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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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gern gut getrunken und gegessen. Abgesehen davon ein völlig gesunder Organismus.
    „Also?“
    „Ich brauche genaue Tests, um eine Diagnose zu stellen“, sagte ich. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mit Dr. Nelsy über Ihren Fall spräche?“
    „Wo denken Sie hin, Herr Doktor! Er ist ja auch mein Freund. Wenn mich meine Frau schon in die Arme der Medizin getrieben hat, so muß ich da wohl noch eine Weile bleiben.“
    „Ich brauche eine Röntgenaufnahme. Das ist das Dringendste. Und hören Sie auf, sich daheim zu vergraben, Huglan! Sie sollten ausgehen. Sie sollten so leben wie bisher.“
    „Als Hinkebein! Die Idee gefällt mir nicht, Herr Doktor!“
    „Dem kann man mit einem Spezialschuh abhelfen. Es gibt doch Leute, die weitaus stärker hinken als Sie, Huglan.“
    „Nur wird ihr linkes Bein nicht immer länger und länger!“
    „Jedenfalls verschreibe ich Ihnen für den Augenblick nichts anderes.“
    Ich blieb noch einige Minuten und plauderte mit ihnen. Es gelang mir, ihn ein wenig aufzuheitern. Aber mich selbst bedrückten diese rätselhaften Fälle, und ich fragte mich andauernd, worum es sich wohl handeln könnte.
     

     
    An diesem Vormittag habe ich keine dringenden Fälle, und so fuhr ich direkt zu Leon Nelsy. Ich fand ihn in der Bibliothek der Klinik, wo er ein Buch über Knochendeformationen studierte.
    Ich erzählte ihm, woher ich eben kam.
    „Pierre Huglan?“ rief er ungläubig. „Das wird ja eine Epidemie! Wir müssen ihn hierherbringen und alle Analysen und Untersuchungen machen, die nur möglich sind. Irgend etwas muß sich dabei ergeben.“
     

     
    Eine Epidemie. Nelsy hatte es angesprochen. Aber welch seltsame Epidemie!
    Am selben Abend tief mich mein Kollege, Dr. Sirval, an.
    „Lieber Freund“, sagte er. „Ich habe gehört, daß Nelsy und Sie auf einige merkwürdige Fälle gestoßen sind. Heute war eine meiner Patientinnen hier, eine Madame Dorne aus dem Nachbarort, Lourcenat. Sie hat ein Gewächs am Nacken, etwa drei bis vier Zentimeter lang und daumendick. Es scheint mir gutartiger Natur zu sein, ist völlig schmerzlos und mit normaler Haut bedeckt. Es ähnelt weder einem Tumor, noch einem jener harmlosen Gewächse, die wir gut kennen und die zuweilen gewaltig groß werden. Das Ungewöhnliche dabei ist, daß die Frau darauf beharrt, das Gewächs sei erst vor etwa vierzehn Tagen entstanden, was mir ganz und gar unglaublich erscheint.
    Nun wollte ich Sie fragen, ob es zwischen diesem Fall und den Ihren irgendeine Ähnlichkeit gibt. Ich möchte Sie sehr um Ihre Meinung dazu bitten, Herr Kollege.“
    Ich antwortete, daß das wohl offensichtlich war, Nelsy und ich aber selbst nicht wüßten, was wir davon zu halten hätten.
    „Das ist beunruhigend“, meinte Sirval. „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die Patientin möchte, daß ich sie operiere.“
    „Ich würde damit noch etwas warten“, meinte ich vorsichtig.
    „Das ist auch meine Ansicht“, sagte er fest. „Und ich habe es ihr auch gesagt.“
    „Ich würde überhaupt ein Treffen mit unseren Kollegen hier in Hercenat vorschlagen“, sagte ich. „Wir sollten sie auf dem laufenden halten und uns untereinander beraten.“
    „Gut“, meinte er. „Wann Sie wollen.“
     

     
    Ich will mich kurz fassen. Innerhalb von vierzehn Tagen hatten meine Kollegen und ich neun neue Fälle festgestellt, die sich nahtlos an die vorhergegangenen anfügten: unerklärliche Vergrößerungen an einem Knie eines Bauern, Verkürzung des kleinen Fingers an der linken Hand eines jungen Mädchens. Verlängerung der Nase eines alten Mannes und einige rasch wachsende Gewächse bei verschiedenen Personen.
    Der Zeigefinger des kleinen Sohnes der Fleischerin war noch kürzer geworden, und der Kleine war nervös und blaß. Die große Zehe des Mechanikers war weiter gewachsen. Der junge Mann kam täglich in die Klinik und lag Nelsy in den Ohren, ihn zu operieren. Nelsy blieb jedoch hart, mit Recht, denn die Folgen einer solchen Operation waren unabsehbar. Huglans Bein wurde immer länger, und der aktive, lebenslustige Mann wurde zusehends stiller und bitterer. Er war völlig erschöpft und sprach häufig von Selbstmord.
    Firmin, der junge Bauer, kam nicht mehr in meine Praxis. Also fuhren Leon und ich hinaus auf den Hof seiner Eltern und sprachen dort mit ihm. Sein Wesen war unverändert. Er war immer noch der simple Junge, und die Tatsache, daß er nun eine Stupsnase besaß, deren Nasenlöcher fast senkrecht standen, schien ihn nicht aus dem

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