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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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seine Augen huschte eine leichte Trübung, und seine Lippen wurden blaß. Er stöhnte. Für ein paar Sekunden verschwand die Trübung aus den Augen, als sein Wille zum Leben den Tod zurückdrängen konnte.
    »Wie heißt du?« fragte ich halblaut.
    Seine linke Hand kroch langsam an seinem Oberkörper empor und blieb an einer Stelle liegen, wo ein Reißverschluß das Vorhandensein einer Tasche verriet. Ich zog den Reißverschluß auf und einen Führerschein aus der Tasche.
    »Leo Moravius«, las ich ab.
    Er nickte so schwach, daß man es eigentlich nur ahnen konnte.
    »Gehörst du zu den Killern, die Georgeton bezahlt?«
    Er runzelte sehr langsam die Stirn. Als er die Lippen öffnete, schien es mir eine Ewigkeit zu dauern, bis auch seine Stimme vernehmlich wurde.
    »Georgeton…?« wiederholte er fragend.
    »Ja. Tim O. Georgeton.«
    »Nie gehört…«
    »Wer hat dich bezahlt?«
    »Eavens… Stuck Eavens…«
    »Was hat er dir gezahlt?«
    In seinem Gesicht erschien plötzlich eine Andeutung von trotziger Verschlossenheit. Ich beugte mich noch weiter vor.
    »Leo«, sagte ich eindringlich, »ich will dir nichts vormachen. Du kommst nicht wieder auf die Beine. Die Kugel muß im Herzen sitzen. Es ist ein Wunder, daß du überhaupt noch lebst. Aber du machst es nicht mehr lange. Erleichtere dein Gewissen.«
    Seine Augen blickten mich auf eine Wese an, die mir einen Stich gab. Das Wissen um den nahen Tod stand in diesen jungen Augen.
    »Ich weiß«, sagte er leise, sehr leise. »Mit mir ist‘s vorbei… Sind Sie wirklich ein G-man…?«
    Ich nickte stumm. Die Idee eines Lächelns zeichnete sich in seinen Mundwinkeln ab.
    »Ich wollte es nie glauben, daß ihr so schnell sein könnt…«, flüsterte er. »Jetzt weiß ich es… Geben Sie mir eine Zigarette, G-man?«
    Es war das letzte, was man überhaupt für ihn tun konnte.
    Ich zündete eine Zigarette an und schob sie ihm zwischen die Lippen.
    »Was hat er dir gezahlt, dieser Eavens?« wiederholte ich.
    »Zweitausend für jeden.«
    »Für jeden Mord?«
    »Ja…«
    »Du hast mit Albert Stein und Thomas Lindner zusammengearbeitet?«
    »Ja…«
    »Stein hat Coster und Boones erschossen. Lindner hat Roberta Questen mit dem Messer umgebracht und dann den Überfall auf Arondack, auf den Detektiv-Sergeanten, ausgeführt. Ist das richtig?«
    »Ja, G-man, das ist richtig…«
    Sein Gesicht färbte sich langsam grau.
    »Wen hast du ermordet?« fragte ich. »Zuerst die Webster. Die Frau, der im Hafen die Spedition…«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende. Ich nahm ihm die Zigarette aus dem Mund, klopfte die Asche ab, damit sie ihm nicht ins Gesicht fiel, und schob die Zigarette zwischen seine blassen Lippen zurück.
    »Noch jemand?« fragte ich.
    »Einen Kerl, der Deford hieß. Eavens sagte, der Junge von Deford wäre scharf auf das Geld des Alten. Dann kam diese verrückte alte Jungfer an die Reihe. Hoare hieß sie, glaube ich. Bei der war auch einer scharf auf ihr Vermögen. Und vorhin — vorhin habe ich die — die Frau in dem Apartment --verdammt--G-man, es ist so kalt —. — so kalt--«
    Seine Brust hob sich kaum noch, wenn der Atem über seine blassen Lippen glitt. Sein Blick war weit entfernt. Er sah mich nicht mehr. Ich beugte mich noch tiefer über ihn.
    Als ein leises Zucken durch seine Glieder ging, erschrak ich unwillkürlich. Behutsam, und ohne seine Lippen dabei zu berühren, nahm ich den Rest der Zigarette. Ich richtete mich auf.
    Der lebendige Glanz in seinen Augen war ganz und gar erloschen. Stumpf und unheimlich stierten sie hinauf zu dem grauen, wolkenverhangenen Himmel.
    ***
    Von oben kam plötzlich eine schrille Stimme herab.
    »Hände hoch! Rühren Sie sich ja nicht!«
    Überrascht hob ich den Kopf. Auf dem nächsten Treppenabsatz über mir stand ein uniformierter Polizist. Er hielt seine schwere Pistole vorgereckt.
    »Ich bin Cotton«, sagte ich. »FBI.«
    Ich stieg die letzten Stufen zu ihm hinauf. Er sah mich groß an.
    »Ganz unten«, erklärte ich, »auf der letzten Plattform, liegt ein junger Bursche mit einer schwarzen Lederjacke. Er heißt Leo Moravius. Sorgen Sie dafür, daß seine Leiche ins Schauhaus transportiert wird.«
    Er sperrte den Mund auf und sagte nichts.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    Er nickte und krächzte ein heiseres: »Ja, Sir!«
    Ich nickte wortlos und ging an ihm vorbei. Das Fenster in der achten Etage stand immer noch offen. Und noch immer standen Leute im Flur und schwatzten aufgeregt. Ich ließ mich vom Sims hinabgleiten und ging

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