0308 - Im Bann der Höllensteine
Jane Collins für die schrecklichen Taten verantwortlich machen? Sie hatte gemordet, doch es war nie sie selbst gewesen, sondern ein anderer, der sie leitete.
Eben der Ripper!
Jane hatte sich auf dem Flughafen in Brüssel neu eingekleidet. Sie trug ein Winterkostüm, zu dem auch ein Schal gehörte. Er lag jetzt auf ihren Knien.
»Dein Problem, John Sinclair«, sagte sie kalt. »Du hast mir das Leben gerettet, jetzt sieh zu, wie du damit fertig wirst.«
Mit diesen Worten hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
Ich wußte wirklich nicht, wohin mit ihr. Jane hing gewissermaßen als Klotz an meinem Bein. Um eine Denkpause zu bekommen, zündete ich mir eine Zigarette an.
Jane rauchte ebenfalls. Durch den Rauch schauten wir uns an.
Ihre Lippen kräuselten sich spöttisch. »Na, schon eine Lösung gefunden?«
»Möglich.« Ich streifte die Asche ab und legte meine Stirn in Falten.
»Eigentlich geht es gar nicht so sehr darum, wohin du ziehst oder dich verbirgst. Das tatsächliche Problem liegt ganz woanders.«
»So?«
»Ja, und zwar will ich, daß der Geist des Rippers wieder aus deinem Körper fährt.«
Sie lachte. Es klang hart. »Ein frommer Wunsch, Geisterjäger. Aber das wirst du wohl kaum schaffen.«
»Wenn du mir hilfst.«
Sie tippte gegen ihre Stirn. »Ich dir helfen, John? Wie käme ich dazu?«
»Dann willst du nicht so wie früher werden?«
»Mir gefällt mein Dasein.«
Damit hatte ich zwar gerechnet, dennoch insgeheim gehofft, daß sie sich anders entscheiden würde. Das war nicht geschehen. Jane wollte so bleiben.
»Du stehst auf der Abschußliste«, erklärte ich ihr. »Man wird es nicht hinnehmen, daß eine Verräterin lange überlebt. Daran solltest du immer denken.«
»Ich kann mich wehren.«
»Das habe ich gesehen.« Meine Stimme klang spöttisch.
»Sei nicht so arrogant!« fuhr sie mich an. »Ich kann mich tatsächlich wehren, denn nicht alles ist verkümmert. Ich besitze Kräfte, die dir überlegen sind. Wikka war eine gute Lehrmeisterin.«
»Wirst du die Kräfte gegen mich anwenden?«
»Wenn es sein muß…«
»Dann sind wir also Gegner«, spann ich den Faden weiter.
»Partner bestimmt nicht.«
Ich drückte meine Zigarette aus. »Okay, ich kann von dir nicht verlangen, daß du mir um den Hals fällst, aber ich bitte dich doch, nachzudenken. Was hätte es für einen Sinn, mir Steine in den Weg zu legen? Du kannst es dir nicht erlauben, gegen mich zu arbeiten.«
Jane hob die Schultern und schaute dem Rauch nach. »Wer hat dir denn gesagt, daß ich gegen dich arbeite?«
»Aber auch nicht mit mir.«
Sie fixierte mich lauernd. »Stimmt, Geisterjäger. Du steckst in einer Klemme, denn du weißt nicht, wie ich mich verhalten werde. Ich kann der letzte Nagel zu deinem Sarg werden. Das solltest du nie vergessen.«
Ich hörte Schritte und drehte mich auf dem Stuhl sitzend um. Bevor ich mich erheben konnte, wurde die Tür meines Büros aufgestoßen, und auf der Schwelle stand Sir James.
Sein Kommen hatte ich erwartet, nur früher, nicht mehr zu dieser Stunde. Er stand da und hielt nur den Hut in der Hand. Den Mantel ließ er an. Seine Brillengläser waren beschlagen, so daß er nicht viel sehen konnte. Sir James nahm die Brille ab, holte ein Tuch hervor und begann damit, die Gläser zu putzen. Über seine Lippen drang kein Wort. Er stand da und putzte. Das Schweigen konnte einen sensiblen Menschen nervös machen.
Ich beobachtete auch Jane Collins. Sie hatte ihre Lippen spöttisch verzogen. Sir James schien es überhaupt nicht wahrzunehmen. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt, schaute aus seinen eulenhaften Augen noch einmal die Brillengläser an und parkte sein Nasenfahrrad schließlich ordnungsgemäß.
»Sie sind also wieder da, Miß Collins«, stellte er sachlich fest.
»Wohl kaum zu übersehen.«
»Natürlich, auch ohne Brille war mir das klar. Was das bedeutet, wissen Sie selbst. Mr. Sinclair wird Ihnen klargemacht haben, wie wir reagieren könnten.«
»Ja, vor ein Gericht stellen.«
»Unter anderem.«
»Da haben Sie sich geschnitten, Meister. Ich lasse mich nicht vor Gericht stellen. Wo kämen wir denn hin, wenn Sie eine Hexe verurteilten.«
»Sind Sie das noch immer?«
»Natürlich. Ich habe mich nicht geändert.«
»Aber die Situation.«
»Was spielt das für eine Rolle?« erwiderte Jane Collins lässig und hob die Schultern. »Außerdem fehlen Ihnen ganz einfach die Beweise. Sie können alte Fälle nicht mehr aufrollen. Es gibt keine Spuren…« Jane winkte
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