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0316 - Das Todeslied der Unterwelt

0316 - Das Todeslied der Unterwelt

Titel: 0316 - Das Todeslied der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Todeslied der Unterwelt (1 of 2)
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Notwehr.«
    »Hast du das gesehen?« fragte Eavens lauernd.
    »Nein, aber —«
    »Wie kannst du es dann wissen, Ray?« fragte Eavens mit einem mißbilligenden Kopfschütteln. »Ich habe es nämlich gesehen. Was der Detektiv sagt, ist erstunken und erlogen. Er griff den Jungen an. Ohne Grund fiel er plötzlich über den Jungen her. Der Junge wehrte sich natürlich. Aber der Detektiv war ja viel stärker. In seiner Not zog der Junge ein Messer. Da — aber das ist hier gar nicht so wichtig. Die Hauptsache ist nur, daß du heute abend oder morgen früh den Leuten vom Staatsanwalt bestätigst, Ray, daß ich an diesem Abend hier bei dir war. Es muß gegen Mitternacht gewesen sein, als ich nach Hause gehen wollte. Und da sah ich, wie der Detektiv über den Jungen her fiel.«
    Ray Andrew tupfte das Blut von seiner Oberlippe.
    »Das ist eine stinkende Lüge«, knurrte er wütend. »Ich weiß, nicht, wen ihr damit ‘reinlegen wollt. Vielleicht den Detektiv, der sich seiner Haut wehrte: Jedenfalls ist es eine dreckige, stinkende Lüge! Sie sind nie vorher bei mir gewesen. Heute ist es das erste Mal, daß Annabell und ich euch beide zu Gesicht kriege. Hoffentlich ist es auch das letzte Mal. Das ist es, was ich den Leuten vom Staatsanwalt sagen werde. Damit ihr klar seht! Und wenn der dämliche Bulle da sich wieder mit mir anlegen will, dann soll er es mal versuchen. Ich bin kein kleines Kind mehr, und mit einer Sorte, wie ihr beide, will ich schon noch fertig werden!«
    Er hatte mit den letzten Worten das lange Brotmesser vom Tisch an sich gerissen. Stuck Eavens aber bewegte sich nicht. Er blickte nur lächelnd auf Ray Andrew.
    »Der alte Ray«, sagte er spöttisch. »Immer ein bißchen hitzköpfig… Schau, Ray, du solltest ja nur bestätigen, daß ich an dem Abend bis gegen Mitternacht hier bei dir war. Was ich dann draußen gesehen oder nicht gesehen habe, das geht dich doch gar nichts an.«
    »Sie sind nicht' bei mir gewesen, und folglich kann ich so was nicht behaupten.«
    Stuck Eavens zog langsam eine Brieftasche aus seinem Jackett, klappte sie auf und nahm ein Foto heraus.
    »Ist das nicht zufällig Ihre Tochter, Mister Andrew?« fragte er hämisch und hielt Ray die Aufnahme hin.
    Ray Andrew erstarrte.
    »Wo — woher habt ihr dieses Bild?« krächzte er, heiser vor Wut.
    Stuck Eavens zuckte die Achseln, während er das Bild wieder an sich nahm.
    »Wir haben es aufgenommen«, erwiderte er. »Das ist so eine Art, wie eine Fotografie entsteht — nicht? Ich wollte nur beweisen, Andrew, daß wir deine Tochter kennen und sie jederzeit in unsere Hand bekommen können. Ich nehme an, daß dein Gedächtnis jetzt ein bißchen besser geworden ist. Wie gesagt: Wir sind alte Bekannte, und i.ch war an dem Abend, als der Junge umgebracht wurde, zufällig hier. Gewn Mitternacht bin ich gegangen. Die genaue Zeit weißt du natürlich nicht, denn du hast nicht auf die Uhr gesehen. Haben wir uns verstanden? Es ist doch ganz einfach, nicht wahr?«
    Er lächelte wieder spöttisch. Ray Andrew stöhnte. Diese Verbrecher hatten ihn in der Hand. Er konnte doch nicht zulassen, daß seiner Tochter etwas angetan wurde. Das konnte er doch nicht. Aber konnte er eine falsche Aussage machen?
    ***
    Phil fluchte leise. Ich riß ihn an der Schulter um die Flurecke zurück, wo wir in Sicherheit waren. Phil zupfte an seinem Ärmel. Ich sah erst jetzt, daß er knapp oberhalb des linken Handgelenks zerfetzt war.
    »Hat er dich erwischt?« fragte ich wütend.
    Phil winkte ab. Sein Gesicht war leicht verzerrt.
    »Nur ein Streifschuß.«
    »Komm, ich sehe mir die Verletzung an!«
    »Blödsinn!« knurrte mein Freund. »Reiß die Augen auf und sieh zu, daß du den Kerl erwischst! Was auch immer los sein mag, er muß Dreck am Stecken haben. Sonst würde er nicht gleich losballern, wenn er zwei Männer vor sich sieht. Beeil dich! Ich sehe nach, was er bei der Frau wollte!«
    Einen Augenblick zögerte ich. Aber mit einem hatte Phil auf jeden Fall recht: Einer von uns beiden mußte unverzüglich nachsehen, was der Junge bei der Frau gewollt hatte. Vielleicht — ich schüttelte den Kopf. Um das Schlimmste anzunehmen, ist es immer noch früh genug.
    »Okay«, nickte ich. »Sieh nach der Frau! Wenn alles in Ordnung ist, kümmere dich sofort um die Wunde, damit es keine Blutvergiftung gibt oder so was. Bis -nachher!«
    »Sei vorsichtig, Jerry!« rief mir Phil noch nach.
    Ich nickte, sah mich aber nicht mehr um. An der Ecke des Flurs lauschte ich. Ein paar Türen

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