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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht gab.
    Das war alles. Halluzinationen. Mehr nicht.
    »Aber wenn es schon bei Tageslicht so auf uns wirkt, wie mag es dann erst am Abend sein?« überlegte Sorrya. »Stellt euch das mal vor. Dunkelheit, Vollmond hinter jagenden Wolken, ein knisterndes Lagerfeuer, das Schatten tanzen läßt, hier und da ein paar Kerzen in den Steinen… du siehst Augen aufleuchten, wenn das Licht sie richtig trifft … und von weither der Gongschlag der Kirchturmuhr. Zwölfmal hintereinander …«
    »Uuuaaaah«, machte Lory. »und dann kommt doch ‘n Gespenst.«
    »Woher denn? Wir haben inzwischen alles abgesucht. Nichts mit Bleiche-Knochen-Romantik. Wir müßten eher noch ein paar Hühnerknochen anschleppen.«
    »So einen riesigen Schweineschädel«, sagte Lory. »Oder von einer Kuh. Dann eine Kerze hinein, vielleicht die Augenhöhlen mit rotem Transparentpapier abdecken…«
    »Sag mal«, begann Gina vorsichtig. »Planen wir eine Fete, oder wollen wir einen Gruselabend veranstalten? Du, mir reicht’s schon bei Tage. Ich fühle mich jetzt einigermaßen beruhigt. Aber wenn du jetzt anfängst, hier alles horrormäßig auszustaffieren, dann ohne mich, ja? Es langt eben.«
    »Schon gut, ich sage ja nichts mehr«, winkte Lory mißgestimmt ab.
    »Es gibt also keine Geister. Nicht mal den vom alten Schloßherrn. Wie hieß der noch? Bodo? Bodo von Geyerstain, nicht?«
    Sie breitete theatralisch die Arme aus.
    »Laß sie doch«, flüsterte Sorrya, als Gina ausflippen wollte. »Sie liest doch dauernd diese Gruselhefte. Jetzt fühlt sie sich einmal so richtig als Geisterbeschwörerin.«
    »Aber auf Kosten meiner Nerven.«
    »Hast du so was überhaupt? Weißt du wenigstens, wie du’s schreibst?«
    »Geist des Blutgrafen«, rief Lory dramatisierend. »Geist des Bodo von Geyerstain, ich rufe dich. Wenn’s dich gibt, so erscheine. Zeige dich, Graf Bodo!«
    »Hör auf«, flüsterte Gina resignierend.
    »Blutgraf Bodo von Geyerstain, Herrscher der Geier und Amseln, Drosseln, Finken und sonstiger Vogelscharen… laß dich sehen. Vielleicht können wir gerade mal ‘ne Skatrunde aufmachen.«
    Nur der Wind strich durch die Bäume, und Gina zog scharf die Luft ein. »Ich habe schon keine Lust mehr«, sagte sie. »Nicht unter diesen Umständen. Oder ich bringe eine Rolle Heftpflaster mit.«
    »Es kommt ja sowieso kein Geist. Laß mich doch«, sagte Lory. »Ich möchte doch so gern unseren ach so mutigen und tapferen Jungs mal ‘ne Gänsehaut einjagen. Was meinst du, wie der dicke Thomas das Laufen lernt?«
    Plötzlich streckte Sorrya den Arm aus.
    »Schaut mal! Was ist das da?«
    Die beiden anderen sahen in die angegebene Richtung. Da war ein Stück Mauer.
    ***
    Des Teufels Worte erfüllten sich. Dreimal war er beim Namen gerufen worden. Die Zeit war reif, die Rache nah.
    ***
    Und da war ein Mann. Er kam aus der Wand. Es mußte einfach so sein, es gab keine andere Möglichkeit. Denn dort war keine Tür, kein Durchgang, auch kein verborgener.
    Ein großer, dunkler Mann. Er trug ein goldbraunes Wams, vor dem ein spinnenförmiges Amulett auf seiner Brust hing, einen Gürtel mit einer riesigen zackenbesetzten Schließe, ein kurzes Beinkleid und kniehohe Lederstiefel mit riesigen Stulpen. Ein dunkler Umhang umwehte ihn, und auf seinem Kopf saß ein großer Helm, der von einem Menschenschädel gekrönt wurde. Aus dem Schädel ragten Hörner hervor.
    Der Mann hielt ein langes Schwert in der Hand.
    »He, wo kommt der denn auf einmal her?« stieß Lory hervor.
    »Spukt’s hier doch?«
    »Unsinn!« Gina weigerte sich, an Spuk zu glauben. Es mußte eine völlig natürliche Erklärung dafür geben, daß dieser Mann hier erschienen war. Er war gut drei Dutzend Meter von den Mädchen entfernt.
    »Der sieht aber komisch aus«, flüsterte Sorrya.
    »Karneval ist schon lange vorbei«, lästerte Lory. »He, Typ, wer bist du? Läufst du immer so ‘rum? Leute, der ist vielleicht ein Herzchen…«
    Der Fremde bewegte sich. Er kam auf die Mädchen zu.
    »Wie geht der denn? Du siehst ja gar nicht, daß er die Beine bewegt…«
    Es war, als schwebte der Unheimliche, der direkt auf die »Germany-Crew« zuhielt. Und da war noch etwas.
    Im hellen Sonnenlicht – warf er keinen Schatten…
    Da wurde es allen drei Mädchen doch anders zumute. Das konnte kein Trick sein. Seinen Schatten kann niemand verschwinden lassen.
    »Ah«, ertönte ein seltsamer Laut.
    Es dauerte ein paar Schrecksekunden, bis Gina als erste merkte, daß dieser Laut nicht zu hören war. Er schien

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