Der Umbau war mittlerweile abgeschlossen. Jedenfalls sah ich keine Gerüste mehr.
Wir bedankten uns bei dem Fahrer, betraten das Gebäude und ließen uns in unsere Büros hochschießen.
Sacht öffnete ich die Tür. Suko und Mandra waren hinter mir geblieben. Kaum hatte ich sie einen Spalt weit aufgedrückt, als ich das sanfte Rattern der elektrischen Schreibmaschine vernahm. Glenda Perkins, unsere gemeinsame Sekretärin, saß vor der Maschine und arbeitete verbissen. Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, daß ich dabei war, einzutreten.
Erst als ich mich räusperte, schrak sie zusammen, hob die Arme und fuhr mit einem Ruck von ihrem Stuhl hoch.
»Hallo Mädel!« sagte ich.
Glenda starrte mich an, als wäre ich ein Geist. Sie war blaß geworden.
»Du?« fragte sie.
»Sicher, wer sonst? Und nicht allein, meine Liebe.« Ich trat einen Schritt nach vorn, um meinen Freunden Platz zu schaffen.
Zu dritt bauten wir uns vor Glenda auf. Sie wurde leicht rot, als sie diese geballte Männlichkeit sah. Vielleicht lag es auch an Mandra Korabs Lächeln. Wie ich wußte, schwärmte Glenda heimlich für ihn, ohne es ihm allerdings zu zeigen.
Sie sah schick aus in ihrem aus bunten Flicken bestehenden Lederkleid und dem locker fallenden schwarzen Haar, das von zwei Spangen geziert wurde.
»Neu?« fragte ich.
»Was?«
»Das Kleid.«
Sie schaute an sich herunter. »Ja, ich habe es mir zu Weihnachten gegönnt.«
»Steht dir wirklich gut.« Ich lachte und nahm sie in die Arme. »Wir sind wieder zu Hause, Mädchen«, sagte ich lachend. »Und weißt du, was ich besonders vermißt habe?«
»Nein.«
Mit dem Zeigefinger strich ich ihr über den Nacken. »Deinen Kaffee, Glenda.«
Sie drückte sich von mir. »Und mich nicht?«
»Natürlich, dich auch.«
»Ach, hör auf! Das sagst du nur so. Beim Kaffee bist du ehrlich, das weiß ich. Aber mich hast du vergessen. Es gibt ja auch genügend andere schöne Mädchen in allen Erdteilen.«
»Dazu hatten wir leider nicht die Zeit«, bemerkte Suko und begrüßte Glenda ebenfalls, allerdings nicht so intim wie ich.
Mandra reichte ihr auch die Hand, dann verschwanden wir in unserem Büro, ließen die Tür offen und hörten schon bald das Zischen der Kaffeemaschine.
Suko streckte einen Arm aus und deutete auf unsere beiden Schreibtische. »Schau mal.«
Ich nickte betrübt. »Das sehe ich.«
»Wer arbeitet die Akten auf?« fragte der Inspektor. »Freiwillige vor.«
Keiner meldete sich. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir schon ganz anders. Dennoch fing ich an. Suko und Mandra wunderten sich, als ich die Akten packte und damit begann, sie neben dem Fenster auf den Boden zu stapeln.
»Da gehören sie hin. Ich will wenigstens Platz für meinen Kaffee haben.«
Suko half mir. Bald war der Schreibtisch bis auf einige Blätter leer.
»Setz dich«, sagte ich zu Mandra Korab und holte den Besucherstuhl heran. »Es kostet das gleiche Geld.«
Mandra nahm Platz. »Du scheinst ja in Form zu sein, mein lieber John.«
»Das macht die Londoner Luft.«
»So gut finde ich sie gar nicht.«
»Immerhin bekommt sie mir besser als die am Ganges. So sehr riecht es hier nicht.«
»Da hast du recht.«
Glenda kam. Sie trug ein Tablett, auf dem drei Tassen standen. Mit dem Ellbogen drückte sie die Tür weiter auf, und der Kaffeeduft schwang uns schon entgegen.
»Herrlich«, sagte ich und verdrehte die Augen. »Das habe ich wirklich lange vermißt.«
»Was hast du denn getrunken?« fragte sie.
»Nichts.«
Glenda stellte das Tablett ab. »Wer es glaubt, wird selig«, sagte sie und wollte wieder gehen.
Ich hielt sie am Arm fest. »Bleib doch noch ein
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