0308 - Todespfeile aus dem Jenseits
unwichtig. Wichtiger war der Mann.
Der Mann, der jetzt aufsah und die Fäuste ballte. Der Mann, in dessen Gesicht äußerste Erbitterung zu sehen war.
Der Mann, der Professor Zamorra sein mußte.
Die Dämonin lachte spöttisch auf. Er war ein Zwerg, ein Liliputaner. Und ohne sein Amulett war er ungefährlich.
Die Dämonin berührte die Kugel mit beiden Händen. Von ihren Fingerspitzen gingen rötliche Lichtschauer aus, die die Kugelwandung mühelos durchdrangen und sich den Gefangenen, von denen bereits einer tot war, näherten.
Wenn die Wellen die beiden anderen erreichten, Zamorra und das goldhaarige Mädchen, dann würden sie das Schicksal des toten Truckers teilen. Dann würden auch sie bald schon nur noch als Haut und Knochen in der Kugel liegen.
Lydia Donovan-Othis lachte höhnisch. Für den berüchtigten und wohl eigentlich doch zu Unrecht gefürchteten Dämonenjäger gab es kein Entrinnen.
***
Ratar hatte den Ortsrand von Los Angeles fast erreicht. Er konnte schon die ersten Häuser sehen. Jetzt verharrte er, um sich zu orientieren. Er sah ein Haus, das sein Ziel war. Dorthin mußte er.
Und er mußte sich auch in der Stadt schnell bewegen. Denn er war auffällig, unterschied sich zu sehr von den Sterblichen. Er vermochte vieles, nicht aber, sich unsichtbar zu machen oder eine andere Gestalt anzunehmen. Wenn er kein Aufsehen erregen wollte, mußte er so schnell sein, daß niemand sich die Zeit nehmen konnte, sein auffälliges Aussehen zu betrachten.
Der Jäger aus dem Jenseits folgte wieder seinem Weg. Er wußte, wohin er wollte. Dort würde er töten.
Auf dem Weg zur Macht.
Ein zweites Mal konnte ihn jene nicht mehr unschädlich machen, die es vor einer Ewigkeit getan hatte. Allmählich kristallisierte sich auch die Erinnerung heraus an die Feindin von einst.
Eine Frau, die über Flügel verfügte und auf einem Einhorn durch die Lüfte ritt. Wenn sie das war, was man ihr nachsagte, würde sie auch jetzt noch existieren. Und sie würde ebenfalls auf seiner Todesliste stehen.
***
Mit dem Zweitwagen fuhr Darius Donovan den Highway erneut ab. Seine dämonischen Übersinne waren hellwach. Er suchte nach einer Spur. Irgendwo mußte das silberne Behältnis mit Ratar ja schließlich entwendet worden sein.
Es war fast schon Zufall, daß er diese Spur fand. Denn sein Gespür meldete sich nicht, ließ ihn schmählich im Stich. Aber auf der gegenüberliegenden Highwayseite sah er etwas im Sonnenlicht blitzen. Eine Kiste, halb in den Graben gerutscht. Und da funkelte es silbern!
Die beiden Fahrtrichtungen wurden nur durch den Grünstreifen getrennt. Es gab keine Leitplanken, kein Mauerwerk. Der Dämon wartete eine günstige Gelegenheit ab und wendete quer über den Grünstreifen. Um ein Haar wäre er mit den Antriebsrädern stecken geblieben, konnte sich aber dann mit einem heftigen Ruck wieder freiarbeiten. Er rollte das kurze Stück bis zu dem Behältnis zurück und hielt an.
Der Verkehr hatte nachgelassen. Es waren nur noch relativ wenige Fahrzeuge unterwegs. Kaum jemand kümmerte sich um den am Highwayrand stehenden Wagen, den Donovan jetzt verließ. Er schritt langsam auf das Behältnis zu. Er war mißtrauisch und befürchtete eine Falle.
Es war der Kasten, in dem Ratar transportiert worden war. Er war gewaltsam geöffnet worden. Die Holzverkleidung war weggeschlagen. Trotzdem kümmerte sich niemand von den vorbeirauschenden Autofahrern um das, Objekt. Es war den Leuten wohl viel zu unwahrscheinlich, daß hier tatsächlich eine Kiste aus purem Silber liegen sollte.
Donovan lachte höhnisch.
Wenn die Menschen ahnen würden…
Der Kasten war leer, wie Donovan befürchtet hatte, als er ihn hier liegen sah. Von Ratar war nichts zu sehen. Absolut nichts. Wer immer den Truck überfallen hatte, hatte Ratar mit sich genommen.
Es gab keine Spuren, die auf andere dämonische Einwirkungen hinwiesen. Die Diebe hatten ganze Arbeit geleistet…
Nein! Da war eine Spur. Eine, die Donovan gar nicht gefiel. Er sah eine Gestalt draußen im Feld liegen, reglos und fast mit der Umgebung verschmolzen. Vom Highway aus war die Gestalt wohl nicht einmal zu sehen.
Donovan glaubte die Kleidung zu erkennen, Er ging hinüber. Und dann wußte er, daß er Marc vor sich hatte, den er ausgesandt hatte, nach dem Rechten zu sehen. Marc Donovan war ausgelöscht worden.
Von Zamorra?
Nein. Donovan ging neben dem toten Dämon in die Hocke und berührte ihn. Raschelnd platzten die Reste auf, Asche wirbelte auf. Einer von Ratars
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