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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der warnen mochte, falls es wirklich eine Gefahr gab.
    Darauf setzte Walther, der den Plan ersonnen hatte.
    Er gab ein Handzeichen, das weitergegeben wurde. Ein ungeheuer massiger Mann machte sich bereit. Dabei war er in Wirklichkeit schlank und drahtig, aber man hatte ihn mit Strohsäcken umhüllt und gepolstert. Ein anderer trieb die zehn Pferde an, die man herangeschafft hatte. Ihnen wurden die Nüstern zugehalten, damit sie sich nicht durch lautes Schnauben und Prusten oder gar ein bei Annäherung der Gewitterfront ängstliches Wiehern verraten konnten.
    Die Pferde zogen an. Die Donnerschläge, das Heulen des Sturms und das Prasseln des stärker werdenden Regens übertönten das Rauschen, mit dem der junge Baum sich bog und mit dem die Laubkrone durch anderes Geäst glitt.
    Der Gepolsterte wartete, bis die Krone des Jungbaums tief genug gebogen worden war. Dann klammerte er sich an die Äste.
    »Ich bin bereit«, preßte er hervor.
    Wieder ein Handzeichen. Zehn Äxte fuhren gleichzeitig herab und durchtrennten abrupt die Seile, mit denen die Pferde den Baum gebogen hatten. Der befreite Baum schnellte jäh empor, zurück in seine natürliche Lage.
    Der Gepolsterte wurde mit hochgerissen. Rasend schnell. Im rechten Moment ließ er los. Er flog durch die Luft. Auf die Mauer zu.
    Unten hielten sie den Atem an. Würde er die Mauerkrone erreichen?
    Ging Walthers verwegene Rechnung auf? Oder knallte der Todesmutige zu tief gegen die Mauer, klatschte in den Burggraben, flog vielleicht über die Mauer hinweg und in den Burghof?
    »Zu kurz«, keuchte Hinrich auf. »Er kommt nicht weit genug!«
    Da war der Mutige an der Mauer, dicht neben dem Tor. Dort waren Wachen, aber dort mußte er hin! Schaffte er es?
    Nein… er war zu kurz geflogen! Er stürzte vor den Zinnen ab!
    »Ahh«, stöhnte Walther. Damit war schon alles verloren. Das konnte nicht unbemerkt bleiben! Jetzt mußten die Wachen wissen, daß ein Angriff auf die Burg erfolgen sollte! Selbst ein Rückzug rettete nichts mehr. Eine Strafaktion würde folgen, wieder würden Höfe brennen, Männer hingerichtet und Frauen geschändet werden.
    Da klammerten sich Hände an die Mauerkrone. Da zog sich eine unförmige Gestalt mit dem Mut des Todgeweihten hoch. Die Angst vor dem Versagen, die Angst vor dem eigenen Tod und vor dem Tod der Gefährten, verlieh dem Mann übermenschliche Kräfte.
    Trotz der Behinderung durch die polsternden Strohsäcke war er wie ein Blitz auf der Mauer.
    Er zog den langen Dolch aus dem Stiefelschaft.
    Zwei Männer hielten hier Wache. Männer, die lieber unten in den Kammern gewesen wären, um zu trinken, zu feiern… bei diesem Sauwetter, bei dem man nicht einmal einen Hund nach draußen jagte! Konnte der verdammte Zauberer nicht für sie wachen, aus seinem geschützten Turm heraus? Wofür mußten sie sich hier im kalten Sturm, im Regen die Beine in den Bauch stehen und sich sonstwas abfrieren?
    Sie konnten’s gar nicht begreifen, wo der ungeheuerlich dicke Mann herkam. Einer der Wächter zog noch das Schwert und schlug zu. Er traf den Mann, schnitt ihn auf – aber nichts als Stroh quoll hervor! Der andere Wächter hatte bereits den langen Dolch in der Kehle. Der mit dem Schwert war fassungslos und starb fassungslos.
    Sein Schwert flog in den Burghof hinunter, klirrte und schepperte auf Stein. Der Körper des Toten polterte hinterher.
    Andere Wächter wurden aufmerksam. Sie sahen eine fast kugelrunde Gestalt auf den Torüberbau zulaufen.
    »Zu den Waffen! Überfall«, schrie einer, der’s auch nicht begreifen konnte. Er griff zu Pfeil und Bogen und jagte einen Pfeil hinüber.
    Den konnten die Strohsäcke nicht dämpfen. Der Gepolsterte wurde vom Einschlag des Pfeils herumgerissen. Glühender Schmerz durchraste ihn, aber er raffte sich wieder auf, taumelte weiter. Er erreichte den Schanzüberbau. Hier war niemand. Nur rechts und links die großen Handräder mit den Ketten für die Zugbrücke, von Seilen festgezurrt. Die Zugbrücke war oben.
    Aufschreiend vor Schmerz bei der heftigen, noch kraftvollen Bewegung hieb der Mann mit dem Dolch zu. Die scharfgeschliffene Klinge zerriß das Seil fast ganz. Noch einmal setzte der Mann die Waffe an, durchtrennte den Rest. Jetzt hinüber zur anderen Seite!
    Ein Pfeil knallte direkt vor ihm in die Wand. Ein zweiter blieb in seinem linken Oberarm stecken. Zum Burghof hin war der Torüberbau offen, und da unten standen die Schützen, die versuchten, ihn herunterzuholen. Er schrie, machte sich am anderen Seil

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