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0313 - Der Blutgraf erwacht

0313 - Der Blutgraf erwacht

Titel: 0313 - Der Blutgraf erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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direkt in ihrem Gehirn zu entstehen. Lautlos sprach der Fremde.
    »Die Zeit ist gekommen, aaahhh! Und ihr… ihr seid mein! Ihr entgeht mir nicht!«
    »Weg hier! Das ist ein Verrückter«, keuchte Sorrya und riß die beiden anderen mit sich. Zum zweiten Mal an diesem Tag flohen sie.
    Gina drehte einmal den Kopf und sah, daß der Unheimliche ihnen folgte. Aber er war langsam, sehr langsam in der schwebenden Art, wie er sich bewegte.
    »Nein, ihr entgeht mir nicht«, hallte es geisterhaft. Und ein Echo wanderte in den Köpfen der Mädchen ruhelos hin und her. »Bald seid ihr mein…bald …«
    Das Wäldchen tauchte vor ihnen auf. Sie hetzten hinein. Erst nach einigen Minuten blieben sie atemlos stehen, sahen sich um. Aber von der Gestalt war nichts mehr zu sehen.
    »Aus«, sagte Gina schwer atmend. »Aus und vorbei. Die Ruine ist für mich gestorben. Meinetwegen könnt ihr eure Fete da machen – aber ohne mich. Ich habe die Nase voll. Erzähle mir keiner, das wäre auch eine Halluzination gewesen. So was kann man sich nicht einbilden.«
    »Gewisse Autoren können’s«, sagte Lory, die leidenschaftlich gern Gruselromane las. »Aber das hier… trotzdem …«
    »Wir verschwinden«, sagte Gina entschlossen. »Mich sieht diese Burgruine nicht wieder.«
    Daß das nur ein leeres Versprechen war, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen…
    »Was immer da oben in der Ruine ist«, sagte sie leise. »Ich weiß es nicht, ich will es auch nicht wissen. Spuk oder Einbildung – auf jeden Fall kann ich jetzt verstehen, warum die Ruine von allen gemieden wird. Warum niemand dort oben hin geht. Vielleicht haben andere vor uns schon ähnliche Erlebnisse gehabt.«
    »Hm«, machte Sorrya. »Aber warum redet dann keiner darüber? Jeder schweigt sich aus. Schön, man geht nicht zur Ruine, aber man spricht auch nicht darüber, warum man nicht hingeht. Das fällt mir jetzt gerade eben auf. Ich habe noch von niemandem gehört, warum jeder die Burg wirklich meidet.«
    »Würdest du etwa über das reden, was wir gesehen haben? Man würde uns doch glatt für verrückt erklären.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    Etwas langsamer gingen sie weiter. Der Spuk war hinter ihnen zurückgeblieben.
    Glaubten sie.
    Lory war die erste, die den Schatten zwischen den Bäumen sah.
    Einen Schatten, der die Umrisse des Mannes mit dem Hornschädelhelm hatte. Glühten da nicht zwei rote Punkte wie Augen im Dämmerschatten?
    »Bald…« vernahmen sie wieder die unheimliche Stimme. »Bald … seid ihr mein …«
    Da liefen sie wieder, aber der Unheimliche, mochte er Wirklichkeit oder Einbildung sein, blieb hinter ihnen zurück.
    ***
    Professor Zamorra ahnte von diesen Vorfällen noch nichts.
    Zusammen mit Nicole hatte er zur Abwechslung wieder einmal auf das Flugzeug verzichtet, weil’s ja nicht eilte. Der von Gryf angegebene Termin ließ noch genug Spielraum. Auch der schnelle Porsche blieb in der Garage des Château Montagne, in dem einst anstelle der Autos Pferde gestanden hatten.
    Statt dessen pilotierte Nicole ihren Oldtimer, einen 59er Cadillac Biarritz Convertible in Schneeweiß, mit Haifischmaul-Kühlergrill und riesigen Heckflossen. »Das Schlachtschiff muß ja auch mal wieder ausgefahren werden«, hatte sie gesagt, und jetzt rollte der Straßenkreuzer durch Deutschland.
    In Kassel trafen sie auf Gryf, der es sich einfacher gemacht hatte und per zeitlosen Sprung erschienen war. Der Druide befand sich plötzlich im Fond des Wagens und tippte Nicole und Zamorra auf die Schultern. Erschrocken trat Nicole auf die Bremse und entging nur um Haaresbreite einem Blechschaden.
    »Du warst früher weniger schreckhaft«, behauptete Gryf.
    »Und du weniger dummdreist«, gab Nicole zurück. »Gibt’s Neuigkeiten von Merlin?«
    »Neuigkeiten in dem Sinne eigentlich nicht«, gestand Gryf. »Ich habe für ein paar Tage Urlaub von Caermardhin gemacht. Ich kann mich mit Sid Amos noch nicht so recht anfreunden, wie er sich jetzt nennt.«
    »Sid Amos?« Zamorra hob die Brauen. »Er hat diesen Namen beibehalten?«
    Gryf nickte. »Klingt, wie er behauptet, angenehmer und unverfänglicher als Asmodis. Ich begreife immer noch nicht, weshalb Merlin ihm Asyl gewährte. Sie sind zwar Brüder, wie ich aus den ständigen Andeutungen ersehe, aber für mich geht diese Bruderliebe etwas zu weit. Asmodis ist ein Dämon!«
    »Hm«, machte Zamorra. Er entsann sich an die noch gar nicht lange zurückliegenden Ereignisse. Leonardo deMontagne hatte Asmodis von seinem Thron des

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