0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti
Reporter.
»Gut. Kommen Sie in mein Arbeitszimmer.«
Das Arbeitszimmer erwies sich als ein großer Raum, an dessen Wänden Bücherregale und teure Gemälde hingen. In der Mitte ein wuchtiger Schreibtisch mit Schnitzereien, der allein schon ein Vermögen kosten mußte.
»Verlangen Sie nicht, daß ich Ihnen auch noch einen Platz anbiete«, sagte Leclerc. »Ich möchte, daß Sie bei unserem Gespräch stehen.«
»Wie Sie wollen«, sagte der Reporter. Sein Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen. »Es war der letzte Fehler deines Lebens, Olivier«, sagte er und griff in die Innentasche seiner Jacke. Leclerc erstarrte, als er die Waffe sah und in das schwarze Loch der Mündung sah. Da war der Schalldämpfer, und Leclerc wußte, daß niemand im Haus den Schuß hören würde. Seine Augen weiteten sich. »Was soll das…?«
»Du wirst dumm sterben«, sagte der Reporter. »Ich halte es nicht für nötig, dir meine Beweggründe zu erklären.« Leclerc sah, wie sich der Zeigefinger um den Abzug krümmte.
Ein paar Minuten später verließ der Reporter das Haus, stieg in seinen altersschwachen Buick und fuhr davon. Daß der Wachmann sich das Kennzeichen notiert hatte, war reine Routine.
Von welchem Nutzen es sein würde, konnte er noch nicht ahnen.
***
Gus Lavier schrak zusammen. Jemand kam. Da waren Schritte auf der Treppe. Die Wohnungstür wurde mit dem Schlüssel geöffnet.
Dann trat der Besucher in das Wohnbüro.
Gus Lavier stand Gus Lavier gegenüber.
»Hallo, Gus«, sagte Gus Laviers Körper. »Ich hoffe, du hast dich nicht gelangweilt.«
»Du - bist Lydie«, stieß er hervor. »Du hast mir meinen Körper gestohlen!«
»Ausgeliehen«, verbesserte die Frau in dem Männerkörper spöttisch grinsend. »Nur ausgeliehen. Ich brauchte ihn ein wenig. Du möchtest ihn sicher zurück haben? Er ist sogar unversehrt - wenn man mal von den Blessuren absieht, die er vorher hatte. Aber es ist nichts dazu gekommen.«
Gus in Lydie Leders Körper zitterte vor Zorn und Abscheu.
»Warum?« keuchte er. »Warum nur hast du das getan?«
»Du wirst es bald erfahren«, sagte sie. »Aber nun laß uns den Tausch rückgängig machen.« Sie packte Gus am Arm und setzte ihn zum Schlafzimmer.
»Ich will das nicht«, stöhnte Gus in Ly dies Körper. »Laß das sein…«
»Ach, stell dich nicht so spröde an«, murmelte die Hexe. »Es geht nun mal nicht anders. Der Verstand, das Wachbewußtsein und auch das Unterbewußtsein müssen vollständig ausgeschaltet sein. Total. Denn sonst sperren sie sich dagegen, einen Körper zu verlassen. Ich selbst kann es kontrollieren, ich kann meinen Geist soweit öffnen, denn ich habe es gelernt. Du aber nicht. Und die beste Möglichkeit, jede Kontrolle abzuschalten, ist eben Sex.«
»Ich hasse dich«, keuchte Lavier.
»Das stört mich nicht sonderlich.«
Lavier schrie, als Lydie Leclerc über ihn herfiel.
Aber er bekam seinen Körper zurück.
Als er wieder erwachte, war es früher Morgen, und er war wieder er selbst. Lydie Leclerc war verschwunden. Aber sie hatte etwas zurückgelassen. Es lag auf dem Schreibtisch neben dem Foto von Ania.
Es war eine Pistole mit vorgeschraubtem Schalldämpfer.
Und da begann Gus Lavier zu fürchten, daß es besser gewesen wäre, wenn er nicht in seinen eigenen Körper zurückgekehrt wäre…
***
Lydie Leclerc lachte zufrieden. Sie hatte geschafft, was sie wollte. Auf sie selbst würde nicht einmal der Schatten eines Verdachtes fallen. Und jetzt war sie frei.
Keine Scheidung.
Sie würde das gesamte Vermögen erben. Und sie war frei.
Frei für Etienne Moraui, mit dem sie bereits erste zarte Kontakte geknüpft hatte. Bald würde sie ihre Hände auch nach seinem Vermögen ausstrecken. Reichtum und Macht lockten sie. Sie wollte alles, und die Magie, die der Alte sie gelehrt hatte, war das beste Mittel zum Zweck.
Wieder lachte sie, als sie an Gus Lavier dachte, ihr anderes Opfer, ihr Werkzeug. Vom praktischen Nutzen einmal ganz abgesehen, war es für sie eine interessante Erfahrung gewesen, in einem männlichen Körper zu stecken. Und es war noch interessanter, den Sex einmal aus der anderen Perspektive zu erleben.
Das alles verdankte sie dem Toten, dem Alten in seiner niedergebrannten Hütte. Lydie Leclercs Lachen ging in ein Lächeln über.
Von Anfang an war es ihr immer nur um Macht und Reichtum gegangen. Zu spät hatte der Alte es bemerkt. Da war es bereits zu spät gewesen, denn sie wußte jetzt all das, was sie brauchte. Eigentlich mußte sie ihm
Weitere Kostenlose Bücher