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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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von einem Stahlseil gezogen versank die Yacht zwischen den aufschäumenden Wellen und riss alle Spuren des Zwischenfalls mit sich in die Tiefe.
    Obwohl Wolkow die Yacht selbst versenkt hatte, hinterließ der Untergang ein flaues Gefühl in seiner Magengrube. Den Seemann in ihm plagte bei diesem Anblick die Angst vor dem Ertrinken, seine militärische Seite fürchtete dagegen, früher oder später genau wie die Franzosen hintergangen zu werden. Nicht dass er Mitleid mit den toten Söldnern verspürte aber der Hass auf die Amerikaner, der die islamistischen Terroristen und seine Besatzung einte, war nur ein schwaches Band, das schnell zerreißen konnte.
    Äußerlich ungerührt ging er mit Ahmed unter Deck und gab den Befehl zum Abtauchen. Die Ballasttanks der Kiew wurden geflutet und der stahlgraue Koloss verschwand innerhalb von zwanzig Sekunden geräuschlos im Meer. Nachdem die Wellen sich beruhigt hatten, strahlte die glitzernde Oberfläche wieder Ruhe und Frieden aus.
    Nur zwanzig Meter unterhalb dieser trügerischen Idylle transportierte die Kiew zehn Einheiten CK-512. Eine mörderische Fracht, die Millionen von Menschenleben bedrohte.
    Die unheilige Koalition aus radikalen Moslems und russischer Marine verlieh dem Religionskrieg eine neue Dimension, doch niemand an Bord konnte ahnen, dass ihre Mission erst über fünfhundert Jahre später enden sollte…
    ***
    Waashton, 17. April 2517
    Stöhnend wälzte sich Matthew Drax von einer Seite auf die andere. Bildfetzen schossen durch seinen Kopf, Fragmente aus einer Vergangenheit, die nicht die seine war. Ahnungen von Wasser, Tiefe, und Meer durchströmten ihn. So wie in New York, als die Wurmparasiten ihn übernehmen wollten. [1]
    Nur tausendfach stärker und verbunden mit etwas Neuem, Übermächtigen…
    Dem unbändigen Wunsch nach Wiedergeburt !
    Die Zeit ist gekommen… Wir warten auf dich!
    Es war, als ob etwas Fremdes, das sich bisher im tiefsten Winkel seines Geistes verborgen hatte, mit aller Macht zum Vorschein käme. Eine heiße Woge flutete durch Matthews Körper, strich an jedem einzelnen Nerv entlang und brachte sein Blut zum brodeln. Schweiß perlte auf der Stirn, brach aus jeder Körperpore, als gärte in ihm etwas Unreines, das nach außen drängte.
    Komm zum Meer… Wir warten auf dich!
    Plötzlich befand er sich wieder an der Küste von Britana. Dort wo er große Schuld auf sich geladen… einen Hinterhalt gelegt… einen Mord begangen hatte!
    »Nein!«, schrie Matt auf. »Es war nicht meine Schuld!«
    Die Bilder der Vergangenheit zersprangen wie ein Barspiegel, der durch eine geworfene Flasche in tausend Stücke geschlagen wird.
    Plötzlich umgab ihn nur noch Finsternis.
    Es dauerte einen Moment, bis Matt realisierte, das er aufrecht im Bett saß. Sein Oberkörper war schweißgebadet, Shorts und Unterhemd klebten an ihm wie eine zweite Haut. Obwohl er wach war, schwang der Albtraum wie eine verstimmte Gitarrensaite in ihm nach.
    »Verdammt, was ist bloß mit mir los?«
    Keuchend wischte er sich über die feuchte Stirn. Es fühlte sich an, als ob er die Finger in Blut tauchen würde. Jeder Quadratzentimeter seines Körpers war mit einem klebrigen, sich langsam erhärtenden Film überzogen, der die Bewegungen zur Qual machte.
    Komm endlich, wir warten auf dich! War es nur ein Echo seines Traumes, das im Kopf nachhallte, oder hörte er die Stimme wirklich? Bevor er die Frage genauer analysieren konnte, schwang er bereits die Beine aus dem Bett. Benommen tastete er nach der olivgrünen Uniform, die noch genauso über dem alten Holzschemel hing, wie er sie abends zuvor darüber geworfen hatte.
    Gemessen an den Standards des 21.
    Jahrhunderts war die Wohnung, die er seit über einer Woche in Waashton bewohnte, die reinste Bruchbude. Gemessen an dem barbarischen Leben, das er während des vergangenen Jahres führen musste, stellte es eine geradezu fürstliche Residenz dar. Es gab fließendes Wasser aus den Dachzisternen und ein Plumpsklo auf dem Gang, das nur von fünf weiteren Mietparteien benutzt wurde. Er musste nicht mal einen Aufpreis dafür zahlen, dass sein Schlafzimmer von der elektrischen Straßenlaterne erhellt wurde, die unter dem Fenster brannte.
    Abgesehen vom Aufenthalt im Pentagon war Matt seinem alten Leben dem vor »Christopher Floyd« - niemals näher gewesen. Grummelnd wollte er zurück auf die Fellmatratze sinken, um den neu gewonnenen Luxus zu genießen; aber irgendetwas hielt ihn aufrecht. Einem Schlafwandler gleich, der nicht Herr

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