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031 - Die blaue Hand

031 - Die blaue Hand

Titel: 031 - Die blaue Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Notizbuch mit Goldschnitt, das zwischen zwei Büchern eingeklemmt gewesen war, auf die Tischplatte. Er konnte sich nicht erinnern, es früher je gesehen zu haben. Als er es öffnete, stellte er fest, daß es ein Tagebuch für das Jahr 1929 war. Mr. Salter pflegte für seinen Privatgebrauch Notizen zu machen und tat dies in einer sonderbaren, nur ihm verständlichen Kurzschrift. Keinem seiner Schreiber und Sekretäre war es bisher gelungen, sie zu entziffern. Auch dieses Tagebuch war in dieser Geheimschrift abgefaßt.
    Jim wußte, daß Mr. Salter in dem großen, grünen Geldschrank ganze Stapel solcher Notizbücher aufbewahrte. Vielleicht hatte er dieses Heft herausgenommen, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Trotzdem wunderte sich Jim, daß sein Chef es nicht wieder weggeschlossen hatte.
    Er blätterte neugierig darin, aber es waren Hieroglyphen für ihn, nur ab und zu fand er dazwischen ein Wort in offener Schrift. Plötzlich jedoch stutzte er. Unter dem vierten Juni stand eine lange Eintragung, die nachträglich gemacht worden sein mußte. Jim schloß dies daraus, weil sie mit grüner Tinte geschrieben war. Vor etwa achtzehn Monaten nämlich hatte ein Augenarzt Mr. Salter darauf aufmerksam gemacht, daß es ihm leichter fallen würde, grüne Schrift zu lesen. Seit diesem Zeitpunkt verwendete der Anwalt stets grüne Tinte.
    Jim las interessiert den ganzen Absatz, bis ihm klarwurde, daß er eigentlich gar nicht dazu berechtigt war.
    Ein Monat Haft im Holloway-Gefängnis. Entlassen am 2. Juli. Madge Benson (dieser Name war unterstrichen), 14 Palmers Terrace, Paddington. 74 Highcliffe Gardens, Margate. Hatte lange Besprechungen mit dem Bootsmann, dem die Saucy Belle gehörte. Keine Spur von ...
    Hier endete der Abschnitt in offener Schrift.
    Dieser neue Hinweis war so interessant, daß Jim alle Bedenken überwand und beschloß, sich die Stelle zu notieren. Offenbar bezog sich die Bemerkung auf die verschwundene Lady Mary. Wer diese Madge Benson war, und was die Erwähnung des Gefängnisses in Holloway bedeutete, wollte er unbedingt herausbringen.
    Als er die Stelle abgeschrieben hatte, ging er in sein Zimmer zurück, schloß seinen Schreibtisch ab, ging nach Hause und überlegte, welche weiteren Nachforschungen er anstellen könnte.
    Er besaß eine kleine Wohnung in einem Häuserblock, von dem aus man den Regent's Park überschauen konnte. Von seinen eigenen Zimmern aus sah er allerdings nur die unangenehmen Rückseiten anderer Mietshäuser, und unten fuhr die Eisenbahn vorbei. Er hätte von seinem Fenster aus Münzen auf die vorbeifahrenden Wagen werfen können, so dicht lagen die Geleise beim Haus. Dafür war aber auch die Miete nur halb so hoch wie für eine gleichwertige Wohnung in besserer Lage. Mit seinem Gehalt und einem kleinen Nebeneinkommen von zwei bis drei Pfund wöchentlich konnte er verhältnismäßig gut leben. Seine drei Zimmer waren mit wertvollen alten Möbeln ausgestattet, die er aus dem Zusammenbruch des väterlichen Vermögens hatte retten können.
    Jim stieg im vierten Stock aus dem Lift, er wollte gerade seine Wohnung aufschließen, als er hörte, daß die gegenüberliegende Tür sich öffnete. Er drehte sich um. Die Krankenschwester, die herauskam, eine ältere Frau, nickte ihm freundlich zu.
    »Wie geht es Ihrer Patientin?« fragte Jim.
    »Es geht ihr gut, das heißt, so gut es einer so kranken Dame eben gehen kann. Sie ist Ihnen sehr dankbar für die Bücher, die Sie mir für sie gaben. Mrs. Fane liegt nun schon sieben Jahre krank, da tut jede Ablenkung gut.«
    Sie hörten Schritte die Treppe hinabkommen. Beide schauten hinauf.
    »Der Postbote kommt«, sagte die Schwester. »Ich dachte, er wäre schon dagewesen. Vielleicht bringt er uns etwas.«
    Der Briefträger fuhr immer im Lift bis zum sechsten Stock und teilte im Hinuntergehen die Post aus.
    »Ich habe nichts für Sie, Sir«, wandte er sich an Jim. Er sah die Briefe in seiner Hand durch. »Aber hier - Miss Madge Benson, das sind Sie doch, Schwester, nicht wahr?«
    »Jawohl«, antwortete die Krankenschwester schnell. Sie nahm den Brief, verabschiedete sich mit einem Kopfnicken von Jim und ging die Treppe hinunter.
    Madge Benson! Der Name, den Jim Steele vorhin in Salters Tagebuch gelesen hatte!

4
    Digby Groat goß sich ein Glas Portwein ein.
    »Du langweilst mich zu Tode, Mutter, wenn du mir immer wieder die gleichen Geschichten erzählst. Es sollte genügen, wenn ich dir sage, daß ich die junge Dame als Sekretärin hier haben will. Es

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