0317 - Okastras Grusel-Keller
erkannte dort den Wirt als Schatten.
Der Mann hatte sich bewaffnet. Er trug ein Gewehr, hatte den Kolben gegen die Schulter gestemmt und zielte auf Okastra.
Automatisch gehorchte Claudia dem Befehl. Sie drückte sich nach links, um aus der Schußlinie zu geraten, und der Bodegero feuerte.
Er schoß nicht nur einmal, sondern riß den Stecher mehrere Male hintereinander zurück.
Das Krachen der Schüsse hämmerte durch die Bodega und schien die Wände auseinanderreißen zu wollen. Pulverschmauch verbreitete einen ätzenden Gestank.
Die Geschosse hieben in den Nebel hinein und trafen auch die Gestalt darin.
Die junge Engländerin konnte zuschauen, wie die Kugeln gegen den Unheimlichen hämmerten und die Wucht der Treffer ihn regelrecht durchschüttelte, ihn aber nicht von den Beinen riß.
Okastra hielt sich!
Er stand da, nahm die Geschosse auf und griff gleichzeitig an.
Er schleuderte den Totenschädel.
Wie ein Ball flog dieser durch die Luft, drehte sich dabei und traf den Wirt.
Was dann geschah, war der absolute Horror für Claudia. Sie vernahm noch die schrecklichen Schreie des Mannes, hörte ein Poltern, als ihm das Gewehr aus den Händen rutschte und zu Boden fiel.
Auch der Wirt konnte sich nicht mehr halten. Er taumelte nach rechts, danach in die andere Richtung, ging nach vorn und geriet in den Lichtkreis einer unter der Decke hängenden Lampe.
Bevor er zu Boden prallte, sah die Frau das Schreckliche.
Der von Okastra geworfene Schädel war nicht zerstört worden, er hatte sich über den Kopf des Mannes gestülpt und klebte daran fest. Ein grauenhaftes Ergebnis, unerklärbar, und Claudia bekam mit, wie der Wirt versuchte, den Schädel von seinem Kopf abzureißen.
Es gelang ihm nicht. Seine Hände rutschten an den Seiten ab, er verlor den Halt, kippte zu Boden und blieb hinter der Theke liegen.
Vorbei!
Claudia war wieder allein.
Allein mit Okastra, der sich ihr sofort zuwandte.
Sie wich zurück, doch er folgte ihr wie ein Schatten. Vom blauen Nebel umhüllt und die Augen als ovale Punkte, sah er fürchterlich aus.
Sein Gesicht schien innerhalb der Schwaden nur eine braune eingetrocknete Maske zu sein.
»Bitte nicht!« flüsterte Claudia. »Was habe ich dir denn getan…?«
Er gab keine Antwort, ging Schritt für Schritt auf Claudia zu, die sich fragte, ob dieses Wesen überhaupt in der Lage war, auch nur ein Wort zu reden.
Er wollte sie holen.
Sie allein!
Und dann kam sie nicht mehr weiter. Zwei Stühle hatte sie noch umgeworfen, schließlich gab es da eine Wand, gegen die sie stieß, und die war nicht durchlässig.
Okastra stand dort, wo sich die Öffnung im Boden befand und das Skelett entstiegen war.
»Komm!«
Zum erstenmal hörte Claudia die Stimme aus dem Nebel. Sie klang brüchig, rauh und gefährlich. »Komm zu mir…«
Sie wollte nicht, schüttelte den Kopf, aber da war etwas, gegen das sie nicht ankommen konnte.
Und die Kraft zog sie an.
Okastra hielt sie voll unter seiner Kontrolle. Auch, die nächsten Worte waren schrecklich für sie, als er sagte: »Auf dich wartet mein Grusel-Keller, kleine Prinzessin…«
Da wußte Claudia Darwood, daß sie keine Chance mehr besaß.
Wütend fügte sie sich in ihr Schicksal…
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 040 »Zombies auf dem Roten Platz«
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