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032 - Die magische Seuche

032 - Die magische Seuche

Titel: 032 - Die magische Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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wie schnell es gegangen war.
    „Wirklich unglaublich“, sagte er. „Man sieht ganz deutlich, daß auf dieser einen Stelle Regen gefallen ist. Es war vermutlich eine Art Tornado in Kleinstausgabe, aber trotzdem unerklärlich. Das Wetter ist augenblicklich unveränderlich schön, ich habe die detaillierte Wettervorhersage der meteorologischen Station gelesen. Das Wetter bleibt auch schön.“
    „Der Himmel hat sich nicht plötzlich an einer Stelle verfinstert?“ fragte ich. „Sie haben keine plötzliche Helligkeit bemerkt?“
    „Aber nein! Aber ich war gewiß noch mehr als zwei Kilometer entfernt, als das hier geschah. Unglaublich! Ich weiß, was ein Tornado ist, ich habe einen in Sizilien miterlebt. Da muß ich allerdings sagen, daß die beiden Erscheinungen keine Ähnlichkeit miteinander haben. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Ich auch nicht. Es ist erschreckend.“ Die Gegenwart Portiers beruhigte mich etwas.
    „Ich werde Sie nach Hause bringen, Herr Doktor. Sie haben großes Glück gehabt, daß Ihnen nicht mehr passiert ist.“
    „Ja, das glaube ich auch.“
     

     
    Lucie erschrak maßlos, als sie mich in meinem Zustand erblickte. Ich war schmutzig, meine Kleidung war zerrissen und Gesicht und Hände waren zerkratzt.
    Portier hatte offensichtlich von meinem Abenteuer erzählt. Am nächsten Morgen brachte das lokale Blatt einige Zeilen unter dem Titel: Meteorologisches Phänomen führt zur Straßenunfall.
    Die Woche verging ohne besondere Vorkommnisse. Am Samstag war unter meinen Patienten ein großer Mann, Voutel, der Eigentümer eines Warenhauses auf dem Kirchenplatz. Er war seit einiger Zeit mein Patient wegen eines Bruches, den er sich nicht operieren lassen wollte. Daher kam er regelmäßig zur Behandlung. Aber diesmal kam er wegen etwas anderem.
    Er hielt mir seinen riesigen Daumen hin, auf dem etwa dreißig Warzen erschienen waren.
    „Sie wachsen sehr schnell“, sagte er. Er war sehr besorgt.
    „Bin ich auch zum Tod verurteilt?“ fragte er.
    Um ehrlich zu sein, ich konnte ihm nichts absolut Sicheres dazu sagen. Aber es gab für mich kaum einen Zweifel. Wieder ein Fall.
    Um am selben Tag entdeckte Dr. Sirval einen weiteren, in einem kleinen Dorf in der Umgebung von Hercenat. Er informierte außer mir auch die anderen Kollegen aus der Stadt davon. Er erzählte außerdem, daß zwei Familien vom Hügel die Stadt verlassen hatten, aus Angst, sie könnten von der seltsamen Epidemie angesteckt werden. Das überzeugte mich davon, daß die Leute besorgter waren, als ich angenommen hatte.
    Am Sonntag hatte ich keinen Notdienst, und Lucie und ich beschlossen, den Tag an einem kleinen See dreißig Kilometer von Hercenat entfernt zu verbringen. Das Wetter war wunderbar, und wir mochten den hübschen, dunklen See sehr.
    Es war ein romantisches Plätzchen.
    Der See war spiegelglatt und das Wasser verhältnismäßig warm. Wir waren an unserem Lieblingsplatz, einem Streifen echten Sandstrands.
    Wir hatten in einem Restaurant zu Mittag gegessen und waren anschließend zu Fuß um den See spaziert. Es war heiß, und eine halbe Stunde lang schwammen und tauchten wir bis zur Atemlosigkeit. Danach gingen wir an den Sandstrand zurück, um uns etwas zu erholen und später nochmals ins Wasser zu gehen.
    Wir lagen Seite an Seite im warmen Sand Und genossen die Stille. Lucie war für mich das Mädchen, das ich mir erträumt hatte, attraktiv, intelligent, taktvoll, liebenswürdig.
    Wir hielten einander an den Händen, tauschten einige zärtliche Worte aus, und als sie sich zu mir beugte, um mich zu küssen, sagte ich lachend:
    „Ich habe noch gar nicht bemerkt, welch winzig kleine Ohrläppchen du hast, mein Liebling!“
    Ich sagte das, ohne meinen Worten die geringste Bedeutsamkeit zu geben. Normalerweise bedeckte ihr volles, schulterlanges Haar ihre Ohren, aber jetzt hatte sie noch die Badekappe auf, deren Seitenteile ein wenig hochgeklappt waren.
    Während ich bemerkte, wie sie blaß wurde, schoß mir ein entsetzlicher Verdacht durch den Kopf.
    „Meine Ohrläppchen?“ stammelte sie verwirrt und hob die Hände, um sie zu betasten. „Sie sind sehr kurz, sagst du?“
    Sie öffnete nervös ihre Handtasche und holte einen Taschenspiegel heraus.
    Ich erschrak.
    „Ja“, flüsterte sie. „Ja. Sie sind kurz, sehr kurz. Sie sind kürzer geworden. Oh, Georges! Georges, sie sind kürzer geworden!“
    „Aber nein“, sagte ich so ruhig wie möglich. „Das bildest du dir ein, mein Schatz.

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