0318 - Die Zombie-Hexe von Tahiti
mitzuteilen.
Er war doch schon von der Schwarzhaarigen in Staub verwandelt worden…
Die Schwarze! Es brannte in Rao-Toas Herzen. Ja, der Alte hatte recht. Sein Schüler gierte nach Rache. Die Schwarzhaarige mußte für den Mord bezahlen. Und Rao-Toa war gewillt, all das, was er von seinem Meister über Magie gelernt hatte, gegen die Schwarze einzusetzen, um das Verderben über sie kommen zu lassen. Er hoffte, daß er stark genug dafür war.
In diesem Moment hatte auch sein Herz den rechten Pfad verlassen und wandelte bereits im Zeichen des Bösen.
In einer anderen Daseinsspjiäre aber jagte ein Gedanke durch die Ewigkeit, der klagte und bedauerte, daß er den Rächer nicht anderen Sinnes werden lassen konnte. Sein Einfluß war erloschen, denn er war tot. Der Rächer aber lebte.
Rao-Toa war zum erbittertsten Feind der Schwarzhaarigen geworden, und damit auch zu seinem eigenen größten Feind.
***
Nicole zuckte zusammen.
»Da war es wieder«, sagte sie.
Zamorra war elektrisiert. »Dieser positive Geist?« fragte er leise. Nicole nickte. Ihre Finger trommelten einige Sekunden lang nervös einen komplizierten Takt auf die Tischplatte, an der sie sich nach dem Tanz wieder niedergelassen hatten.
»Diesmal konnte ich eine Richtung erkennen«, sagte Nicole. »Ich glaube, dieser Geist befindet sich ein Stück im Landesinneren, nordwärts.«
»Bist du sicher?«
»Nicht hundertprozentig, aber immerhin«, sagte sie. »Er war deutlicher zu verstehen. Trotzdem konnte ich den Sinn nicht erkennen. Ich glaube, es war eine Unterhaltung, die nicht für mich bestimmt war. Der Geist ist traurig. Eine Seele weint.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Unwillkürlich tastete er zur Brust, wo unter dem Hemd Merlins Stern am silbernen Halskettchen hing. Aber Merlins Stern reagierte nicht auf das, was Nicole spürte.
»Meinst du, daß wir uns vielleicht doch darum kümmern müßten?« fragte Zamorra unruhig.
»Ich glaube nicht«, sagte Nicole. »Noch nicht.«
Ein eigenartiger Klang schwang in ihrer Stimme mit, als spüre sie bereits eine nahende Gefahr. Aber niemand von ihnen ahnte, aus welcher Richtung diese Gefahr wirklich kommen würde…
***
Es stimmte nicht ganz, als Olivier Leclerc behauptete, er habe Lydie seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Er hatte sie sogar sehr deutlich gesehen. Sie war mit einem der Gäste im Haus verschwunden.
Er kannte den Mann.
Er gehörte zum Geldadel und war wie Leclerc Millionenschwer. Ganz reichte sein Besitz zwar nicht an Leclercs Grundkapital heran, schon gar nicht an die vereinigten Besitztümer von Olivier und Lydie, aber immerhin konnte er sich ein eigenes Flugzeug leisten. Und er hatte es, wie Leclerc, nicht nötig, selbst zu arbeiten.
Das alles machte ihn in diesem Moment aber für den Gastgeber nicht sympathischer. Warum war Lydie ausgerechnet mit Etienne Moraui im Haus verschwunden, nachdem sie vorher fast eine Viertelstunde lang sehr eng getanzt hatten? Grenzenlose Eifersucht flammte in Leclerc auf. War dieser Kerl etwa derjenige, der ihm seine Frau abspenstig machte, der für die radikale Veränderung in ihrem Wesen verantwortlich war?
Olivier Leclerc stürmte durch das Haus nach oben, wo sich die Schlafgemächer befanden. Aber dort befand sich niemand. Die ganze obere Etage war leer!
Leclerc stoppte. Hier stimmte etwas nicht. Er rannte wieder nach unten und stieß mit Etienne Moraui zusammen. Der Flugzeugeigner war allein!
»Wo ist Lydie?« zischte Leclerc ihn wütend an.
»Oh, pardon, das wollte ich Sie gerade fragen, Monsieur«, brachte Moraui hervor. »Wir hatten getanzt, sie bat mich, sie ins Haus zu begleiten, weil ihr ein wenig schwindlig geworden sei, und dann ließ sie mich einfach stehen und verschwand.«
»Erzählen Sie das dem Weihnachtsmann«, knurrte Leclerc. »Aber nicht mir. Wo ist sie?«
»Das weiß ich doch wirklich nicht. Warum sind Sie so feindselig. Monsieur Leclerc? Oh«, und er lachte plötzlich leise auf, »ich glaube fast, Sie sind eifersüchtig? Auf mich etwa? Weil ich ein wenig mit Ihrer Gattin getanzt habe? Aber mein lieber Monsieur Leclerc, das ist doch, lächerlich. Finden Sie nicht auch?«
Olivier Leclerc fand nicht. Aber er sah, daß er Moraui nichts beweisen konnte. Er würde sich in diesem Mann höchstens einen unversöhnlichen Feind schaffen, wenn er darauf beharrte. Und wenn sich dann herausstellte, daß Moraui vielleicht wirklich unschuldig war…
Leclerc ballte die Fäuste.
Er ließ Moraui stehen und hastete weiter durch die
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