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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich wieder gelegt hatte. Die beiden anderen folgten ihr dichtauf.
    Aber nur einen halben Meter weit.
    Die Erschütterung durch den Aufschlag der Tür, die weiteren Erschütterungen durch die Schritte der Mädchen… niemand konnte hinterher mehr genau sagen, was der eigentliche Auslöser gewesen war. Jedenfalls kippte ihnen aus der Dunkelheit plötzlich etwas Dunkles, klapperndes, Graues entgegen, das zusehends heller wurde, je näher es dem Tageslicht kam. Und das geschah mit rasender Geschwindigkeit.
    Ein Skelett fiel den Mädchen entgegen, säuberlich abgenagt und abgefault! Der Schädel löste sich wie ein Geschoß und traf Gina, die gellend aufschrie. Die Mädchen kreischten entsetzt und flüchteten, während hinter ihnen das Gerippe zu Boden rasselte und weiteren Staub aufwirbelte, einem Gespenst gleich, das seine Arme nach den Mädchen ausstreckte.
    Sie rannten… rannten über den Burghof, kletterten durch den Burggraben, und erst am Rand des Wäldchens fanden sie atemlos wieder zu sich selbst.
    ***
    Es war ein Zufall gewesen.
    Als die Burg niedergebrannt und dem Erdboden fast gleich gemacht wurde, war nur wenig übriggeblieben. Zu dem wenigen zählte das Burgverlies, in dem Graf Bodo starb. Im Laufe der Jahrhunderte wucherten Büsche und Sträucher über die Reste.
    Und ausgerechnet heute hatten die Mädchen das Verlies gefunden und geöffnet. Es war das Skelett des Grafen selbst, das ihnen entgegenfiel…
    Lorys geheime Hoffnungen auf einen Knochenfund waren Wirklichkeit geworden…
    ***
    Gina betastete die Stelle, wo der Schädel gegen sie geprallt war.
    »Hoffentlich ist das kein blauer Fleck«, sagte sie. Vorsichtig zog sie das T-Shirt hoch. Zu ihrer Erleichterung war nichts zu sehen. Nur Staub am Hemdchen, der sich aber abwischen ließ.
    »Du meine Güte«, japste Sorrya. »Was haben wir da überhaupt gesehen?«
    Lory und Gina waren still. Bei Lory war das allerdings verwunderlich.
    »Ich glaube, das war gar nichts«, sagte Sorrya. »Da ist was umgefallen, und wir haben es für ein Skelett gehalten. Oder habt ihr was anderes gesehen?«
    »Das war ein Skelett«, sagte Gina. »Ich spür’s jetzt noch, wo mich der Schädel getroffen hat. War gerade so, als wollte er mich beißen.«
    »Hihi«, machte Sorrya, schon wieder mutiger werdend, weil ihnen kein Gespenst folgte. »Für Schauereffekte ist jedenfalls gesorgt. Sollen wir die Sache nicht lieber doch bleiben lassen?«
    »Habt ihr Angst vor ein paar alten Knochen?« fragte Lory.
    »Du bist doch auch gerannt«, hielt Gina ihr vor. »Trotzdem… am hellen Tag gibt es keine Gespenster, das weiß doch jeder, der noch an den Osterhasen glaubt. Wir sollten die Sache noch einmal in aller Ruhe angehen. Wir dürfen uns nicht nervös machen lassen. Ich bin dafür, daß wir diese Ruine als Festplatz behalten. Hier stört uns doch keiner!«
    »Fürchtet die Lebenden, nicht die Toten«, brummelte Sorrya vor sich hin. »Gut, sehen wir uns die Kammer hinter dem Gebüsch noch einmal an. Vielleicht war es nur ein alter Kleiderständer, der umkippte, und der angebliche Schädel ein alter Filzhut.«
    Erheblich langsamer gingen sie zurück zur Ruine. Das Gesträuch fanden sie wieder. Die Annäherung an das Gebäudeteil mit der offenen Tür erfolgte schon wesentlich vorsichtiger. Obgleich die Mädchen sich gegenseitig Mut machten, trauten sie der Sache doch nicht so recht über den Weg. Schließlich bewegte sich Gina als erste in die Dunkelheit hinein.
    Aber da war kein Skelett.
    Nicht ein einziger Knochen, nichts. Die Kammer war leer. Zwar hingen eiserne Ketten mit Hand- und Fußschellen an den Wänden, vom Rost so zerfressen, daß man sie mit einem heftigen Ruck zerbrechen konnte. Aber wenn hier jemals ein Toter in den Ketten gehangen hatte – so mußte er längst restlos zu Staub zerfallen sein.
    Denn Staub gab es zur Genüge. Bei jedem Schritt wurde er aufgewirbelt und machte das Atmen zur Qual.
    »Hier ist wirklich nichts«, keuchte Gina. »Nicht einmal der Schä- del, der mich angesprungen hat. Mag der Himmel wissen, was das gewesen ist.«
    »Eine fette Ratte vielleicht«, lästerte Lory. »Oder eine Riesenspinne.«
    »Ih – scheußlich!« bibberte Gina und trat wieder ins Sonnenlicht hinaus.
    Nach und nach kamen sie zu der Überzeugung, daß sie sich in der Tat getäuscht hatten. Es gab keine Gespenster, keinen Spuk. Sie hatten sich nur selbst in ihren Erwartungen hochgeputscht, in eine Beinahe-Hysterie hineingesteigert und hatten dann Dinge gesehen, die es gar

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