0310 - Welt der Mörder-Monde
Frühschoppen bis weit in die Nacht hinein feierten.
Und seit vor ein paar Wochen der Wirt der einzigen Alternativkneipe im Dorf gestorben war, traf sich so gut wie jeder bei Finlay, der mal ein paar Stunden Urlaub von seinem heimischen Feldwebel haben wollte.
An diesem Vormittag ließ sich das Geschäft allerdings etwas schleppend an. Möglich, daß das verdammte Wetter daran schuld war, daß sich kaum jemand zu ihm verirrte. Dieser gottverdammte Nebel, der wider jeden Bauernkalender am Morgen aus dem Boden gekrochen war und nun schon fast die Sonne verdeckte.
Finlay stand hinter dem Tresen und spülte Gläser, die auch vorher schon sauber gewesen waren. Nur so zum Zeitvertreib. Dabei ließ er seine Augen prüfend über die Handvoll Gäste huschen, um sofort reagieren zu können, wenn sich in irgendeinem Glas der Bierpegel dem Ende zuneigte.
So verging die Zeit.
Bis plötzlich die Wirtshaustür aufgerissen wurde und zwei abgehetzte Gestalten in die Schankstube stürzten!
»Polizei!« rief ein junger Bursche, den Finlay sofort als Hank Pfister erkannte, während ihm das Mädchen in seiner Begleitung noch nie vor die Nase gekommen war. »Allmächtiger! Wir dürfen kèine Zeit verlieren! Sie sind hinter uns her, kommen genau auf das Dorf zu… Und oben auf dem Berg…«
Pfister stockte, hatte die Theke erreicht und fiel nun kraftlos bäuchlings über die Brüstung. Das Mädchen hatte Isich hinter ihm einfach auf einen freien Stuhl fallen lassen.
Finlay wußte nicht, ob er lachen oder wütend werden sollte. Auch die wenigen Gäste im Pub schienen sich ihrer Reaktion noch nicht sicher zu sein. Aber sie rückten bereits näher und umringten das junge Paar.
»Nun mal langsam«, versuchte Finlay nach bewährtem Rezept erstmal die Hektik aus der Situation herauszunehmen. Dann stellte er zwei Gläser mit Hochprozentigem auf die Theke. Das eine reichte einer der Dörfler dem erschöpften Mädchen, das dankbar daran nippte. Das andere kippte Pfister in einem Zug hinunter.
»Aaah«, machte er dann. »Das tut gut… Aber unternehmt endlich etwas! Sie müssen jeden Augenblick hier sein. Wir hatten keinen großen Vorsprung!«
»Wer?«
»Diese Monster!« stieß Delia hervor, ehe Hank zu einer Antwort ansetzen konnte. »Lebende Leichen…«
Finlay war sprachlos.
Und wie ihm ging es allen anderen im Pub. Mit offenen Mündern lauschten sie den Worten des Mädchens.
»Nun mal langsam, Kleines«, wehrte Finlay ab. »Du hast doch erst einen Schnaps. Das kann doch keine solchen Wirkungen hervorrufen…«
»Verdammt, glauben Sie ihr!« mischte sich jetzt Hank Pfister wieder ein. »Ich habe es auch gesehen! Wir hatten eine Autopanne draußen vor dem Dorf. Da war der Nebel. Der riß auf, und wir sahen eine Burg oben auf dem Berg. Und dann kamen die Friedhofsgestalten…«
»Burg?« rief jemand hellhörig, ohne auf die anderen Dinge einzugehen. »Merlins Burg?«
Sofort kam Tumult auf. Finlay konnte das wilde Durcheinander nur mit einem lauten Faustschlag auf die Theke ordnen.
»Ruhe!« schrie er. »Seid ihr noch zu retten? Laßt euch auch noch anstecken von diesen Spinnereien…«
Delia blickte ihn böse an.
Aber sie kam ebensowenig wie Hank dazu, sich gegen die abfälligen Worte des Wirtes zu wehren.
»Was bildet ihr euch ein?« fuhr Finlay fort. »Merlins Burg… Pah! Die wollt ihr gesehen haben? Und warum sollte sie sichtbar geworden sein? Nach all den Jahren?«
»Die - die Legende stimmt also?« stotterte Pfister.
»Ich stelle hier die Fragen«, belehrte ihn der Wirt. »Und eines sag ich dir: Wir mögen es gar nicht, wenn uns irgendein Zugezogener veräppeln will!«
»Aber es ist die Wahrheit! Wir…«
In diesem Moment wurde die Tür des Pubs erneut aufgerissen.
Köpfe ruckten herum.
Auch dem Letzten verging das Lachen.
Der Tod stand in der Tür…
***
Nachdem der letzte Zombie den Transmitter passiert hatte, erlosch das magische Gebilde und unterbrach die Brücke zwischen den Welten.
Zamorra schaltete sofort um.
Jetzt war er allein mit dem Lord und diesem Cagliostro. Und mit Nicole im Bernsteinblock!
War das die Chance, auf die er gehofft hatte?
»Vergiß es!« lachte der Dunkle, ohne sich von der Stelle zu rühren und offenbarte ihm damit, daß er mühelos seine Gedanken las. »Du stirbst beim ersten Schritt in meine Richtung!«
Er verstummte kurz. Seine leblosen Augen glühten in kaltem Feuer.
»Aber du stirbst auch so. Ich habe keine Verwendung für das Hätschelkind meines Erzfeindes…«
Zamorra
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