031 - Sie kamen aus dem Jenseits
sollte ihn ablösen. So sah ich den Fall. Die Geschichte hatte für mich vorläufig abernoch einen Haken, und das war die Stärke des Greises.
Ausgezehrt, und doch noch so kräftig, ja kräftiger sogar als früher, das paßte nicht zusammen. Ein Rätsel, das ich lösen mußte. Ich fragte Mr. Silver, wie er darüber dachte.
Eine Lösung des Rätsels wußte der Ex-Dämon im Moment aber auch noch nicht. Mein Blick streifte Albert Montana, der jetzt noch mehr erschüttert war.
Mit tonloser Stimme sagte er: »Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, daß er eines Tages zurückkommt. Aber daß er mir in dieser Jammergestalt begegnen würde, damit habe ich nicht gerechnet… Wäre es da nicht besser, er wäre… tot?«
»Sie haben recht«, schaltete sich Mr. Silver ein. »Das wäre wirklich besser, denn Ihr Vater hat sich verändert. Der dämonische Einfluß hat ihm geschadet. Dadurch wurde er zur Gefahr für die Menschen.«
Albert Montana schluckte. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
Er schüttelte den Kopf. »Das ist so entsetzlich, daß ich es nicht begreifen kann.«
»Ihr Vater hatte einen Auftrag, den er nicht ausführen konnte«, sagte Mr. Silver. »Es gelang ihm, zu entkommen…«
Der Zollbeamte drehte sich zu dem Hünen um. »Werde ich ihm noch einmal begegnen, Mr. Silver?«
»Das ist zu befürchten«, antwortete der Ex-Dämon.
»Gütiger Himmel, wie kann ich mich vor ihm schützen?«
»Sie selbst sind machtlos gegen ihn«, sagte ich. »Deshalb wäre es klug von Ihnen, wenn Sie uns erlaubten, ein Auge auf Sie zu haben.«
»Sie meinen, Sie würden mich bewachen?«
»Wie Bodyguards«, sagte Mr. Silver.
»Das… das kann ich mir nicht leisten.«
»Es kostet Sie nicht einen Cent«, sagte ich.
»Aber Sie sind Privatdetektive und leben bestimmt nicht vom Draufzahlen.«
»Wir werden anderweitig unterstützt«, bemerkte Mr. Silver.
»Machen Sie sich wegen der Bezahlung keine Sorgen, das geht schon in Ordnung.«
»Nun, dann… dann wäre ich dumm, wenn ich Ihr Angebot nicht annehmen würde.«
»Sehr richtig«, sagte ich und streckte dem Zollbeamten die Hand entgegen. Er schlug ein, und damit war die Sache besiegelt.
Wir würden alles daransetzen, um diesem sympathischen Mann das Leben zu erhalten.
Würden wir auch noch etwas für seinen Vater tun können?
Oder war Jason Montana an die schwarze Macht verloren?
»Radheera!« sagte Albert Montana unvermittelt.
Der Name traf mich wie ein Faustschlag.
»Das war der Name, den mein Vater erwähnte«, sagte der Zollbeamte. »Jetzt erinnere ich mich wieder. Er sagte, Radheera würde warten.«
Mr. Silver und ich wechselten einen vielsagenden Blick. Wie es aussah, würden wir es nach Thoran nun mit Radheera, einem weiteren Mitglied der Grausamen 5, zu tun kriegen.
***
Albert Montana nahm uns mit nach Hause und stellte uns seiner Mutter und seiner Schwester vor. Als er erzählte, was geschehen war, schienen ihm Sybil und Estella nicht zu glauben.
Selbst unsere Bestätigung seiner Schilderung nützte nicht viel.
Es war ja auch nicht leicht zu begreifen, daß dämonische Kräfte so großen Einfluß auf die Menschen haben konnten.
Radheera steckte also hinter diesem satanischen Spiel. Ich reimte mir einiges zusammen. Aus irgendeinem Grund hatte sich der Magier-Dämon Jason Montana geholt.
Ich ging davon aus, daß Radheera denMann in die Prä-Welt Coor entführt hatte. Welches grauenvolle Schicksal Jason Montana dort erwartet hatte, wußte ich nicht.
Jedenfalls war er innerhalb von nur sechs Monaten zu einer halben Mumie geworden, der Radheera die Rückkehr auf die Erde ermöglichte. Aber nur deshalb, um ihm Albert zu bringen.
Lag ich mit meiner Kombination richtig? Eine Antwort darauf hätte mir Jason Montana geben können, doch wir hatten keine Ahnung, wo er steckte.
Wir mußten warten, bis er zuschlug – das aber konnte für Albert Montana tödlich enden, wenn wir nicht höllisch aufpaßten.
Wir wußten nicht, was Jason Montana nun vorhatte.
Würde er noch einmal versuchen, seinen Sohn zu Radheera abzuschleppen? Oder hatte er jetzt nur noch eines im Sinn: Albert zu töten? Wir ließen uns von Sybil Montana das Haus zeigen. Sie war mit ihren 46 Jahren immer noch eine sehr attraktive Frau, blond und dunkeläugig.
Traurige Schatten trug sie im Gesicht, und das bestimmt schon seit dem Verschwinden ihres Mannes. Das Haus war nicht groß.
Aber die Räumlichkeiten reichten für eine Familie.
Wir machten uns mit der neuen Umgebung vertraut. Der
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