0317 - Okastras Grusel-Keller
verbannt.
Dem war nicht so.
Jetzt stand er da!
Eine düstere, schaurige Gestalt mit roten Augen und einem dunklen Gesicht, das einen bräunlich schimmernden Farbton aufwies, wie der Mann zu erkennen glaubte.
In der Hand hielt er die Waffe, für die er bekannt war.
Sein Sarazenen-Schwert!
Schmal mit einer zweischneidigen Klinge versehen, die selbst Papier durchtrennen konnte.
Die Spitze des Schwerts stach aus dem Nebel, und sie zeigte auf Aldo.
Er sollte das Opfer werden!
Noch hatte Okastra ihn nicht erreicht, und Aldo dachte nicht daran, sich so einfach töten zu lassen. Er wollte sich wehren, auch gegen Schwerthiebe.
Das Messer ließ er verschwinden, denn er brauchte seine beiden Hände. Aldo war sicher, daß der andere es verstand, sein Schwert hervorragend zu führen. Mit dem Messer kam er gegen Okastra nicht an, er mußte ihn auf andere Art und Weise abwehren.
Die Tische waren schwer. Dennoch schaffte Aldo es, einen in die Höhe zu hieven und als Deckung vor sich zu halten.
Leider war die Fläche so groß, daß er nicht vorbeischauen konnte, aber er hörte seinen Gegner.
Schleifend und irgendwie lauernd, so kamen ihm die Schritte vor.
Dabei noch zielstrebig, denn Okastra, einmal auf ein Opfer fixiert, würde keine Rücksicht kennen.
Auch jetzt dachte Aldo noch an die Frau. »Laufen Sie weg!« rief er ihr zu, dann mußte er sich auf seinen Gegner konzentrieren, denn Okastra war nahe.
Aldo drückte den Tisch nach links, so daß er an dessen Seite vorbeischauen konnte.
Er sah den Arm.
Aus dem Nebel schaute er, und die Verlängerung seiner Hand bildete die gefährliche Klinge.
Sie fuhr aus dem blauen Nebel, pfiff durch die Luft und jagte von der Seite her auf den Tisch zu.
Sie traf hart.
Aldo merkte die Erschütterung, er wollte den Tisch festhalten, das war nicht mehr möglich, denn die Klinge besaß eine so ungeheure Schärfe, daß sie durch das Holz hieb.
In zwei Teile wurde der Tisch gespalten.
Aldo konnte sie nicht mehr halten. Er taumelte zurück, stieß selbst Möbelstücke um und sah, daß die Nebelwolke und damit auch Okastra auf ihn zukam.
Schräg stach das gefährliche Sarazenen-Schwert in die Höhe. Der Unheimliche war bereit zuzuschlagen und allem ein Ende zu machen.
Aldo packte die reine Verzweiflung. Er wußte nicht mehr, wie er sich wehren sollte, zudem war er nicht der Schnellste und in einem Akt der Panik warf er sich vor.
Das Messer hielt er fest.
Da fegte die Klinge nach unten.
Es entstand sogar ein fauchendes Geräusch, das ihren Weg begleitete, und Aldo wurde auf halber Strecke getroffen.
Ein Schwert, das Holz spalten konnte, würde auch vor einem Menschen nicht Halt machen.
So war es hier!
Aldo hatte keine Chance. Fast der Länge lang wurde er getroffen, und kaum hatte das Schwert ihn berührt, geschah etwas Unbegreifliches…
***
Claudia Darwood hatte auf dem Boden gesessen. Sie war froh, dem Skelett entkommen zu sein, doch sie fand einfach nicht mehr die Kraft, sich in die Höhe zu stemmen.
So schaute sie aus ihrer Perspektive zu, wie Okastra vorging und sich Aldo verzweifelt zu wehren versuchte, obwohl er keine Chance gegen dieses Monstrum besaß.
Beim ersten Schlag wurde der Tisch geteilt, als bestünde er aus Papier.
Aldo stand nun deckungslos, und Claudia ahnte, daß er einen zweiten Schlag nicht überleben würde.
So war es auch.
Sie wollte schreien, als sie das Fauchen der Klinge hörte, doch kein Laut drang aus ihrem Mund. So hockte sie nur da und schaute der Verzweiflungstat des alten Mannes zu, der sich praktisch in den Hieb hineinwarf.
Die Klinge traf haargenau, und die nächsten Sekunden erlebte Claudia überdeutlich, denn ihr wurde mit einem Mal bewußt, zu was Schwarze Magie fähig sein kann.
Aldo löste sich auf.
Nicht zwei Teile seines Körpers kippten jeweils zu verschiedenen Seiten hin weg, nein, bevor sie noch entstehen konnten, dampfte eine graue Nebelwolke auf, drehte eine Spirale und drückte sich dabei in den anderen Nebel hinein.
Das also war es!
Okastra konnte töten, aber auch die Opfer zu Nebelstreifen werden lassen, die sich fortan in seiner Nähe befanden.
Dies begriff Claudia Darwood sehr deutlich, und sie fragte sich, wie so etwas möglich war.
Gleichzeitig dachte sie daran, daß ihr unter Umständen das gleiche Schicksal bevorstand, und Okastra, eingehüllt in diese dampfende und wallende Wolke, drehte sich um.
Dabei hielt er seinen rechten Arm ausgestreckt. Die Hand schaute aus einem Kuttenärmel hervor, und Claudia
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