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031 - Der Puppenmacher

031 - Der Puppenmacher

Titel: 031 - Der Puppenmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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Unterkiefer und zuckten zurück, als sie mit Dorians Lippen in Berührung kamen. Aber die Finger verloren schnell die Furcht vor den weichen, feuchten Wölbungen und kamen wieder, um ihre Entdeckungsreise fortzusetzen. Dabei war Phillips Gesicht entspannt. Er wirkte entrückt.
    »Kannst du die Dämonen wahrnehmen, wenn sie an dein Bett kommen, Phillip?« fragte Dorian wieder.
    Phillips Hände erstarrten – und dann zogen sie sich langsam und zögernd, fast widerwillig zurück.
    Er winkelte die Arme ab und preßte sie gegen die Brust.
    »Du hast mich verstanden«, sagte Dorian. Es war eine Feststellung. »Du mußt an die schrecklichen Dämonen denken und dich fröstelt. Kannst du sie auch jetzt sehen?«
    Phillip entspannte sich wieder. Er öffnete den Mund und sagte mit schwacher entrückter Stimme: »Wenn der Tag vergangen ist und der Mond die Sonne ablöst, dann kommt ihre Zeit. Dann triumphieren die Mächte der Finsternis. Sie streifen ihre Masken ab und zeigen ihre wahren Gesichter.
    Das Böse bricht aus ihnen hervor und stürzt sich auf die ahnungslosen Kreaturen. Ach, Alina!« Phillip schluchzte auf. Sein ganzer Körper wurde wie von einem Weinkrampf geschüttelt.
    »Wer ist Alina?« fragte Dorian.
    Aber Phillip gab keine Antwort. Er streckte wieder den Arm aus und deutete in Chapmans Richtung. »Das Todesmal!« rief er erschrocken.
    »Wer ist Alina?« fragte Dorian nochmals, diesmal drängender.
    »Alina?«, wiederholte Phillip. Und dann entrang sich ein neuerliches Schluchzen seiner Kehle. »Alina! Alina!«
    »Quälen Sie ihn doch nicht!« mischte sich Hayward ein. »Sehen Sie nicht, daß Sie ihm mit Ihren Fragen Schmerzen zufügen?«
    »Ihn quält seine eigene Erinnerung«, entgegnete Dorian, ohne Phillip aus den Augen zu lassen. »Aber ich muß sie wachrufen, denn sie könnte der Schlüssel für das Geheimnis sein. Ich nehme an, daß Alina der Name eines Mädchens ist. Phillip muß in irgendeiner Beziehung zu ihr stehen.« »Phillip kennt kein Mädchen namens Alina«, behauptete Hayward bestimmt. »Er hat das Haus seit einer Ewigkeit nicht mehr verlassen. Ich müßte es wissen, wenn er eine Alina kennengelernt hätte.« »Da bin ich gar nicht so sicher«, erwiderte Dorian.
    »Ich komme immer mehr zu der Ansicht, daß Sie Ihren Sohn überhaupt nicht kennen. Sie wissen im Grunde genommen nichts über ihn, nichts über seine Sorgen, Nöte und Empfindungen.« Dorian erstickte Haywards Einwand mit einer Handbewegung. Er wandte sich wieder Phillip zu und fragte: »Wo hast du Alina kennengelernt, Phillip? Erinnerst du dich daran? Kannst du mir sagen, wann und wo es war, als du Alina zum erstenmal sahst?«
    Für einen Moment schien es, als würde Phillip ruhig bleiben. Aber dann überkam ihn wieder ein Schüttelfrost. Seine Zähne klapperten so stark aufeinander, daß alle im Raum es hören konnten.
    »Die Mächte der Finsternis kommen an einen Ort. Black Sabbath! Alina!«
    Es war der Aufschrei eines Verzweifelten.
    Lord Hayward faßte Dorian an der Schulter und zerrte ihn vom Bett weg.
    »Jetzt ist es aber genug.« herrschte er ihn an. »Sie sollen Phillip helfen, aber nicht noch mehr quälen.«
    Dorian ließ sich widerstandslos wegbringen. Für den Anfang hatte er genug erfahren.
    »Kennen Sie einen Ort, der Black Sabbath heißt?« erkundigte er sich bei Hayward.
    Dieser machte eine wegwerfende Handbewegung. »So einen Ort gibt es wahrscheinlich gar nicht. Haben Sie denn nicht bemerkt, daß Phillip nur phantasiert?«
    »Diesen Eindruck hatte ich gar nicht«, sagte Dorian und sah sein Gegenüber fest an. »Im Gegenteil, ich glaube, daß diese Art, sich mitzuteilen, bei Phillip vollkommen natürlich ist.«
    Hayward starrte ihn an. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie haben mich schon verstanden«, sagte Dorian. »Ich vermute nämlich, daß Phillips angebliches Phantasieren nichts mit Dämonen zu tun hat. Ist es nicht so, daß er auch früher nicht in der Lage war, sinnvoll und zusammenhängend zu sprechen, Lord Hayward?«
    Hayward starrte ihn sekundenlang an, dann senkte er den Blick und ließ die Schultern hängen.
    »Sie haben recht«, sagte er leise. »Phillip war schon immer anders als die anderen. Er fand zu keinem Menschen Kontakt, weil er nicht mit ihnen sprechen konnte. Er sprach immer schon in Rätseln, redete immer nur solch ungereimtes Zeug wie eben. Ich habe ihn von den anderen isoliert und versucht, ihn durch Privatlehrer zu schulen. Aber alles, was ich für ihn tun wollte, scheiterte. Ich bin mit

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