0312 - Das Geheimnis der Regenwelt
Fischsuppen. Daneben lagen Listen verschiedener Vorspeisen, Desserts und eine umfangreiche Aufstellung aller in der Galaxis gebräuchlichen Gewürze.
In seiner Phantasie schuf Wallen Overmile die unwahrscheinlichsten Gerichte, aber wenn er nach dem Erwachen in die Kombüse schlurfte und das einförmige Grau der Konservenpackungen und Konzentratpakete erblickte, hörte er augenblicklich auf, von lukullischen Genüssen zu träumen.
Am Abend des 17. November 2435 terranischer Zeitrechnung lag Wallen Overmile auf dem Rücken im Bett und prägte sich das Rezept eines Auflaufs aus Gonna-Eiern ein. Mit ehrfürchtiger Stimme murmelte er die Namen der einzelnen Zutaten vor sich hin. Wallen Overmile war groß und hager. Eine mächtige, fast bis über den Mund herabhängende Nase gab ihm das Aussehen eines traurigen Vogels.
Seine Augen waren klein und listig. Overmile hatte Hängebacken und ein winziges Grübchen am Kinn.
Vor zehn Jahren hatte er eine Kehlkopfoperation über sich ergehen lassen müssen, bei der seine Stimmbänder in Mitleidenschaft geraten waren. So kam es, daß Overmiles Stimme sich ab und zu überschlug oder völlig versagte.
Wahrend Overmile sich in Gedanken mit der Zubereitung einer Speise beschäftigte, die er an Bord eines Ultraschlachtschiffs niemals servieren konnte, hörte er plötzlich ein knarrendes Geräusch. Er zuckte zusammen. Er schlug das Buch zu und legte es geräuschlos auf den Tisch. Der Plastikvorhang war zugezogen, so daß Overmile nicht sehen konnte, was in der Kombüse vor sich ging.
Er fragte sich, ob der Lärm von einem der elektronisch gesteuerten Ofen ausging, die während des Erkaltens ab und zu Geräusche von sich gaben.
Dann hörte er jedoch ein leises Tappen, das zweifellos von einem Menschen ausgelöst wurde, der in der Kombüse herumschlich. Overmile runzelte die Stirn. Niemand an Bord der CREST IV brauchte zu hungern, ein Nahrungsdiebstahl kam also nicht in Frage.
Die verrücktesten Gedanken schossen dem Korporal durch den Kopf. Vielleicht, so sagte er sich, wollte sich jemand aus dem Besteckkasten ein Mordinstrument beschaffen. Es sollte immer wieder vorkommen, daß Raumfahrer plötzlich einen Koller bekamen.
Wallen Overmile lag wie erstarrt im Bett und lauschte angespannt.
Das Tappen verstummte. Einige Zeit drangen keine Geräusche zu Overmile herein, dann hörte der Koch ein eigenartiges Scharren.
Overmile richtete sich langsam auf und schwang die Beine aus dem Bett. Er blickte an sich herunter.
Er hatte Hose und Jacke ausgezogen und war nur mit einem Hemd bekleidet. In die Hose zu schlüpfen, würde zuviel Lärm verursachen. Overmile griff nach einer Schürze, die auf dem Stuhl lag und band sie sich um.
Obwohl er in diesem Aufzug eher lächerlich als kampfkräftig wirkte, war er entschlossen, den unbekannten Eindringling zu stellen.
Overmile riß den Plastikvorhang zur Seite und blickte in die hell beleuchtete Kombüse.
An den Vorratsregalen stand ein junger Raumfahrer und blickte Wallen Overmile mit offensichtlichem Entsetzen entgegen. Der junge Mann war blaß. Der Koch sah, daß er einen Kadetten vor sich hatte. Er überlegte blitzschnell, daß dieser Junge eines Tages Offizier und. sein Vorgesetzter sein würde. Unter diesen Umständen war es angebracht, mit aller Vorsieht vorzugehen.
Wallen Overmile blickte demonstrativ auf die Uhr.
„Die Essenszeit ist seit zwei Stunden vorüber", stellte er fest.
Trotz dieser überaus diplomatischen Bemerkung errötete der Kadett.
„Haben Sie die Sprache verloren?" erkundigte sich Overmile. „Was wollen Sie um diese Zeit in der Kombüse?"
Der Kadett starrte betreten auf seine Fußspitzen und schwieg.
Wallen Overmile bemerkte, daß der junge Raumfahrer ein Paket aus dem Regal gezogen hatte. Er war gerade dabei gewesen, es zu öffnen, als Overmile ihn gestört hatte.
Der Korporal ging hinüber, um zu sehen, was sich der junge Mann durch den Diebstahl beschaffen wollte.
„Salatöl!" stieß er hervor.
Der Kadett blickte auf, und Overmile schaute in ein Paar blaue, durchaus nicht verbrecherisch wirkende Augen.
„Salatöl", wiederholte der Korporal fassungslos. „Sind Sie etwa Kleptomane Kadett?"
„Nein, Korporal!" brachte der Einbrecher hervor.
„Sagen Sie mir Ihren Namen."
„Kadett Elmer Grindel, Korporal."
„Arbeiten Sie vielleicht in irgendeinem Maschinenraum?" erkundigte sich Overmile, der den Verdacht hatte, Grindel wollte das Salatöl zum Abschmieren verwenden.
„Nein, Korporal", sagte
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