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031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong

Titel: 031 - Die Mörderpuppen der Madame Wong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gut
werden.
    »Steigen Sie ein. Sie sehen sehr schlecht aus«, bat die
Frau mit betörendem Timbre.
    Der Engländer nickte matt, lehnte aber die Hilfe des
Chauffeurs ab. »Danke, es geht schon. Nur ein kleiner Schwächeanfall, nichts
weiter. Das Herz, aber im Krankenhaus ...« Er spürte, wie ausgepumpt und fertig
er war. Aufatmend sank er in den Fond des Rolls-Royce und konnte noch immer
nicht fassen, dass er auf diese Weise seinen Verfolgern ein Schnippchen
geschlagen hatte. »Ich danke Ihnen, Madame«, murmelte er mit rauer Stimme.
    »Nichts zu danken«, erwiderte sie, aber nun wesentlich
kühler. Diese Veränderung machte ihn hellhörig und er blickte auf – ein
Alptraum begann!
    Aus dem Rücken des Vordersitzes glitt lautlos die
Trennscheibe in die Höhe, klickend verankerten sich die Türschlösser.
Gleichzeitig erklang ein leises Zischen. Gas strömte ein, benebelte im
Bruchteil eines Augenblicks Rods überforderte Sinne. Er spürte nur noch eine
Bewegung zwischen seinen Beinen und starrte in ein Puppengesicht – von Gun Yat.
    »Ich hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass Sie
noch kommen.« Iwan Kunaritschew blickte sein Gegenüber an. »Es hätte nicht viel
gefehlt, und ich wäre aufgebrochen.«
    »Vierundzwanzig Uhr war ausgemacht. Ich war pünktlich.«
Jho Fung musterte durch seine getönten Brillengläser den Mann, der ihm
gegenübersaß. »Was haben Sie mir mitgebracht, Garvin?«, fragte er dann, während
er nach der Zigarettenschachtel im Inneren seiner Jackentasche griff. Es war
eine Packung mit dunkelroten chinesischen Schriftzeichen. Fung bot Iwan eines
der weißen Stäbchen an. Als er dem Russen Feuer gegeben hatte, nahm dieser
einen vorsichtigen Zug. Mit angewidertem Gesicht rauchte er weiter.
    »Schmeckt sie Ihnen, Garvin? Eine ungewöhnliche
Zigarette, sehr süß im Geschmack, parfümiert. Ich mag sie gern.«
    »Geschmacksache. Versuchen Sie nachher einmal meine
Sorte.«
    »Gern. Aber ich glaube nicht, dass sie an diese Marke
heranreichen werden. Im Vertrauen«, Fung beugte sich ein wenig über den Tisch,
»nur die Schachtel stammt aus Hongkong. Die Zigaretten sind von jenseits der
Grenze.«
    »Lassen Sie sich überraschen.«
    Für Fung jedoch war dieses Thema noch nicht beendet.
»Englische und amerikanische Zigaretten schmecken alle gleich«, meinte er und
zog überheblich die Mundwinkel herab. Es schien, als ob es sein Lieblingsthema
sei, über verschiedene Zigarettenmarken zu plaudern. X-RAY-7 fühlte mit der
Routine des Spezialagenten, dass Jho Fung ganz bewusst Belangloses sagte, um
schließlich – im rechten Augenblick – eine wichtige Frage oder Bemerkung
einzuschieben. Er prüfte mit sicherem Instinkt jeweils die Reaktion der
Nachbarn. Doch alle waren mit sich selbst beschäftigt. Hinzu kam, dass der
Russe frühzeitig das Lokal betreten hatte, um einen sehr günstigen Platz
einzunehmen.
    Nur eine wichtige Frage hatte Fung bisher gestellt. Und
Iwan Kunaritschew beantwortete sie, als er den richtigen Zeitpunkt für gekommen
hielt.
    »Ich habe mehr als eine Nachricht für Sie, Fung. Wir
sollten uns aber nicht hier darüber unterhalten. Im Hotel dürfte unter
Umständen der beste Platz dafür sein. Oder haben Sie einen besseren Vorschlag?«
    »Ich richte mich ganz nach Ihnen, Garvin.« Fungs Lächeln
verschwand niemals von seinen Lippen.
    Iwan versuchte, sich über das Charakterbild des Chinesen
Klarheit zu verschaffen. Er musste sich eingestehen, dass Fung ein höflicher,
zuvorkommender Mann war. Doch etwas an dessen Art störte ihn, konnte es aber
nicht näher bezeichnen.
    »Geht es um die alten Pläne?«, fragte Jho Fung und griff
nach einem Glas.
    »Ja. Und nicht nur um sie.«
    Der Chinese legte offenbar keinen besonderen Wert darauf,
diese Umgebung zu wechseln. Fung hielt den Nachtclub für sicher genug.
    »Sie wollen Aufklärung über das Verschwinden von ...« Der
Chinese brauchte die Namen der überfälligen Agenten nicht zu nennen.
    »Das war nicht schwer zu erraten«, bemerkte X-RAY-7
scharf. »Es besteht der Verdacht, dass Sie etwas mit den Dingen zu tun haben.«
Fungs Lächeln blieb. »Das kann ich mir denken. Aber der Geheimdienst irrt. Auch
ich tappe im Dunkeln. Mir stehen allerdings nicht die Aufklärungsmöglichkeiten
zur Verfügung, die FBI und CIA haben. Ich bin – offiziell – nur ein Privatmann.
Bestürzt habe ich vom Verschwinden der Agenten gehört. Mir selbst sind die
Hände gebunden. Ich versuchte, mit meinen Auftraggebern wieder in Verbindung zu
kommen.

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