Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0317 - Okastras Grusel-Keller

0317 - Okastras Grusel-Keller

Titel: 0317 - Okastras Grusel-Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch kurvenreich und ziemlich eng.
    Die Felsen warfen lange, tiefblaue Schatten. In der Ferne grüßten die Berge. Auf ihnen lag noch der Schnee vom März.
    Kühle Luft drang in den Wagen. Es zog an allen Ecken und Enden, Ein Scheinwerfer funktionierte nur. Der Strahl hüpfte über den Weg, tastete sich an Felsen entlang und ließ den von den Reifen aufgewirbelten Staub silbrig schimmern.
    Henry Darwood war nervös, obwohl sich ein Agent so ein Gefühl nicht leisten sollte. Es stand einfach zuviel auf dem Spiel, zudem hatte ihn der Fahrer aufgehalten.
    Der Spanier rauchte. Schwarzen Tabak, der roch, als würde man alte Socken verbrennen. Viel Angst schien der Knabe nicht mehr zu haben, denn der pfiff ein Liedchen vor sich hin. Sehr oft nahm ein Geldschein den Menschen die Furcht.
    Der Fahrer hatte Darwood von einem Sarazenen-Mond erzählt. Als Agent ist man immer neugierig, und Darwood wollte auf dieses Thema noch einmal zurückkommen, deshalb fragte er auch danach.
    Der Spanier zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag auf den Rücken bekommen. »Sie sind verrückt, Señor?«
    »Nein.«
    »Doch, Sie sind es, wenn Sie danach fragen.«
    »Wieso?«
    »Niemand darf den Köpfer sehen. Wer sich nicht daran hält, ist verloren. Sie werden sich wundern, Señor. Beten Sie, hoffen Sie, aber ich glaube, ich sehe Sie heute zum letztenmal lebend.«
    Darwood lachte. Es klang unecht. »Das will ich doch nicht glauben. Wenn ich zurückkomme, köpfen wir zwei Flaschen Whisky.«
    »Meinetwegen auch drei.« Der Fahrer schüttelte den Kopf. »Ich trinke sie allein auf Sie. Wahrscheinlich werde ich der letzte Mensch sein, der Sie lebend sieht.« Der Spanier räusperte sich. »Was wollen Sie eigentlich auf dem Friedhof?«
    »Ich treffe mich dort.«
    »Mit wem?«
    »Das soll eigentlich mein Geheimnis bleiben. Es ist aber nichts Ungesetzliches.«
    Der Fahrer nahm beide Hände vom Lenkrad und hob die Schultern.
    »Was ist schon ungesetzlich heutzutage? In diesem Land ist alles möglich, das wissen Sie selbst. Denken Sie an die Basken. Ich habe viel erlebt und viel Blut gesehen, aber ich werde mich hüten, den Mund aufzumachen. Es gibt Dinge, über die man besser den großen Mantel des Schweigens ausbreitet. Deshalb werde ich Ihre erste Frage auch nicht beantworten.«
    »Ich kann Sie nicht zwingen.«
    »Sehr richtig, Señor. In den Bergen lernt man das Schweigen.«
    Die nächsten Minuten blieben still. Nur der Motor hatte seine Mühe, den alten Wagen den schmalen Weg hochzuschieben. Manchmal trieben die Auspuffgase wie Nebelfetzen an den Seitenscheiben vorbei oder drangen auch in das Innere des Fahrzeugs.
    Der Friedhof lag auf einem Plateau. Ziemlich weit oben. Eine unheimliche Stätte in der Nacht, während tagsüber die Sonne auf die verwitterten Steine schien.
    Vegetation gab es in dieser Gegend kaum. Einige Bodengewächse, die sich in den kargen Felsen festgekrallt hatten, das war alles. Bäume oder Sträucher wuchsen hier nicht mehr. Der Boden gab einfach nichts her.
    Links führte ein sehr steiler Hang in die Tiefe. Wenn der Wagen abrutschte, würde er erst in dem ausgetrockneten Arroyo zum Halten kommen und dort vielleicht ausbrennen. Rechts ragte die Felswand auf.
    Düster und lange Schatten werfend.
    In diese Richtung bog der Fahrer ab. Im ersten Moment glaubte Henry Darwood, daß der Mann den Wagen gegen die Wand fahren wollte bis er feststellte, daß sich die Wand öffnete. Ein halbrunder Einschnitt im Felsen bot genug Platz, daß ein geschickter Autofahrer seinen Wagen wenden konnte.
    Der Mann ließ den Motor laufen und drehte den Kopf nach rechts.
    »Hier müssen Sie aussteigen, Señor.«
    »Wie weit ist es denn noch?«
    »Nicht mehr weit. Sie sind gut in Form. In einigen Minuten haben Sie es geschafft.«
    »Wollen Sie mich wirklich nicht…«
    »Nein!«
    Diese Antwort klang so endgültig, daß Darwood auch verstand. Nicht für alles Geld in der Welt war der Spanier bereit, auch nur einen Meter weiterzufahren. Es blieb dem Mann aus England nichts anderes übrig, als den klapprigen Peugeot zu verlassen.
    »Wenn Sie das so sehen, Meister, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als auszusteigen.«
    »So ist es, so war es abgemacht.«
    Darwood öffnete die Tür. Als er sie zuschlug und das Echo verklungen war, vernahm er die Stimme des Fahrers. »Haben Sie eigentlich schon Ihr Testament gemacht?«
    »Nein!«
    »Dann werden Ihre Erben sich streiten.«
    »Ich habe keine.«
    »Um so besser.«
    Kopfschüttelnd stiefelte der Mann aus

Weitere Kostenlose Bücher