0317 - Der Seelenschmied
getroffen worden!« stieß Corner entsetzt aus.
»Die haben auf uns geschossen. Was machen die denn jetzt…?«
Sie sahen, daß die Galeone den Kurs änderte.
»Hundertachtzig Grad Steuerbord!« schrie der Schwarze Garfield seinem Rudergänger zu. Und dann in die Masten, wo die Mannschaft in der Takelage hing ein lautes: » Reeeee! «
Sofort warfen sich die Matrosen in die Seile und rissen die Segel mit ihren Körperkräften in den Wind. Die »Sea-Falcon« machte fast eine Drehung um die eigene Achse. Das schnellere Kreuzfahrtschiff, das die Galeone in diesem Moment hätte rammen müssen, raste backbord daran vorbei.
»Backbordgeschütze Feuer frei!« schrie der Schwarze Garfield als er die offene Flanke des Gegners sah. »Entermannschaft bereithalten. Wir entern sie über die Toppen. Die reichen bis an ihre Bordwand heran. Wer sich uns in den Weg stellt, der stirbt. Wer uns freiwillig gibt, was er hat, der mag am Leben bleiben! Los jetzt, Geschützmeister! Zeig ihnen, daß wir es ernst meinen!«
Wieder röhrten die Kanonen des »Sea-Falcon« los. Auf die kurze Distanz wurde die Columbina dicht unterhalb des Wasserspiegels getroffen. Die Kugeln schlugen in den Maschinenraum ein und legten einen der Generatoren lahm.
Auf der Columbina flackerten die Lichter und verloschen…
***
»Schadensmeldung!« brüllte Kapitän Jeremy Thunder, als er, gefolgt von Professor Zamorra und Nicole Duval, die Brücke betrat.
»Wir haben drei Lecks, wo die Kugeln eingeschlagen sind!« berichtete Sörens. »Es wird einige Zeit dauern, bis der Schaden im Maschinenraum behoben ist. Keine Verluste an Menschenleben und bei der Mannschaft in den Bunkern nur leichte Verletzungen.«
»Was ist geschehen? Bericht!« forderte der Kapitän mit eisiger Miene. Im Stenogrammstil erzählte der ›Erste‹, was sich zugetragen hatte.
»… ich konnte doch nicht ahnen, daß die auf uns schießen, Käpt’n!« beendete der Däne seine Ausführungen.
»Machen Sie sich keine Vorwürfe, Sörens!« sagte Kapitän Thunder. »Ich hätte genauso gehandelt. Verdammt noch mal! Ich dachte, die Zeiten der Piraterie wären für die christliche Seefahrt vorbei!«
»Das Amulett zeigt keine Einwirkung von Dämonen an!« stieß Professor Zamorra hervor. Er hatte Merlins Stern aus seinem Hemdausschnitt hervorgeholt und hielt die Silberscheibe in beiden Händen. Doch so sehr er sich konzentrierte – keine Spur von der sonst üblichen Erwärmung oder von dem grünlichen Leuchten.
»Das bedeutet, daß diese verdammten Seeräuber echt sind!« stieß Kapitän Thunder hervor.
»Das Böse zeigt sich uns in vielen Gestalten, und die Trugbilder der Hölle sind sehr vielschichtig!« erklärte Professor Zamorra. »Wir müssen auf alles gefaßt sein. Welche Waffen haben wir an Bord?«
»Keine, außer einigen Küchenmessern!« knurrte der Kapitän. »Wir sind ein Kreuzfahrtschiff und kein Kreuzer!«
»Dann können wir nur abwarten, was geschieht!« sagte Professor Zamorra achselzuckend. »Wir müssen wissen, wer sie sind und warum sie uns angreifen!«
»Ich hatte gedacht, Sie würden uns helfen!« brummte Kapitän Thunder.
»Das werde ich auch, wenn es in meiner Macht steht!« sagte Professor Zamorra. »Doch um einen Gegner zu bekämpfen, muß man ihn erst kennen. Seine Stärken – und seine Schwächen!«
»Und was sollen wir tun?« fragte Björn Sörens. »Sollen wir die Mannschaft das Schiff mit Tampen und Stuhlbeinen verteidigen lassen!«
»Ich werde gehen und fragen, was sie wollen!« erklärte Professor Zamorra. »Nici, geh bitte und ruf mir Michael und Carsten. Die sollen sich in Bereitschaft halten im Falle, daß es losgeht. Ich sehe drü- ben Säbel und Messer blitzen!«
»Da kann sich der Michael mal wieder so richtig austoben!« Nicole Duval gelang es, ein schwaches Lächeln zu produzieren. »Und Carsten kann mal wieder mit seiner Tigerpeitsche etwas üben!« Ein flüchtig auf die Wange gehauchter Kuß, dann verließ Nicole Duval die Brücke.
»Sie kommen näher!« knurrte der Kapitän. »Und einige Männer in den Großtoppen schicken sich an, sich herüber zu schwingen!«
»Gehen wir den Gentlemen entgegen und fragen sie nach ihrem Begehren!« sagte Professor Zamorra mit gut gespielter Gelassenheit, die mehr eines Briten als eines Franzosen würdig war.
***
»Übernimm den Kahn, Sweapon!« befahl der Schwarze Garfield und rückte seinen Entersäbel zurecht. »Ich will dabei sein, wenn der Gegner geentert wird!«
Das »Aye, aye, Käpt’n!«
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