0309 - Die Sklavenwelt von Magellan
ebenso breit.
„Haha!" machte er, in dem krampfhaften Versuch, einen spöttischen Humor an den Tag zu legen. „Es war eben nur ein Vergleich, Moghu, und Vergleiche hinken immer."
Der Erste legte sein Gesicht in ernste Falten, was ihm allerdings nicht überzeugend gelang. Die grauen Lockenhaare kontrastierten schroff zu dem jugendlich wirkenden Lachen im Hintergrund der dunklen Augen.
Ishe Moghu war der gutmütige Spötter geblieben, als der er schon auf der Raumakademie bekannt gewesen war. Seine Rangstellung an Bord der CREST allerdings bewies, daß sich hinter dem breiten, meist grinsenden Gesicht Qualitäten ganz besonderer Art verbargen.
„Soeben versuche ich, mir einen >hinkenden Vergleich< bildlich vorzustellen, Sir."
Der erwartungsvoll geöffnete Mund Merlin Akrans klappte zu. Demonstrativ drehte der Kommandant seinem Ersten Offizier wieder den Rücken zu.
Anschließend murmelte er etwas vor sich hin, das bestimmt nicht für fremde Ohren gedacht war, aber infolge seines epsalischen Organs von jedem Mann in der Kommandozentrale verstanden werden konnte.
„Aber, aber!" sagte jemand schockiert hinter Moghus Rücken.
Der Afro-Terraner wandte sich um und musterte die beiden Männer, die soeben durch den Achslift die Zentrale betreten hatten.
Der eine war ein Riese von zweieinhalb Metern Größe und gewaltiger Schulterbreite. Sein nackter Oberkörper und das Gesicht leuchteten in fast allen Farben des Spektrums; wulstige Narben überzogen die Haut.
Oro Masut, der ertrusische Leibwächter und Diener Roi Dantons, trug grellrote Pumphosen, rotgestreifte Strümpfe und grüne Stoffschuhe, die vorn schnabelförmig ausliefen. Seinen mächtigen Schädel krönte eine turbanähnliche Kopfbedeckung.
In den Händen hielt er eine Art überdimensionierter Flitspritze und versprühte daraus gewaltige Wolken süßlichen Parfüms.
Neben dem Giganten wirkte der König der Freihändler wie ein Zwerg.
„Aber, aber!" wiederholte Roi Danton kopfschüttelnd. „Ein Fürst sollte nicht die vulgären Reden des Pöbels führen!"
Er fächelte sich mit einem Spitzentüchlein frische Luft zu und lüftete danach seinen goldbestickten Dreispitz.
„Bonjour, Messieurs! Comment allez-vous?"
Oberst Akran kratzte sich hinter dem Ohr.
„Was sagten Sie, Freibeuter?"
Roi Danton verzog indigniert das Gesicht.
„Wie bitte? Freibeuter? - Oro, mein Riechfläschchen!"
Der Ertruser sprang hinzu und hielt seinem Herrn ein kristallenes Fläschchen unter die Nase.
Roi atmete einige Male tief ein dann schob er die hilfreiche Hand beiseite.
„Wenn Sie nicht einem niedrigeren Stand angehörten, Oberst Akran, so müßte ich auf einem Duell bestehen", erklärte er mit der weinerlichen Stimme eines verweichlichten Dandys. „Aber Sie sind für mich nicht satisfaktionsfähig, Monsieur!"
„Ich könnte ihm eine Backpfeife verabreichen", bot sich Oro Masut an.
Merlin Akran ließ die Atemluft mit dem Geräusch eines geplatzten Hochdruckdampfkessels entweichen.
Ein junger Leutnant der Zentralbesatzung prustete los. Das war für die meisten anderen Männer das Zeichen zu einer Lachsalve.
„Unter dem niederen Volk herrschen herzerfrischend rauhe Sitten", belehrte der König der Freifahrer seinen Diener, nachdem das Lachen verstummt war. „Man darf es nur nicht zu übermütig werden lassen sonst vergißt es die Schranken, die ihm gesetzt sind. - Äh, Sie heißen Ishe Moghu, Monsieur, wenn ich mich recht entsinne ...?" wandte er sich an den Ersten Offizier.
„Jawohl, Sir!"
Moghu grinste und machte eine übertrieben exakte Ehrenbezeugung. Er nahm das Phänomen Roi Danton mit dem Humor, der ihm gebührte. Dieser Freifahrer spielte Theater, und fast alle amüsierten sich darüber, wenn auch niemand so recht wußte, warum der erste Mann des Freihändlerimperiums sich wie ein Stutzer vom Hofe Ludwigs des Siebzehnten von Frankreich gab.
Roi nickte dem grauhaarigen Riesen gönnerhaft zu.
„So war es schon ganz gut, mein Sohn. Allmählich halten auch in der CREST die guten Manieren ihren Einzug."
Sein Blick wanderte von dem altvertrauten Gesicht, dessen Augen ihn nicht erkannten, zu dem runden Reflexschirm an der abgeschrägten Stirnseite eines quaderförmigen Geräts, an dessen Außenhülle eine Plakette mit dem Symbol der Freifahrergilde glänzte.
Es handelte sich bei dem Gerät um den sogenannten Halbraumspürer den Roi Danton dem Großadministrator „geschenkt" hatte. Das „Gegengeschenk" hatte in der offiziellen Anerkennung der
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